Etwa alle zwei Minuten erleidet ein Mensch in Deutschland einen Schlaganfall, jährlich sind das ca. 260.000 Betroffene. Wer das überlebt, hat einen großen Kraftakt vor sich: Den Weg zurück in den Alltag. Eine digitale Unterstützung für die Therapie hat das Startup Rehago entwickelt, das aus einem Studienprojekt der Uniklinik Tübingen hervorgegangen ist. Die Rehago-App transportiert das bewährte Prinzip der Spiegeltherapie in eine virtuelle Umgebung. Bei der Spiegeltherapie wird ein Spiegel zur Körpermitte des Patienten positioniert, sodass Bewegungen der gesunden Körperhälfte im Spiegel als Bewegungen der gelähmten Körperhälfte wahrgenommen werden. Diese Übungen werden mit Hilfe der Standalone VR-Headsets von Pico Interactive, einem der global führenden Entwickler von innovativen VR-Lösungen für den B2B-Einsatz, spielend in einer VR- (Virtual Reality) Umgebung bewältigt, so dass die Patienten nicht nur unkompliziert zu Hause üben können, sondern durch den Gamification-Ansatz auch spielerisch motiviert werden. Durch das selbstständige Üben können Therapiesitzungen ohne teures Gerät von zu Hause aus unterstützt werden, so dass in den Therapiezeiten der Fokus auf weiterführende Aspekte gelegt werden kann.

Reha im virtuellen Raum inspiriert von der Gamer-Szene

Wie bringt man das Gehirn dazu, nach einem Schlaganfall einen gelähmten Arm wieder zu bewegen? Rehago hat dafür eine Idee aus der Gamer-Szene ins Gesundheitssystem gebracht: Fortschritt bei der Heilung statt Damage over Time(im Jargon der Computerspieler der Schaden, den ein Zauber oder eine Attacke verursacht). Die Therapie der halbseitigen Lähmung nach einem Schlaganfall gründet auf der medizinischen Annahme, dass das Gehirn Ausweichverbindungen schafft, um die zerstörten Areale zu umgehen. Analog ist dies seit Jahren in der Spiegeltherapie bewiesen.

„Um ergotherapeutische Spiele erfolgreich in digitale Welten übertragen zu können, mussten wir einen Weg finden, dass der Unterschied zwischen digitaler Welt und Alltagswelt unkenntlich wird – eigentlich eine der Hauptgefahren, vor denen Gamer immer gewarnt werden“, erklärt Philipp Zajac, CEO von Rehago. „Die leistungsfähigen VR Headsets von Pico Interactive schaffen es, dass sich die Patienten in der virtuellen Welt verlieren, was hier absolut erwünscht ist. VR ermöglicht es, sich in der künstlichen Welt zu bewegen und spielerisch zu lernen, verlorene Muskelpartien wieder anzusteuern. Und selbst eine Art Suchtfaktor wird hier akzeptiert, denn je attraktiver und realistischer die Spiele sind, desto größer der Trainingserfolg und desto schneller der Wiedereinstieg von halbseitig gelähmten Menschen in ein selbstbestimmtes Leben.“

Die Leistungsfähigkeit der Standalone-VR-Headsets von Pico Interactive in Kombination mit dem hohen Trage- und Bedienkomfort erhöhen die Compliance (d.h. das kooperative Verhalten der Patienten) und die Adhärenz (die aktive Zusammenarbeit mit dem Arzt oder Therapeuten) ganz erheblich. Gerade in Bezug auf die Adhärenz konnten man beobachten, dass die VR-Brille  gegenüber der analogen Spiegeltherapie ihr überlegenes Potenzial an den Tag bringt. Es wird spannend zu sehen, zu welchen Ergebnissen die Fallstudien in diesem Zusammenhang kommen werden.

Virtuelle Illusion beschleunigt Reha-Erfolg

„Wir freuen uns, dass unsere VR-Headsets einen wichtigen Teil zu diesem revolutionären Reha-Konzept beitragen können. Die Illusion im Spiegel stellt sich oft nur durch viel Konzentration ein. Dank der 4K-Auflösung unserer autarken VR-Headsets tritt diese Illusion unmittelbar ohne Eingewöhnung ein, um die motorischen Übungen spielerisch in einer virtuellen Umgebung durchzuführen. So werden die empfohlenen Trainingspläne regelmäßig eingehalten, die Schlaganfall-Patienten kommen schneller mit Spaß zum Erfolg.“

Oliver Wöhler, Director Key Accounts Northern Europe von Pico Interactive

Die LCD-Displays der Pico VR-Headsets bieten eine ungewöhnlich hohe Auflösung von 3.840 x 2.160 Bildpunkten pro Auge und 818 PPI bei einer Bildwiederholrate von 75 Hz. Das Sichtfeld beträgt 101°. Um dem Bedarf an verstärkter Hygiene im medizinischen Einsatz gerecht zu werden, bestehen die Pico Headsets aus einem leicht zu reinigenden PU-Material. Die Kopfhalterung aus Silikon sowie die Frontplatte lassen sich ebenfalls problemlos mit Alkohol desinfizieren. Da sich die Akkus auswechseln lassen, können Ärzte und Therapeuten die VR-Headsets quasi nonstop einsetzen. 

Wird die App auf Rezept bald Realität?

Der Deutsche Bundestag hat mit dem „Digitale-Versorgung-Gesetz“ (DVG) die Voraussetzungen geschaffen, dass Gesundheits-Apps auf Rezept zu erhalten sind. Um die offizielle Zulassung als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) zu erhalten und in das zentrale Register aufgenommen zu werden, durchläuft Rehago aktuell die umfangreichen Prüfungsprozesse beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Derzeit gibt es zwölf Anwendungen, die eine Zertifizierung durch  das BfArM erhalten haben. 

„Das Potenzial von VR für eine bessere und patientenzentrierte Medizin ist gewaltig. Wir werden Rehago weiter dabei unterstützen, die Anerkennung als DiGA zu erhalten, um Hunderttausenden von Schlaganfall-Patienten bei der Rückkehr in ein normales Leben zu helfen“, ergänzt Oliver Wöhler.

Kontakt für Anfragen zu Rehago: hallo@rehago.eu

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