Die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung Claudia Moll (MdB) hat gestern 12 konkrete Vorschläge zur Entbürokratisierung und Effizienzsteigerung in der ambulanten Pflege vorgelegt. Neben der Entlastung pflegender Angehöriger steht insbesondere der effizientere Ressourceneinsatz im Fokus. Claudia Moll: „Es geht nicht immer darum, das Rad neu zu erfinden, sondern unsinnige Dinge abzustellen. Es ist doch Wahnsinn, wenn beispielsweise fünf verschiedene Pflegedienste das gleiche Wohnhaus anfahren. Da brauchen wir bessere Anreize, dass sich Pflegedienste auf bestimmte Gebiete fokussieren und Menschen mit Pflegebedarf auch diesen Dienst beauftragen. Anderseits gibt es Straßen, die gar nicht angefahren werden – nur weil es dort keine freien Parkplätze gibt. Das sind doch Dinge, die man sofort abstellen kann.“
Zusätzlich zu kurzfristig realisierbaren Maßnahmen macht die Pflegebevollmächtigte auch Vorschläge zur effizienteren Versorgungsplanung.
„Ich höre immer wieder, dass Pflegedienste vor dem Problem stehen, wegen einzelner Behandlungspflege-Patienten entweder eine zusätzliche Fachkraft-Tour zu planen oder ihre Fachkraft auch Grundpflege-Klienten aufsuchen zu lassen und Hilfstätigkeiten durchführen. Beides wäre in vielen Fällen ineffizient.Vielleicht gibt es aber einen anderen Dienst, der ohnehin in der Nähe ist, mit dem die Versorgung geteilt werden könnte. Hier brauchen wir ganz neue Möglichkeiten pflegedienstübergreifender Kooperationen, um Fahrzeiten zu reduzieren und Touren effizienter zu machen. Und wir müssen von dieser Idee wegkommen, dass die Fachkraft, einfach weil sie so umfassend qualifiziert ist, am besten auch alles selber macht. Assistenz- und Hilfskräfte sind tolle und für bestimmte Bereiche ebenfalls gut qualifizierte Pflegekräfte. Die müssen wir viel mehr wertschätzen und besser einsetzen.“
Claudia Moll
Einen weiteren Schwerpunkt zur Effizienzsteigerung sieht die Pflegebevollmächtigte in der kompetenzorientierten Arbeitsteilung und der Reduzierung des Arztvorbehalts. Claudia Moll: „Aus eigener Erfahrung weiß ich, wieviel Zeit es kostet, dem Arzt hinterher zu telefonieren, selbst wenn man nur mal eine Paracetamol geben will. Ich freue mich, dass der Bundesgesundheitsminister nun bald Vorschläge zur Stärkung der Kompetenzen von Pflegefachkräften machen wird.“
Mit ihren weiteren Vorschlägen liefert die Pflegebevollmächtigte Denkanstöße, wie beispielsweise die Chancen der Digitalisierung besser genutzt, unterversorgte Gebiete identifiziert und besser versorgt oder die Verbraucherrechte mit einer Genehmigungsfiktion nach drei Wochen gestärkt werden können.
„Wir werden nie wieder so viele Pflegekräfte haben, wohl kaum mehr Geld, aber sicher mehr Menschen mit Pflegebedarf. Darauf müssen wir uns sofort vorbereiten – Zeit ist dabei der kritische Faktor.“
Alle Vorschläge der Pflegebevollmächtigten zur Entbürokratisierung und Effizienzsteigerung in der ambulanten Pflege finden Sie in diesem Diskussionspapier.