Angesichts der dramatisch steigenden Infektionszahlen fordert die Stiftung Liebenau von der Politik entschiedenes Handeln. Dazu gehört in den Augen der Stiftungsverantwortlichen auch die Einführung einer Impfpflicht. Diese müsse allerdings für alle Mitglieder dieser Gesellschaft gelten und nicht nur für spezielle Berufsgruppen.

Sorge um die Entwicklung

Die aktuellen Corona-Entwicklungen beobachten die Stiftungsverantwortlichen mit großer Sorge. „Die exponentiell steigenden Infektionszahlen, die knapp werdenden Krankenhaus- und Intensivbetten sind bedrohlich, auch und gerade für die in unseren Einrichtungen betreuten Menschen“, sagt der Vorstand. Die Stiftung Liebenau unterstützt daher alle aktuell getroffenen Maßnahmen, wie etwa eine erweiterte Testpflicht in Einrichtungen der Pflege, Teilhabe und Gesundheit, die 3G-Regel am Arbeitsplatz und im öffentlichen Raum. Außerdem müsse alles dafür getan werden, mehr Menschen für eine Impfung zu gewinnen. „Impfen und Testen werden zu Recht als die wirksamsten Mittel zur Überwindung der Coronapandemie bezeichnet.“

Impfpflicht ist Ausdruck „solidarischer Freiheit“

Die jetzt von unterschiedlichen Seiten geforderte Impfpflicht nur für diejenigen Berufsgruppen, die mit besonders vulnerablen Menschen zu tun haben, vor allem Beschäftigte in der Kranken- und Altenpflege, reicht dafür jedoch keineswegs aus. „Sich impfen zu lassen, ist nicht länger eine Entscheidung, die eine Person allein oder eine Berufsgruppe allein betrifft“, sagt der Vorstand. Die Pandemie sei an einem Punkt angekommen, an dem alle Bürgerinnen und Bürger zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung und Solidarität aufgefordert seien. Unterstützt wird er vom Ethikkomitee der Stiftung Liebenau, das entschieden für eine allgemeine Impfpflicht eintritt, als Ausdruck einer „solidarischen Freiheit“. Eine allgemeine Impfpflicht, so das Komitee, zeigt einerseits Solidarität mit dem medizinischen und pflegenden Personal, das seit 2020 in vorderster Reihe gegen das Corona-Virus kämpft. Andererseits wird damit die Freiheit des Individuums möglich, frei von 2G, 2Gplus, 3G oder 3Gplus-Einschränkungen wieder ein gewohntes Leben führen zu können.

Mitarbeitende zeigen hohe Verantwortung

Die Mitarbeitenden in den Einrichtungen der Stiftung Liebenau sind sich der Verantwortung für die ihnen anvertrauten Menschen sehr bewusst. Mehr als drei Viertel sind vollständig geimpft. „Und auch die Nicht-Geimpften arbeiten verantwortlich, leisten ihre Gruppendienste professionell und engagiert“, weiß der Vorstand. Regelmäßige Testungen gehören schon lange zum Standard. Strenge Hygieneregeln werden umgesetzt, um einen möglichst hohen Schutz der betreuten Menschen zu ermöglichen. Alle Maßnahmen haben zum Ziel, ein erneutes Ansteigen der Infektionen in den Einrichtungen zu verhindern. „Erneute Kontaktbeschränkungen, wie wir sie 2020 hatten, gilt es mit aller Kraft zu vermeiden.“ 

Berufsbezogene Impfpflicht wäre falsches Signal

Die Verantwortlichen wissen, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Pflege und Betreuung in den vergangenen 20 Monaten geleistet haben. „Wir sind ihnen für ihren enormen Einsatz sehr dankbar.“ Auch deshalb ist man in der Stiftung Liebenau überzeugt, dass „eine Impfpflicht für diese Berufsgruppe eine ganz unangemessene Stigmatisierung und das absolut falsche Signal wäre.“ Wenn man sich aber für eine berufsbezogene Impfpflicht entscheidet, mit allen Konsequenzen, die das für die Akzeptanz des Berufs hätte, müssten Rahmenbedingungen für die Träger geschaffen werden, unter denen die Pflege sichergestellt werden kann.

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