Der BRK Bayerische Rote Kreuz Kreisverband Kronach ist mit über 1200 ehrenamtlichen und 500 hauptamtlichen Mitarbeitern eines der führenden Dienstleistungsunternehmen der Sozialwirtschaft im Landkreis Kronach.

Mit umfassenden Versorgungsangeboten, für alle Altersgruppen, leistet der BRK Kreisverband Hilfe und Beratung in sämtlichen Lebenslagen: Von der Rettung über die Pflege bis hin zu umfangreichen Betreuungsangeboten für Kinder und Jugendliche bietet der Verband ein nahtloses Betreuungs- und Versorgungsnetzwerk und damit „Lebensqualität für Generationen“. Roland Beierwaltes ist seit 2009 Kreisgeschäftsführer des BRK Kreisverbandes Kronach mit 30 Standorten. Wir haben mit Herrn Beierwaltes über ablaufoptimierte Prozesse gesprochen: wo sie anfangen, wer sie gestaltet, was es im Unternehmen braucht und welche Faktoren hilfreich sind.

Herr Beierwaltes, bitte skizzieren Sie kurz die wichtigsten Prozesse in 
Ihrem Kreisverband. 

Der BRK Kreisverbandes Kronach ist „Premiumpartner“ in den Segmenten Rettung, Hilfeleistung, Pflege, Beratung, Betreuung, Servicedienste, Wohnen im Alter, Beruf und Familie sowie ganzheitliches betriebliches Gesundheitsmanagement für Bürger, Unternehmen und Kommunen im Landkreis Kronach/Oberfranken. Mit diesen Prozessen beziehungsweise Leistungsmodulen organisieren wir zusammen mit weiteren Akteuren „Lebensqualität“ in und für unsere Region. Wir stellen uns den Herausforderungen des demografischen Wandels und entwickeln Lösungen, damit erfolgreich umzugehen.



Welche Faktoren spielen beim Gelingen dieser Prozessabläufe eine entscheidende Rolle? 

Veränderungen und Weiterentwicklungen beginnen immer im Kopf. Das heißt konkret:

Es sind die Menschen, die Dinge voranbringen, Zukunft denken und gestalten oder auch die Schwierigkeiten haben, gewohnte Strukturen, Komfortzonen zu verlassen.

Dies gilt sowohl im ehrenamtlichen als auch im hauptamtlichen Bereich. Um ein Unternehmen weiterzuentwickeln und zukunftsfähig zu machen, ist es eine der wichtigsten Führungsaufgaben, Menschen mitzunehmen, sie zu befähigen und zu begeistern. Voraussetzung dazu ist eine kurz-, mittel- und langfristige Zielplanung sowie eine klare Unternehmensstrategie. Sie sind das Fundament, um insbesondere auch die mittlere Führungsebene zu gewinnen. Denn diese haben eine Schlüsselposition als MitunternehmerInnen und wichtiges Bindeglied zu unseren MitarbeiterInnen. 

Welchen Einfluss hat Führung auf ablaufoptimierte Prozesse? 

Der Erfolg von Veränderungsprozessen hängt entscheidend von der Bereitschaft und den Fähigkeiten der Führungskräfte ab. In unserem Kreisverband sprechen wir im Rahmen der Führungskräfte von den „UnternehmerInnen im Unternehmen“. Wir hinterfragen sehr genau in Mitarbeitergesprächen die Rollen unserer Führungskräfte. Verfügen sie, neben ihrem hervorragenden Fachwissen, auch über genügend Know-how im Bereich der Mitarbeiterführung? Haben wir vorhandene Talente erkannt und sie auch entsprechend zu Führungskräften entwickelt? Gibt es Möglichkeiten im Unternehmen, auch Karriere im Projektbereich zu machen? Das sind wichtige Fragen, um mit Führungskräften Abläufe zu optimieren. 

Welche Kernkompetenzen braucht zukunftssichere Führung

Führungskräfte als Mit-UnternehmerInnen übernehmen Verantwortung, entwickeln, leiten und nehmen Menschen mit, durch Wissen, Überzeugungskraft und vor allem durch Begeisterungsfähigkeit. Führungskräfte müssen ihren Verantwortungsbereich tatsächlich „führen“, wie es der Begriff auch ausdrückt.

Führungskräfte sollten sich darüber klar sein, dass eine besondere Herausforderung aber auch die größte Chance eines Unternehmens bei den MitarbeiterInnen liegt.

Dabei unterstützen wir unsere Führungskräfte durch ausgewählte Fort-, Weiterbildungs- und Coachingangebote in den Themenbereichen Kommunikation, Zeit-, Konfliktmanagement über „gesundes Führen“ bis zum Resilieztraining. 

Was war die einschneidendste Prozessveränderung, die Sie in Ihrer Tätigkeit als Kreisgeschäftsführer begleitet haben? 

Die größte Herausforderung war in der stationären Pflege die Umstellung von der Bereichspflege hin zu Hausgemeinschaften – und dies zeitgleich verbunden mit einem Neubau und einer Bestandssanierung bei laufendem Heimbetrieb. Im Bereich des Rettungsdienstes war es die Übertragung von Führungskompetenzen und die Entwicklung des Mit-Unternehmertums auf die Leitungen von vier Rettungswachen. Eine andere weitreichende Prozessveränderung war die Ausweitung des Leistungsportfolios mit der Entwicklung eines Familienmanagement-Konzeptes für Unternehmen der Region. 

