Das Konzept „Agorahaverne“ basiert auf der Gestaltung nachhaltiger Wohngemeinschaften für ältere Menschen. Wie in vielen anderen hochentwickelten Ländern kommen die sogenannten Babyboomer, also die Generation der Nachkriegsgeborenen als schnellste wachsende Bevölkerungsgruppe, jetzt in die Jahre: Die Kinder sind aus dem Haus, das Erwerbsleben geht zu Ende. Die meisten sind gesund und haben noch viele aktive Jahre vor sich. Im Vergleich zu ihrer Elterngeneration sind die Erwartungen an den Lebensstandard im Alter gestiegen. Hier setzt Agorahaverne an, aktiver Teil einer Alltagsgemeinschaft zu sein. In dieser Lebensphase sind immer mehr Menschen bereit für einen Wohnungswechsel – ob Hausverkauf oder Kündigung der Familienwohnung.
Zielgruppe der Agorahaverne-Residenzen sind Menschen aus dem Mittelstand mit dem Anspruch an bezahlbares Wohnen – zur Miete. Als dreigeschossiger Blockbau organisiert sich die Wohnanlage um einen zentralen überdachten Atriumgarten. Er verbindet die 110 Apartments. Dieser glasüberdachte, tageslichtdurchflutete urbane Platz (Agora = altgr. Markt-, Fest-, Versammlungsplatz) zieht die Natur in das Gebäude und wird zum Mittelpunkt für die lokale Gemeinschaft – nicht zuletzt auch als Kompensationsfläche für die recht kompakte Wohnfläche zwischen rund 53 bis 79 Quadratmetern. Der Atriumgarten verschafft mit einer einfachen, unprätentiösen und warmen Architektur mit viel Holz, Glas und Ziegel das ganze Jahr über die Atmosphäre eines Sommerhauses. Der Raum ist nicht nur angenehm und gemütlich, sondern auch so konzipiert, dass er vielfältig individuell und in Gemeinschaft genutzt werden kann, und daher auch robust und widerstandsfähig ist, um eine lange Nutzung durch die Gemeinschaft zu gewährleisten. Blickbezüge auch zwischen den verschiedenen Ebenen lassen das Gefühl von Nachbarschaft entstehen.
Die 1- bis 3-Zimmer-Wohneinheiten sind als Holzmodule aus Brettsperrholz (Cross Laminated Timber – CLT) gefertigt. Sie bilden die Gebäudestruktur. CLT ist eines der effizientesten und umweltfreundlichsten Baumaterialien und ersetzt kohlenstoff- und energieintensive Materialien wie Beton und Stahl. Viele der anderen bei dem Projekt verwendeten Bausysteme wurden aufgrund ihrer Wiederverwendbarkeit und Recyclingfähigkeit ausgewählt, um ihre Lebensdauer zu verlängern. Der hohe Vorfertigungsgrad von 90 Prozent sichert Kosten- und Zeiteffizenz in der Herstellung und eine hohe Qualität bei der Ausführung. Diese Fertigungsform vermeidet die im konventionellen Bauen leidlichen Nachträge und damit verbundene Mängelbeseitigung.
Auf diese Weise soll Agorahaverne einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten als einem Wohnkonzept mit geringem CO2-Fußabdruck und größtmöglicher Wiederverwendbarkeit. Es wird angestrebt, bei der Zertifizierung des DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) für das Projekt mindestens die Goldstufe zu erreichen. Das Konzept wurde in Zusammenarbeit von dem Kopenhagener Architekturbüro Sangberg mit dem Bauträger Tetris A/S entwickelt und soll in den kommenden Jahren in verschiedenen Regionen Dänemarks, angepasst an die lokalen Gegebenheiten, in ähnlicher Weise umgesetzt werden.
Fotos: Sangberg/Tetris A/S
1 comment
Klingt wegweisend für die “Neue Generation der Alten” – toll!