Hinter uns liegt eine faszinierende Studienreise “Nordisch pflegen und wohnen” organisiert von CareTRIALOG, bei der wir die Möglichkeit hatten, das dänische und schwedische Gesundheitssystem sowie innovative Ansätze im Umgang mit Demenz und Architektur kennenzulernen. Die Reise bot uns wertvolle Einblicke in die Pflege- und Wohnkultur dieser skandinavischen Länder.

In Kopenhagen angekommen, begegnet uns überall das Wort „hygge“. Nicht nur auf sämtlichen Postkarten und T-Shirts, es ist auch das ganz besondere Gefühl, was wir hier direkt am ersten Tag spüren. Unser Taxifahrer, der uns zu unserer wunderschönen Unterkunft Kurhotel Skodsborg am Meer brachte, hieß uns direkt herzlich willkommen und entpuppte sich als fantastischer Tourguide, der uns direkt einiges über Kopenhagen und Dänemark erzählte. Was für ein perfekter Start!

Nach einer entspannten Vorstellungsrunde, begann das Programm mit einem spannenden Vortrag von dem dänischen Unternehmer Lars Jessen, dem Geschäftsführer von LMJ Consulting ApS. Er informierte uns ausführlich über das dänische und schwedische Gesundheitssystem. Es war besonders interessant zu hören, wie die nordischen Länder das Wohlergehen ihrer (älteren) Bevölkerung sicherstellen und gleichzeitig hochwertige Pflegeleistungen gewährleisten. Dieser Eindruck war sehr inspirierend, denn danach schwingt eine Frage noch nach:

„Was können wir davon mit nach Deutschland nehmen?“

Direkt im Anschluss folgte ein Vortrag zum Thema “Demenz und Architektur” von der Architektin Hedwig Karlsson aus Kopenhagen. Hier wurden innovative Ansätze vorgestellt, wie durch die Gestaltung der Gebäudeumgebung das Leben von Menschen mit Demenz aussehen und verbessert werden kann. Ein Projekt, das bislang nur auf dem Papier existiert. Es war ein kleiner Ausflug in eine Utopie, wie schön und innovativ Pflegeeinrichtungen aussehen können. Da war uns noch gar nicht bewusst, dass so eine Utopie existieren kann. Das durften wir in den nächsten zwei Tagen erleben und erfahren.

Am nächsten Tag besichtigten wir das Pflegeheim Bavne Ager. Schon beim Betreten des Hauses kam wieder direkt das Gefühl von „hygge“ auf. Das Heim legt großen Wert auf eine familiäre Atmosphäre und ermöglicht den Bewohner*innen eine hohe Selbstbestimmung. Ein Zitat der Leitung ist direkt hängengeblieben:

„Der Mensch steht hier an erster Stelle. Es ist ihr zu Hause, und die Angestellten sind hier zu Gast.“

Alles war mit wundervollen Naturmaterialien und Farben gestaltet. Bavne Ager hat unterschiedliche Rückzugsorte eingerichtet. Die gesamte Einrichtung ist so konzipiert, dass sich die Menschen mit Demenz nicht verlaufen können, und der Einsatz von unterschiedlichen Lichtern und Materialien sorgt für eine gute Orientierung. Wir hatten die Gelegenheit, einen Eindruck von der gelebten Philosophie des Hauses zu bekommen. Es ist ein Ort, bei dem man sich wünscht, auch direkt dort einzuziehen. Ist das nicht verrückt oder sollte dieser Gedanke nicht normal sein für eine Pflegeeinrichtung? 

Nach einem leckeren Mittagessen ging es weiter zum Pflegeheim Pilehuset. Wir lernten das Konzept „Low Arousal“ kennen und durften dann in eine ganz spannende Welt eintauchen. Eine gesamte Etage ist ausgestattet mit Geschäften, Freizeitmöglichkeiten, Bars und einem Restaurant. Hier können die Bewohnenden einkaufen gehen und sich beschäftigen. Das Besondere daran ist, dass selbst wenn eine Pflegefachperson beispielsweise neues Büromaterial oder sonstiges für den Wohnbereich benötigt, wird dies alles in den Geschäften gemeinsam mit einem Menschen mit Demenz besorgt. Alles scheint so simpel und selbstverständlich. Und auch hier wieder die Frage: Was können wir davon als Idee mit nach Deutschland nehmen?

Am letzten Tag stand die Besichtigung des Pflegeheims Villa Vikhem in Schweden auf dem Programm. Die Villa Vikhem bietet den Bewohnenden ein Zuhause mit persönlicher Atmosphäre und individueller Unterstützung. In den Aufenthaltsbereichen durften wir direkt in den Genuss von Massagestühlen und Stühlen mit Gewichtsdecken kommen. Eine Erfahrung die hängen bleibt, denn das sind Dinge, die wirklich leicht umsetzbar sind. Am liebsten möchte man einfach nur in einem dieser Stühle und Liegen verweilen und weiter träumen, wie schön Pflegeeinrichtungen sein können. 

Die Studienreise “Nordisch pflegen und wohnen” war eine bereichernde Erfahrung, bei der wir sowohl von Fachexpert*innen als auch von den besuchten Pflegeheimen inspiriert wurden. Ein großer Dank geht raus an Tanja Ehret von CareTRIALOG, die diese Reise organisiert hat und nicht nur die inspirierenden Pflegheime rausgesucht hat, sondern uns auch in Kopenhagens beste Restaurantlocations gebracht hat. Auch einen lieben Dank an Lars Jessen, der uns während der gesamten Studienreise begleitet hat, und uns weiterhin für Fragen und regen Austausch zur Verfügung stand.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Fotos und Worte in diesem Bericht nicht annähernd die Atmosphäre der Einrichtungen transportieren können. Wir wurden mit so viel Wärme und Herzlichkeit empfangen, nicht nur vom Personal, sondern auch von den Menschen mit Demenz. Sie sind uns offen begegnet und hatten Freude und Stolz daran, uns ihr zu Hause zu zeigen. Die skandinavische Haltung ist eine ganz besondere. Wir können wirklich viel voneinander lernen, wenn wir genauso offen sind. Wir kehren mit neuen Ideen und einem erweiterten Verständnis zurück, wie wir in unserem Land die Pflege und das Wohnen im Alter verbessern können. Die Reise hat gezeigt, dass innovative Pflegeeinrichtungen keine Utopien sind, sondern eine gelebte und umgesetzte Realität in Dänemark und Schweden. Ist das auch bei uns möglich? Oder noch viel besser: Was können wir tun, um es möglich zu machen?

3 comments
  1. Das war wirklich ein sehr interessanter Bericht mit guten Denkanstößen. Besonders die Gewichtsdecke, die für Menschen mit Demenz nicht beengend wirkt, finde ich äußerst praktikabel. Können Sie mir bitte dahingehend Bestell-Daten zukommen lassen.
    Im Voraus recht herzlichen Dank für Ihre Mühen

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