Wie kann die Gesundheit einer ganzen Bevölkerung grundlegend verbessert werden? Dieser Frage sind Fachleute in einer Initiative nachgegangen, die vom Wissenschaftsverlag Springer Medizin und dem forschenden Pharmaunternehmen Pfizer vor über einem Jahr gestartet wurde. Auch die Erkenntnisse aus der Coronavirus-Pandemie sind mit eingeflossen. Das Ergebnis ist ein Zehn-Punkte-Plan, die sogenannte Berliner Erklärung. Sie ist am 24. September 2020 im Rahmen des Hauptstadtkongress Digital in Berlin vorgestellt worden. Der Präsentation folgte eine Diskussionsrunde, an der hochrangige Gäste aus der Gesundheitspolitik teilnahmen. Schirmherr der Initiative ist Professor Dr. med. Reinhard Busse.
„Konsequent gedachte Vorsorge muss weit über die Grenzen des Gesundheitssystems hinaus reichen und viele gesellschaftliche Bereiche wie Bildung, Arbeit, Verkehr oder Umwelt mit einschließen.“
Professor Dr. med. Reinhard Busse, Gesundheitsökonom
Das seit 2015 bestehende Präventionsgesetz zeige zwar grundsätzlich politischen Willen, es reiche aber bei weitem nicht aus für Herausforderungen der heutigen Zeit. Die Pandemie ausgelöst durch das SARS-CoV-2-Virus zeige deutlich, dass ohne Gesundheit andere gesellschaftliche Werte gefährdet seien.
Deutschland brauche deshalb eine „Health in All Policies“. Als eine der zehn zentralen Maßnahmen schlägt die Initiative deshalb auch die Einrichtung eines Gesundheitskabinetts innerhalb der Bundesregierung vor. Ein solches Kabinett hat sich in der Corona-Krise bewährt. Es sollte verstetigt werden und sicherstellen, dass konsequent gesundheitliche Belange bei allen politischen Entscheidungen berücksichtigt werden.
Als Schwergewicht in der gesundheitspolitischen Fachkommunikation hat sich Springer Medizin dieses Thema schon länger auf die Fahne geschrieben, wobei die Ärzte Zeitung beschlossen hat, dass Publizieren allein nicht mehr ausreiche und Taten folgen müssten: „Wir wünschen uns, dass Gesundheitsförderung zukünftig größer gedacht wird,“ sagt Wolfgang van den Bergh, Chefredakteur der Ärzte Zeitung vom Springer Medizin Verlag. „Wir nehmen unseren journalistischen Versorgungsauftrag sehr ernst und möchten Impulse geben. Ich hoffe sehr, dass wir mit der Berliner Erklärung einen wichtigen Beitrag dazu leisten, das Präventionsgesetz als lernendes System zu begreifen und es dort ergänzen, wo es notwendig und wichtig wäre. Von jeglichem Silodenken sollten wir uns verabschieden“.
So luden der Verlag und Pfizer ab dem Sommer 2019 zu drei interdisziplinären Zukunftswerkstätten ein. Über 40 Experten haben sich beteiligt, darunter Haus- und Fachärzte, Gesundheitswissenschaftler und Gesundheitsökonomen, Patientenvertreter sowie Vertreter von Krankenkassen, Unternehmen und der Selbstverwaltung.
Gemeinsam haben sie zehn Thesen mit konkreten Maßnahmen und Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Gesundheitsvorsorge erarbeitet: Dazu zählt neben dem Gesundheitskabinett auch der Ausbau der Gesundheitskompetenz, insbesondere an Kindergärten und Schulen. Nicht-ärztliche Berufe, wie zum Beispiel Pflegepersonal oder auch Apotheker sollten eine stärkere Rolle in der Prävention übernehmen. Auch die ärztliche Vergütung sollte mehr auf Prävention statt nur auf Behandlung setzen.
Die Präventionsarbeit sollte besonders geschwächte Menschen, soziale Schwache und Ältere in den Blick nehmen – und dennoch Setting-übergreifend ansetzen. Die Nutzung von Versorgungsdaten und ein Datenschutz, der sich an Gesundheit ausrichtet, muss der Initiative zufolge eine wichtige Rolle in der Prävention spielen. Gesundheitsbewusstes Verhalten sollte außerdem steuerlich begünstigt, schädliche Produkte hingegen steuerlich stärker belastet werden.
„Prävention muss eine höhere Priorität erhalten, einfacher werden und die Menschen erreichen. Gemeinsam mit Springer Medizin und zahlreichen Experten haben wir erarbeitet, welche Hebel es umzulegen gilt, um die Gesundheitsvorsorge zukunftsfester zu machen“, resümiert Martin Fensch, Mitglied der Geschäftsführung von Pfizer Deutschland.
Die Aufzeichnung von Hauptstadtkongress Digital ist auf Youtube verfügbar unter:
Die Berliner Erklärung ist zu finden unter: