Dass die Kliniklandschaft in Deutschland noch vor weiteren Herausforderungen steht, belegt der BARMER-Krankenhausreport 2025. Demnach gibt es immer mehr demenzkranke Menschen in Deutschland. So wird die Zahl der Betroffenen von derzeit 1,7 Millionen auf rund 2,1 Millionen im Jahr 2040 und 2,5 Millionen im Jahr 2050 steigen. Zudem wird die Zahl der Krankenhausfälle mit einer Demenz von 1,04 auf 1,36 Millionen im Jahr 2040 anwachsen. Das ist eine Zunahme von etwa 31 Prozent. Derzeit werden demenzkranke Patienten besonders häufig wegen Oberschenkelhalsfraktur und Herzinsuffizienz stationär behandelt.

„Schon heute leiden sieben Prozent aller Patientinnen und Patienten im Krankenhaus an Demenz, Tendenz steigend. Für Betroffene ist ein Klinikaufenthalt besonders belastend, nicht nur wegen des ungewohnten Umfeldes, sondern auch wegen des ständigen Wechsels der pflegerischen und ärztlichen Versorgung. Deshalb muss die Prävention von Krankenhausaufenthalten bei dieser Patientengruppe gestärkt werden.“

Prof. Dr. Boris Augurzky, Autor des Krankenhausreports und gesundheitspolitischer Sprecher des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Demenzkranke verstärkt wegen akutem Notfall im Krankenhaus

Wie aus dem Krankenhausreport weiterhin hervorgeht, sind im Jahr 2023 rund 53 Prozent der an Demenz leidenden Krankenhausfälle wegen eines akuten Notfalls wie zum Beispiel einem Sturz behandelt worden. Unter allen Krankenhauspatienten lag dieser Anteil mit 36 Prozent deutlich darunter.

„Verschiedene Maßnahmen helfen, Krankenhausaufenthalte demenzkranker Menschen möglichst zu vermeiden. Zum einen kann der verstärkte Einsatz telemedizinischer Monitoring-Systeme helfen, eine zunehmende Herzinsuffizienz frühzeitiger zu erkennen und entsprechend entgegenzuwirken.“

Prof. Dr. Boris Augurzky

Zum andern könnten Strategien zur Sturzprävention wie die Mobilitätsförderung helfen, verletzungsbedingte Klinikaufenthalte zu vermeiden.

Elf Prozent der Patienten mit Demenz erleiden Delir im Krankenhaus

Laut Krankenhausreport ist die Behandlung demenzkranker Patienten besonders herausfordernd. Dazu gehört auch das Erkennen eines Delirs. Dies wird oft übersehen oder für eine „normale“ Verhaltensauffälligkeit bei Demenz gehalten. Dabei handelt es sich um eine eigenständige, potenziell lebensgefährliche Komplikation. Bei drei Prozent aller Krankenhausfälle in Deutschland kommt es zu einem Delir, aber bei Demenzpatienten steigt dieses Risiko auf elf Prozent. Derzeit werden nur fünf Prozent der stationär versorgten Patienten mit Demenz in Kliniken mit einem speziellen Demenzkonzept behandelt. Dieses berücksichtigt die fachliche und menschliche Begleitung Betroffener besonders. Zur Prävention eines Delirs gehört etwa der Einsatz von Uhr und Kalender im Patientenzimmer oder das Einbinden der Familienangehörigen mit flexiblen Besuchszeiten. Zudem ist die begleitende Aufnahme Angehöriger während des Krankenhausaufenthaltes als Kassenleistung möglich.

„Die Versorgung demenzkranker Patientinnen und Patienten im Krankenhaus muss verbessert werden. In einem ersten Schritt bedarf es einer einheitlichen und evidenzbasierten Definition mit Mindeststandards für Demenzkonzepte in der stationären Versorgung.“

Prof. Dr. Boris Augurzky

Lesen Sie hier den kompletten Krankenhausreport.

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