Alarmierende Ergebnisse bringt eine in diesem Monat beendete Umfrage des Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad) e. V. ans Tageslicht. Die Umfrage beweist: Aller in den letzten Wochen in manchen Medien kursierender Schönrednerei zum Trotz ist die gegenwärtige Lage der Pflegewirtschaft in höchstem Maße beunruhigend.

Zwei Drittel der befragten Pflegeeinrichtungen melden, dass ihre monatlichen Ausgaben die monatlichen Einnahmen übersteigen und sie deshalb zur Refinanzierung der laufenden Kosten auf andere Quellen zurückgreifen müssen. Mehr als die Hälfte der Verluste machenden Einrichtungen müssen betriebliche Rücklagen zur Überbrückung des finanziellen Engpasses aufzehren. Andere haben (zusätzlich) ein Bankdarlehen aufgenommen (26 %) oder sehen sich gezwungen, sonstige Rücklagen, wie z. B. Privatkapital, zum finanziellen Ausgleich zu verwenden (22 %).

Für die Zukunft sieht der überwiegende Großteil der pflegerischen Einrichtungen schwarz: Auf die Frage, wie die Mitglieder die Zukunftsaussichten ihres Betriebs bewerten, antworteten 76 %, also mehr als drei Viertel, mit „eher negativ“. Die vor allem in den letzten zwölf Monaten in die Höhe geschnellten Personal- und Sachkosten und deren unzureichende Refinanzierung seitens der gesetzlichen Kostenträger haben bei einem Drittel der Pflegeunternehmen zu Reduzierung des Personals geführt.

Zunehmend finden Pflegebedürftige keinen Pflegedienst mehr, der sie versorgen kann. Bei den Pflegeheimen schaut es nicht besser aus: Jede zweite vollstationäre Einrichtung gibt an, in den letzten zwölf Monaten wegen fehlenden Personals Heimplätze reduziert bzw. einen Belegungsstopp ausgesprochen zu haben.

Für die gegenwärtig in stationären Einrichtungen und ambulanten Diensten angestellten Pflegekräfte bedeutet die stetige Zunahme an pflegebedürftigen Menschen eine erhöhte Arbeitsbelastung: 44 % der bad-Mitglieder teilten mit, dass die durch die Tariftreuepflicht angepassten Lohnstrukturen zu einer Verdichtung des Arbeitsaufkommens in der jüngeren Vergangenheit geführt haben.

„Unsere Umfrage bestätigt, was uns zuvor bereits vielfach von Mitgliedern berichtet worden ist: Die Pflege ist in Not! Es besteht absoluter Handlungsbedarf, um den toxischen Entwicklungen, die die pflegerische Infrastruktur gefährden, entgegenzuwirken.“ Man habe deshalb die Kampagne „Pflege ist in Not“ gestartet. „Hiermit möchten wir allen Entscheidungsträgern in der Politik die dramatische Lage noch einmal verdeutlichen, aber auch allgemein die prekäre Lage der Pflegewirtschaft ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.“

Andrea Kapp, Bundesgeschäftsführerin des bad e. V.

Im Rahmen der Kampagne werden der Bundesgesundheitsminister und die jeweiligen für die Pflege zuständigen Länderressorts und Bundestagsabgeordneten angeschrieben und mit den Ergebnissen der bad-Umfrage konfrontiert. Eine Broschüre zur Kampagne stellt des Weiteren die zentralen Forderungen des bad e. V. in aller Deutlichkeit dar.

„Für eine Verbesserung der Situation in der Pflege ist es unerlässlich, gesetzlich für eine vollumfängliche, rechtssichere und unbürokratische Refinanzierung der Kostensteigerung zu sorgen. Die Pflegesachleistungen müssen im Rahmen einer weiteren Pflegereform angehoben und in dem Maße dynamisiert werden, wie die Kosten für die Pflege steigen.“

Andrea Kapp die vom bad e. V.

Die genauen Ergebnisse der bad-Umfrage und die Broschüre zur Kampagne „Pflege ist in Not“ können Sie auf der Homepage des bad e. V. finden.

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