Kann die smarte neue Welt eine Erleichterung im Alltag für Pflegende und zu Pflegende bringen oder doch eher nicht? Diese Frage stand über dem Zukunftstag „Digitalisierung in der Pflege“ am 17. April im Jagdschloss Graupa. Katrin Roßberg, die Pflege(netz)koordinatorin des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und CareTRIALOG hatten zum innovativen Veranstaltungsformat eingeladen. Die über 80 TeilnehmerInnen erhielten die Möglichkeit, sich fachlich und praktisch über die Entwicklungen auf dem Gebiet der smarten Technologien im Pflegebereich zu informieren. Prof. Dr. Oliver Schuster (Hochschule Hof) und Prof. Dr. Hans-Jochaim Böhme (HTW Dresden) boten in ihren Vorträgen Einblicke in die Möglichkeiten und Herausforderungen des Einsatzes von smarter Technologie und Robotik in der Pflege. 

Es zeigte sich: Vieles ist heute schon möglich. Doch leider müssen AnwenderInnen noch immer viel Fachwissen mitbringen, um erfolgreich mit Hilfe innovativer Produkte die für sie relevanten Probleme zu lösen.

Einen ersten Schritt, um die notwendigen Informationen zu erhalten, konnten die Teilnehmenden an den Thementischen des anschließenden World Café gehen.

Zehn Gastgeber boten Einblicke in die Funktionen ihrer Produkte an. 

  • HelpTech zeigte den Personen in Selbsttests, wie ein Exoskelett die Zukunft des ergonomischen Arbeitens in der Pflege verbessern kann.
  • Digatus it consulting bot ihnen die Möglichkeit, mit dem Digitalkompass erste Schritte auf dem Weg zur Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie zu gehen.
  • GIRA zeigte wie einfach die Grundausstattung der Gebäudesteuerung für smarte und intelligente Produkte erreicht werden kann. 
  • Heddier electronic präsentierte mit seinem Aktivtisch, wie dieser die Aufgaben eines digitalen Mitarbeiters in der Betreuung übernehmen kann.
  • HIDREX Robotik / Rolli-TEAM stellte vor, wie Pflegebedürftige selbstbestimmter mit Speiseroboter oder Armunterstützung leben können.
  • Kaleido zeigte mit seiner VR Brille, wie virtuelle Erlebnisse bei Pflegebedürftigen zur Aktivierung  und Unterstützung der Kognition genutzt werden kann.
  • HUM Systems bietet mit livy care ein nachrüstbares digitale Assistenzmodul für den Nachtdienst.
  • Nemlia zeigte Möglichkeiten einer nutzergerechte Ausstattung der Räume, in denen Pflege stattfindet, auf.
  • Waldmann diskutierte mit den TeilnehmerInnen, wie Beleuchtung mit einer Bett-Exit Überwachung kombiniert werden kann.
  • wissner-bosserhoff präsentierte als next step einen digitalen Pflege-Assistent für jedes Bett.

Der mögliche Nutzen der vorgestellten Produkte wurde rege diskutiert. Für die Hersteller ergaben sich wichtige Informationen zu den Anwendungsszenarien der Pflegenden. Auch welcher Informationsedarf bei den Entscheidern besteht wurde besprochen. Wichtig für alle Beteiligten war auch der Austausch über die für eine Einführung im Unternehmen notwendigen Schritte. 

Viele Einrichtungen starten den Einsatz neuer Technologie, bevor sie eine Strategie oder Vision haben. Diese gekauften Technologien stehen dann meist nach kurzer Zeit nur herum, da eventuell die IT-Infrastruktur in der Tiefe nicht vorhanden ist. Die Prozesse fehlen, um die Technologie ganzheitlich einzusetzen oder es wurden die Mitarbeiterkompetenzen nicht aufgebaut. Dadurch werden oft die falschen Projekte „aus dem Bauch heraus“ ins Leben gerufen oder nur die bearbeitet, wo aktuell der höchste Druck empfunden wird.

Die Etablierung einer Digitalisierungsstrategie führt zu systematischen Entscheidungen, die nicht aus dem Gefühl heraus getroffen werden, sondern der Vision und der aktuellen Situation der Einrichtung entsprechen. Die richtigen Projekte mit den auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmten Produkte, werden zur richtigen Zeit gestartet. Die begrenzen Ressourcen wie Personal, Zeit und Qualität werden so effizient eingesetzt. Die neuen Technologien können ihr Unterstützungspotential zur Wirkung bringen.

Vor einer Einführung innovativer Produkte muss jede Einrichtung herausfinden, wo sie gerade steht. Eine im ganzen Unternehmen akzeptierte Digitalisierungsvision sollte erarbeitet werden, die nicht nur von der Geschäftsleitung kommt, sondern auch mit der Hausleitung, QM, Personal, Verwaltung und IT erarbeitet wurde. Daraus kann dann eine Digitalisierungsstrategie abgeleitet werden und darauf aufsetzend konkrete Ziele und Maßnahmen, welche anschließend priorisiert in einer Roadmap abgearbeitet werden können. 

Dieser Weg kann zu einem unterstützenden Einsatz innovativer smarter technischer Lösungen führen. Dann werden alle im Pflegealltag davon profitieren. Eine smarte und digitale Zukunft der Pflege wird uns alle unterstützen.

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