Große Wiedersehensfreude bei den Angehörigen, Riesenfrust in der Pflege: Die Aufhebung des Besuchsverbotes in Alten- und Pflegeheimen des Landes NRW zum Muttertag (Sonntag, 10. Mai) stößt auf scharfe Kritik der Ruhrgebiets-konferenz Pflege. Eine Umfrage unter den Gesellschaftern der Arbeitgeberinitiative ergab ein klares Stimmungsbild: „Die Entscheidung von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann kommt zu früh, zu schnell und ausgerechnet an einem Feiertag. Den Trägern der Pflege bleibt kaum Zeit, sich auf die strengen Hygieneregeln vorzubereiten. Dieser Schnellschuss wird für einige Bewohnerinnen und Bewohner leider gefährliche Folgen haben, für die dann die Träger die Verantwortung tragen müssen“, so Ulrich Christofczik, Sprecher der Ruhrgebietskonferenz Pflege und Vorstandsmitglied des Evangelischen Christophoruswerkes in Duisburg mit insgesamt 850 Mitarbeiterinnen.

Dabei haben alle Gesellschafter allergrößtes Verständnis für den Wunsch von Angehörigen, ihre Lieben im Heim endlich wieder persönlich besuchen zu können.

„Wir haben in der Vergangenheit sehr kreative Lösungen gefunden, um Nähe trotz Distanz herzustellen, zum Beispiel durch Fensterspräche oder Skype.“

Ulrich Christofczik

Solange die Seniorinnen und Senioren mobil und orientiert sind, sei das stets gut gelungen.

Ab Sonntag jedoch dürfen Angehörige auch bettlägerige und demenziell veränderte Bewohnerinnen und Bewohner besuchen – mit Maske und Schutzkleidung. Auf eine strenge Einhaltung der Vorschriften muss geachtet werden. Die Einrichtungen sind außerdem verpflichtet, eine Einlasskontrolle zu gewährleisten, um die Besucher namentlich zu erfassen und nach möglichen Corona-Symptomen zu befragen.

„Niemand weiß bis jetzt, wie dieses Screening überhaupt vonstatten gehen soll.“

Ulrich Christofczik

Durch seine „populistische Muttertagsentscheidung“ bürde Laumann der ohnehin bis an die Grenzen belasteten Pflege zusätzliche Arbeit auf, die zudem innerhalb weniger Tage organsiert werden müsse. Hinzu komme, dass die Pflegeheime seit Bekanntgabe der Entscheidung am Dienstag von Anrufen der Angehörigen buchstäblich überrollt würden, die alle wissen wollen, wann und wie sie ihre Lieben besuchen können. Träger berichten von 50 und mehr Anfragen, die täglich beantwortet werden müssen, obwohl das Prozedere der Öffnung noch in der Entwicklung sei.

„Das ist Gesundheitspolitik nach Gutherrenart. Die Pflege wurde nicht gefragt und muss nun die Suppe auslöffeln.“

Ulrich Christofczik
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