Jeder Mensch soll selbstbewusst und selbstbestimmt das Leben leben, das er sich wünscht. Allerdings sind Menschen, die an lymphologischen oder phlebologischen Krankheiten erkrankt sind, auf eine spezielle tägliche Versorgung angewiesen: Kompression. 

Die Kompressionstherapie gehört zu den konservativen medizinischen Behandlungsmethoden und spielt eine zentrale Rolle für die Patient*innen. Die Kompressionstherapie hat zwei Hauptziele: Erstens, sie hilft dabei, Schwellungen zu verringern, die entstehen, wenn (Lymph-)Flüssigkeit ins Gewebe gelangt oder eine Fettverteilungsstörung (Lipödem) vorliegt. Zweitens hilft sie, Probleme wie venösen Rückfluss und erhöhten Druck in den Venen zu reduzieren.

Der Begriff “Kompression” bezieht sich auf einen mechanischen Druck, der von außen auf Haut und Gewebe ausgeübt wird. Mit speziellen medizinischen Kompressionslösungen, wie Strümpfen, Strumpfhosen, Handteilen oder Armsleeves wird dieser Druck auf die betroffene Körperstelle ausgeübt.

Betroffene, die lymphologische oder phlebologische Erkrankungen, wie Lipödem oder Lymphödem, haben, sind besonders auf das tägliche Tragen von Kompressionsprodukten angewiesen. 

Ein Lymphödem ist eine Schwellung, die durch eine Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Gewebe verursacht wird. Die Lymphflüssigkeit, die normalerweise durch das Lymphsystem abtransportiert wird, kann aufgrund einer Beeinträchtigung des Lymphsystems nicht richtig abfließen. Dies kann verschiedene Ursachen haben, darunter genetische Veranlagung, Infektionen, Verletzungen, Operationen oder Krebserkrankungen, die das Lymphsystem beeinträchtigen.

Bei einem Lipödem dagegen lagert sich überschüssiges Fettgewebe in diesen Bereichen ab, was zu einer unproportionierten Zunahme des Volumens und zu charakteristischen symmetrischen Fettansammlungen führt. Die chronische Krankheit betrifft vor allem Frauen und manifestiert sich in der Regel an den Beinen, Hüften, Gesäß und Armen. 

Wer produziert Kompressionsprodukte?

Für eine optimale Versorgung der Patient*innen werden die Kompressionsprodukte oft individuell maßangefertigt. So auch im Werk des Hygiene – und Gesundheitsunternehmens Essity in Emmerich am Rhein. Essity steckt hinter vielen bekannten Produkten – von Tempo und Zewa bis Leukoplast und TENA. In Emmerich dreht sich alles um die Marke JOBST. 

Etwa 5.000 bis 20.000 Pakete werden hier pro Tag in die Welt versendet. „Wir arbeiten digitalisiert: Von 10.000 Aufträgen sind 4.000 im Maßgeschäft mit individuellen Fertigungen. Durchschnittlich liefern wir die Ware in anderthalb Tagen – vom Eingang der Bestellung bis zum Versand. Damit sind wir sehr schnell, was gerade für Kliniken sehr wichtig ist.“, sagt der Werkleiter Istvan Takacs. 

Überraschend: In der Produktion gibt es noch viel Handarbeit – trotz nahezu Volldigitalisierung 

Während die Patientenmaße in früheren Zeiten noch per Hand ausgeschnitten und von der Maschine abgetastet wurden, erfassen moderne Strickmaschinen die Maße heute digital. Dennoch kommen die Strümpfe lange noch nicht fertig aus den Strickmaschinen. Je nach Stricktypus des Endprodukts (man unterscheidet in Flach- und Rundstrick) fallen weitere Arbeitsschritte an: Nähte müssen gesetzt, Handteile an den Fingern verbunden und der Strumpf per Hand an der Nähmaschine geschlossen werden. In weiteren Schritten werden Haftbänder oder Leibteile für Strumpfhosen angenäht sowie Zusätze angepasst.

Besonderer Einblick für Betroffene

Für Menschen, die von Lymphödemen, Lipödemen oder ähnlichen Erkrankungen betroffen sind, kann der Besuch eines Werks, in dem Kompressionslösungen produziert werden, positive Auswirkungen haben. Ein Blick hinter die Produktionskulissen zeigt die verschiedenen Schritte und Techniken zu sehen, die bei der Herstellung von Kompressionslösungen verwendet werden.

Sie sehen, welche Standards eingehalten werden, um sicherzustellen, dass die Produkte den Anforderungen entsprechen. Darüber hinaus kann der Besuch den Patient*innen ein Gefühl der Ermutigung geben, da sie sehen können, dass die Produkte, die sie verwenden, von Menschen hergestellt werden, die sich um ihre Bedürfnisse kümmern und sich für ihre Gesundheit einsetzen.  Und es bietet sich eine Gelegenheit,  mit anderen Betroffenen auszutauschen, die ähnliche Herausforderungen erleben. Das sagen auch Jana G. und Louisa M., die beide auf Instagram über ihre Erkrankungen aufklären. Beide waren auf einem Pressetag von Essity und JOBST geladen, der einen Einblick in die Produktion von JOBST-Kompressionsprodukten gab. 

Für Janina, die ein Lipödem hat, war es bereits die zweite Werksbegehung: „Zu sehen, wo die Produkte hergestellt werden, ist etwas ganz Besonderes. Ich wünsche mir für jede Frau, die Kompression trägt, einmal hinter die Kulissen zu blicken zu können. Der Prozess ist spannend und dass die Kompressionsprodukte per Hand genäht werden, wusste ich lange Zeit gar nicht.“ 

Louisa hat ein genetisch bedingtes Lymphödem (sog. Primäres Lymphödem) und ist seit ihrer Diagnose ein Fan der JOBST-Produkte: „Ich war von Anfang an ein JOBST-Girl! Ich bin bei dem Event dabei gewesen, weil ich immer schon wissen wollte, wie die Dinge funktionieren. Hinter die Kulissen schauen zu dürfen und zu sehen, wie der Strumpf produziert wird, auf den ich tagtäglich angewiesen bin, ist sehr interessant. Als Patientin habe ich da sicherlich nochmal einen anderen Blick. Zu sehen, dass die Kompression teilweise per Hand genäht werden, lässt mich jetzt ganz anders auf meine Kompression schauen.“

Erkrankungen wie Lipödeme und venöse oder lymphatische Erkrankungen sind individuell – und so sind es auch die Kompressionsprodukte. 

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