Wie binden Sie Ihre MitarbeiterInnen bei der Prozessgestaltung ein, hier insbesondere die sehr hohe Zahl ehrenamtlicher MitarbeiterInnen? 

Unsere MitarbeiterInnen werden insbesondere durch die mittlere Führungsebene kontinuierlich über Veränderungsprozesse informiert. Sie werden in Projektgruppen eingebunden und haben in gemischten Teams die Möglichkeit der Beteiligung und der Mitentwicklung. Intensiv unterstützen wir auch durch den Einsatz eines hauptamtlichen Ehrenamt-Managers, der unseren ehrenamtlichen MitarbeiterInnen insbesondere auch nach 17.00 Uhr und an den Wochenenden mit Rat und Tat zur Verfügung steht. Sehr gut bewährt hat sich die Projektarbeit mit gemischten Teams aus Haupt- und Ehrenamtlichen, zum Beispiel im Katastrophenschutz. 

Welche Bedeutung kommt einer ablauforientierten Einrichtungskonzeption bei Unternehmensprozessen zu? 

MitarbeiterInnen werden ein immer knapperes Gut. Deshalb gilt es, mit optimierten Einrichtungskonzepten die menschlichen Ressourcen für die Arbeit am Menschen freizusetzen. Dabei hilft oft der Blick von außen und die Erfahrung von Fachleuten im Einrichtungsbereich. Hier liegt der Fokus darauf, welchen Beitrag ein ablauforientiertes Einrichtungskonzept hinsichtlich Zuwendung, Hygiene, Workflow, psychischer sowie physischer Gesundheit bietet. Dieses gilt es, angemessen bei der prozessualen und strukturellen Gestaltung von Pflege-, Behandlungs- und Betreuungseinrichtungen zu bedenken. 
Wichtig ist, interdisziplinär vernetzt zu denken und zwar mit sämtlichen Folgen für die Personal-, Kapazitäts- Versorgungs- und Architekturplanung. Um dieses zu leisten, ist ein professioneller strategischer Partner notwendig, der eng in die Unternehmensprozesse eingebunden ist. Bei dem BRK Kreisverband Kronach haben wir zahlreiche innovative Einrichtungslösungen mit unserem Partner WIBU entwickelt und können hier beste Erfahrungswerte verzeichnen. Bei den umgesetzten Projekten handelt es sich um die gesamte Bandbreite professioneller Einrichtungskonzeptionen von generationengerechten Nasszellen im Bestandsgebäude über Küchenlösungen in unseren Hausgemeinschaften+ bis hin zu umfassenden Lebensweltenkonzepten.
  

Welche zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie in Hinblick auf Einrichtungskonzepte und Prozessoptimierung?

Wir sehen in der Gestaltung von ablauforientierten Einrichtungskonzepten kombiniert mit den Möglichkeiten der Digitalisierung einen wesentlichen Ansatzpunkt insbesondere den Fachkräftemangel zu entschärfen. Zukünftig werden Apps, Telemedizin, Medizin 4.0 und andere digitale Lösungen immer mehr Bedeutung im Gesundheits- und Pflegebereich erlangen. Vor diesem Hintergrund werden sich die Einrichtungskonzepte in den nächsten Jahren grundlegend verändern und zu neuen Entwicklungen führen. Pflege-, Behandlungs- und Betreuungseinrichtungen müssen künftig nicht mehr nur eine qualitativ hochwertige medizinische und pflegerische Dienstleistung erbringen, sondern auch eine allumfassende Kultur der Gesundheit und des Wohlbefindens vermitteln. Dafür sind ganzheitlich gedachte und geplante Einrichtungskonzepte unabdingbar. Ziel muss es sein, durch intelligente Planung und innovativen Einsatz von Einrichtung, Technik und IT unseren MitarbeiterInnen mehr Freiraum zu schaffen: ein Mehr an Zeit für die nicht zu ersetzende Arbeit an und mit den uns anvertrauten Menschen. 

Herr Beierwaltes, welcher Prozess liegt Ihnen für die Zukunft Ihres Kreisverbandes besonders am Herzen und wie möchten Sie diesen anstoßen? 

Wir sehen uns als entscheidender Partner für Menschen, Unternehmen und Kommunen in unserer Region. Unser Vorsatz ist es, statt die demografischen Entwicklungen zu fürchten, diese gemeinsam zu gestalten. Hierfür werden wir unser bundesweit einmaliges Familienmanagement-Konzept „Lebensqualität für Generationen“ mit derzeit 20 Unternehmen und vier Kommunen weiterentwickeln. Unser strategischer Ansatz ist „Lebensqualitäts-Management“ oder auch neudeutsch „Smart Social Engeneering“. Dafür haben wir beste Voraussetzungen durch Entwicklungspartnerschaften mit Unternehmen, Hochschulen, Kommunen und vor allem durch unsere motivierten und prozessorientierten MitarbeiterInnen.

Herr Beierwaltes, vielen Dank für das Interview! Weitere Informationen: www.brk-kronach.de und www.wibu-gruppe.de

Foto: Copyright BRK Kreisverband Kronach 

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