Aus heutiger Sicht scheint Altenhilfe vor 30 Jahren wie aus einer anderen Zeit. Denn seither hat sich viel verändert: 1990 bildete die Übernahme vom Haus St. Antonius in Friedrichshafen den Beginn der Altenhilfe bei der Stiftung Liebenau. Heute gehören 34 Häuser der Pflege, 29 Mehrgenerationen-Wohnanlagen nach dem Konzept „Lebensräume für Jung und Alt“, das Angebot ServiceWohnen, Sozialstationen sowie weitere differenzierte Angebote dazu.

Häuser für Mägde und Knechte

Steffi Müller-Jöhnk arbeitet seit 30 Jahren im Haus der Pflege St. Josef in Meckenbeuren, das seit 1993 zur Stiftung Liebenau gehört. Mehr durch Zufall kam sie zur Pflege, hat nebenberuflich etliche Aus- und Fortbildungen gemacht und ist heute Wohnbereichsleiterin. Sie schildert, dass in den 1990er Jahren im Haus hauptsächlich Mägde und Knechte lebten, die sich zuvor im Umland verdingt hatten. Bewohnerinnen und Bewohner waren auf sieben kleinere Häuser und das Haupthaus verteilt. Was heute fast nicht mehr vorstellbar ist: Das Bad im Keller des jeweiligen Hauses musste morgens noch angefeuert werden. Der Most für das Vesper wurde aus dem Keller geholt. „Es gab einen riesigen Garten, der viel Salat lieferte“, so Steffi Müller-Jöhnk. Ähnlich war es auch in anderen Altenheimen, die damals eher Wohnheimen glichen. Früher haben sich Menschen mit etwa 70 Jahren angemeldet. Heute sind es oft Demenzerkrankungen von meist hochbetagten Menschen, die zur Aufnahme in ein Haus der Pflege führen. „Jede Zeit hatte was Schönes“, sagt Steffi Müller-Jöhnk, die ihre Arbeit liebt und möglichst bis zu ihrer Rente weitermachen möchte.

Vorreiter bei Mehrgenerationen-Häusern

Früh stellte sich die Stiftung Liebenau auf den demografischen Wandel ein: Neben dem Angebot der wohnortnahen, familiären und offenen stationären Pflege in diversen Partnerkommunen entwickelte sie als wichtigen Meilenstein das generationenübergreifende Konzept der „Lebensräume für Jung und Alt“, das sich auf die Nachbarschafts- und Selbsthilfe stützt. Die erste Wohnanlage wurde im Jahr 1994 in Vogt im Landkreis Ravensburg eröffnet. Heute gibt es insgesamt 29 Wohnanlagen. Die Sozialstationen versorgen Senioren, die hier oder zuhause leben. Leuchtturmprojekte sind seit 2007 das Quartiersprojekt Galgenhalde in Ravensburg und das Inklusionsprojekt in Oberteuringen mit Start 2018. Durch die Einbettung der älteren Menschen ins Gemeindeleben steigt ihre Aussicht, möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen zu können. Im direkten Lebensumfeld finden sie bei Bedarf dann ambulante und stationäre Angebote.

Ansprechende Konzepte

Auch das Haus der Pflege St. Vinzenz Pallotti auf dem Hersberg bei Immenstaad gehört zur Stiftung Liebenau. Rainer Schmalzried ist hier Einrichtungsleiter. Der gelernte Krankenpfleger arbeitete noch kurzzeitig im Haus St. Antonius in Friedrichshafen. Die Bewohner und Mitarbeitenden zogen 1996 in das neu gebaute Franziskuszentrum um. Das Konzept des Hauses fand er damals „hyper-ansprechend: In jedem Stockwerk gab es ein anderes Angebot.“ Heute wie früher basiert für ihn die professionelle Pflege auf Herz und Verstand. „Für mich ist es nach wie vor in hohem Maße eine sinnvolle Arbeit mit Menschen,“ so Schmalzried. Durch die rechtlichen Vorgaben und die Bürokratisierung habe sich die Wertigkeit von Pflege und Dokumentation aber auch verschoben. Qualitätsrichtlinien könnten zwar gemessen werden, eine empathische Pflege sei damit aber noch nicht zwingend erreicht. Mit dem heutigen Standard „Einzelzimmer mit Bad“ ist für den Einrichtungsleiter die stationäre Pflege baulich ausgeschöpft. Spannend bleibt für ihn: Wo wird Pflege in 30 Jahren stehen?

Wegweisende Innovationen

Aktuell befindet sich die Stiftung Liebenau in der Testung von technischen Assistenzsystemen, Sensortechnik, einem intelligenten Rollator und einem technisch ausgestatteten Pflegebett. Telemedizin, die Kommunikation zwischen Patienten und Arzt via Video, ist Teil des Projekts „Pflegepraxis“ und Pepper, ein Humanoid, zieht nächste Woche in das Haus der Pflege Magdalena in Ehningen ein. Es findet gerade die Implementierung der digitalen Pflegedokumentation statt und das Konzept der „Lebensräume für Jung und Alt“ erfährt eine inhaltliche Weiterentwicklung.

Danke

Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind schon über mehrere Jahre der Stiftung Liebenau treu. „Unsere Arbeit ist immer nur so gut, wie unsere Mitarbeitenden. Ich bedanke mich bei allen, die seit langem, seit längerem an unserer Seite stehen und diesen abwechslungsreichen, sich wandelnden und interessanten Weg in der Altenpflege mit uns gehen. Ich freue mich zudem über alle, die seit kurzem bei uns sind oder noch den Weg zu uns finden. Ich bin sicher, es bleibt spannend“, so Dr. Alexander Lahl, Geschäftsführer der Gesellschaften im Bereich Pflege und Lebensräume.

Information:

Die Stiftung Liebenau umfasst 34 Häusern der Pflege teilweise mit ServiceWohnen, 29 Mehrgenerationen-Häusern „Lebensräume für Jung und Alt“ sowie vier Sozialstationen, die Menschen in ihrem häuslichen Umfeld versorgen. Dazu kommen verschiedene spezielle Angebote, wie etwa das Stationäre Hospiz in Friedrichshafen. www.stiftung-liebenau.de/pflege

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