„Wir brauchen jetzt die schnelle Auszahlung des Pflegebonus an alle Pflegefachpersonen, ein Mindesteinstiegsgehalt von 4.000 Euro in der Pflege und Arbeitsbedingungen, die den Menschen wieder in den Mittelpunkt der Versorgung stellen“, kommentiert Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer, die Ergebnisse einer Mitgliederbefragung, die im Auftrag der Pflegekammer durchgeführt wurde. „Zwar hat die Corona-Krise die Missstände bei den Rahmenbedingungen für die professionelle Pflege in den Blick der Öffentlichkeit gerückt und Initiativen wie den Pflege-Bonus hervorgebracht, die Probleme wirken aber schon seit vielen Jahren und können sicherlich nicht durch Klatschen auf Balkonen verbessert werden“, so Mai weiter.

Die Studie verfolgt das Ziel, grundlegende Informationen zur beruflichen Situation der professionell Pflegenden in Rheinland-Pfalz zu erhalten, beispielsweise zum Ausmaß der beruflichen Belastung, zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zu Belastungsfaktoren oder zur Personalnot. Die Ergebnisse machen deutlich, dass beruflich Pflegende trotz einer hohen intrinsischen Motivation und Freude an ihrem Beruf mit ihrer beruflichen Situation und ihrem Einkommen deutlich unzufriedener sind als der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. So antworteten 78 % der Befragten, der Beruf mache Ihnen Freude, jedoch bewerteten sie die Zufriedenheit mit dem Beruf mit durchschnittlich 5,3 von 10 Punkten (Gesamtbevölkerung (2016): 7,0) und die Zufriedenheit mit dem Einkommen mit 5,1 von 10 Punkten (Gesamtbevölkerung (2016): 6,4).

„Noch immer ist das Gehaltsgefüge höchst ungleich verteilt und insbesondere im Bereich der Altenpflege weit unter dem, was eine professionelle Pflegefachperson verdienen sollte. Das von uns seit Jahren vorgeschlagene Mindesteinstiegsgehalt von 4000 Euro im Monat wäre ein wichtiger Schritt, um die Ungleichheit zwischen Kranken- und Altenpflege endlich aufzubrechen.“

Dr. Markus Mai

Diese Ungleichheit spiegle sich auch in den bisherigen Regelungen für den Corona-Pflegebonus des Bundes wieder. Es sei die richtige Entscheidung von Bundesgesundheitsminister Spahn, dem öffentlichen Druck und dem Drängen der Pflegekammern endlich nachzugeben und den Pflegebonus auf den Krankenhaussektor auszuweiten. Es sei nicht nachvollziehbar, warum zwar jene Pflegefachpersonen in Einrichtungen der Altenhilfe den Bonus erhalten sollten, jene in Krankenhäusern jedoch nicht. „Wir haben unermüdlich bei den Entscheidungsträgern auf eine Ausweitung des Pflegebonus auf den Krankenhaussektor gedrängt und werden nun weiter auf eine schnellstmögliche Auszahlung des Bonus an alle Pflegefachpersonen hinwirken“, verweist Mai auf zahlreiche Initiativen der Landespflegekammer in den vergangenen Wochen und Monaten.

Natürlich seien die Probleme in der beruflichen Pflege nicht durch Boni oder mit dem Gehalt allein lösbar. Die Rahmenbedingungen müssten grundsätzlich verbessert werden. „Die Befragung zeigt deutlich, dass die überwiegende Mehrheit der Pflegefachpersonen ihrem Beruf positiv gegenübersteht und sie pflegerische Tätigkeiten gern ausüben. Neben dem Gehalt müssen sich aber die Arbeitsbedingungen deutlich verbessern, damit Pflegende so arbeiten können, dass sie sich auf das Wesentliche in der professionellen Pflege konzentrieren können. Neben einer Personalausstattung, die den entsprechenden pflegewissenschaftlichen Standards entspricht, sind auch neue Arbeitszeitmodelle, eine moderne Organisationskultur sowie die Neuorganisation der interprofessionellen Aufgabenteilung wichtige Bausteine, um ein Ausbluten der professionellen Pflege in Deutschland zu verhindern“, so Mai abschließend.

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