Als Diplom-Ingenieur und Geschäftsführender Gesellschafter der DPF Group bringt Felix von Braun langjährige Erfahrung in der Immobilien- und Investmentbranche mit. Er war unter anderem Deutschland-Geschäftsführer bei Savills sowie führender Mitarbeiter einer Projektentwicklungsgesellschaft und “Country-Manager” einer Private Equity Firma. 2010 gründete er erfolgreich die DPF Group und arbeitet eng mit nationalen und internationalen Partnern zusammen. Die Tertianum Premium Group ist eine Marke der DPF Group.

Herr von Braun, herzlichen Glückwunsch zum 25-jährigen Jubiläum der Tertianum Premium Group! Wenn Sie zurückblicken: Was waren für Sie persönlich die prägendsten Momente in dieser Zeit?

Felix von Braun: Besonders prägend sind für mich die Gespräche mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern. Ihre Erfahrungen und Geschichten machen unsere Häuser zu einem Zuhause und bestätigen mir immer wieder, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Besonders gern blicke ich auf unser Projekt „Student in Residence“ zurück, bei dem eine Studentin ein Jahr lang in der Tertianum Residenz Konstanz wohnte und 20 Stunden pro Monat mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern verbrachte. Es entstanden Freundschaften unabhängig vom Alter. Die Interessen standen im Vordergrund. Dieses Projekt war und ist weiterhin unser Treiber, den Generationenaustausch zwischen Jung und Alt zu fördern. 

Residenz Konstanz

Die Tertianum Premium Group steht heute für urbanes, selbstbestimmtes Leben im Alter. Wie hat sich dieses Leitbild über die Jahre entwickelt – und was ist konstant geblieben? 

Felix von Braun: Zur Selbstbestimmung gehört inzwischen auch der verstärkte Umgang mit Medien. Das ist in den letzten Jahren noch einmal gewachsen und hat auch ganz bewusst Einzug in unseren Residenzen gehalten. Und viele der Bewohner haben Spaß daran, neues zu lernen und so „Up to Date“ zu bleiben. Konstant geblieben ist u.a. unser Anspruch, Menschen im dritten Lebensabschnitt mitten im Leben zu halten. Gleichzeitig schaffen wir Rückzugsorte, die Ruhe und Geborgenheit ermöglichen – ganz so, wie es jeder Einzelne wünscht.

Mit über 2,3 Millionen servierten Menüs und 10.000 Kulturveranstaltungen über die letzten 25 Jahre: Welche Rolle spielen Kulinarik und Kultur in Ihrem Wohn- und Betreuungskonzept? 

Felix von Braun: Eine sehr große Rolle! Gesund und gut essen ist ein wichtiger Bestandteil eines langen Lebens. Deswegen haben wir mit unseren Bewohnerrestaurants, wo es jeden Tag abwechslungsreiche und abgestimmte Menüs für jeden Geschmack gibt, und den drei öffentlich zugänglichen Restaurants der „Brasserie Colette Tim Raue“ den perfekten Weg gefunden. Und unsere Kulturveranstaltungen, die teilweise auch öffentlich sind, stehen bei vielen inzwischen fett markiert im Kalender – es sind wirklich hochkarätige Eventhighlights!

„Leben kennt kein Alter“ – ein starkes Motto. Wie interpretieren Sie diesen Leitsatz im Kontext des demografischen Wandels?

Felix von Braun: Was heute möglich ist, wäre vor 50 Jahren undenkbar gewesen. Wir sehen das Alter nicht als Einschränkung, sondern als eine Lebensphase voller Chancen, Erfahrungen und Möglichkeiten. 

Der Markt für Senior Living befindet sich im Wandel. Was beobachten Sie aktuell bei den Bedürfnissen und Erwartungen der neuen Generation 65+?

Felix von Braun: Was wir immer wieder hören, ist, dass die Interessenten begeistert von der Architektur und der Einrichtung der Residenzen sind. Die „neue“ Generation möchte keine standardisierten, gestickten Gardinen und massive Holzmöbel, sondern die Mischung aus Funktion, Design und dem persönlichen Service. Und sie möchten individuell entscheiden, wie sie leben und wohnen. Für viele ist dabei auch entscheidend, dass ihre Würde gewahrt bleibt, wenn sie einmal nicht mehr so aktiv sind oder verstärkt Pflege benötigen – sei es durch ein aufmerksames Pflegepersonal, diskrete Unterstützung oder ganzheitliche Barrierefreiheit. Das ist für uns eine klare Richtung für die Weiterentwicklung unserer Konzepte.

Welche Konzepte im Bereich Seniorenwohnen halten Sie für zukunftsfähig – und wo sehen Sie Potenziale für Innovation? 

Felix von Braun: Zukunftsfähig sind Konzepte, die Flexibilität mit hoher Qualität verbinden. Das heißt: eigenständiges Wohnen mit exzellenten Service- und Pflegeangeboten, die sich je nach Bedarf zuschalten lassen. Wir sind offen für neue Technologien und innovative Therapien, um die Sicherheit unserer Bewohner zu gewährleisten. Hierbei wird uns über kurz oder lang noch intensiver Künstliche Intelligenz helfen. Und die Individualisierung unserer Gesellschaft spielt eine Rolle. So wird es sicherlich unterschiedliche Konzepte geben, die auf die Bedürfnisse individueller Nutzergruppen eingehen.

Viele sprechen von einem „Shift“ von reiner Betreuung hin zu einem Lebensstil-orientierten Wohnen. Wie begegnet Tertianum diesem Paradigmenwechsel? 

Felix von Braun: Wir verstehen Seniorenwohnen von Anbeginn nicht als Betreuung, sondern als einen Lebensstil. Dazu gehören Kulinarik, Kultur, Sport und Gemeinschaft genauso wie Sicherheit und Pflege, wenn sie gebraucht werden.

Unser Ansatz ist: die schönen Seiten des Lebens erlebbar machen – und gleichzeitig ein Umfeld bieten, das Geborgenheit und Unterstützung garantiert. Wichtig ist, alle Eventualitäten mitzudenken. 

Wie wichtig ist die urbane Lage Ihrer Residenzen – und welche Rolle spielt die Anbindung an das kulturelle Leben der Stadt? 

Felix von Braun: Unsere zentralen Standorte sind bewusst gewählt, denn Urbanität bedeutet Teilhabe. Gleichzeitig holen wir die Welt mit eigenen Kulturprogrammen, Ausstellungen und Veranstaltungen direkt in unsere Häuser. Da sind wir wieder bei dem Thema: frei entscheiden zu können ist ein wichtiger Faktor!

Was sind aktuell die größten Herausforderungen in der Führung einer Premium-Seniorenresidenz – sowohl operativ als auch strategisch? 

Felix von Braun: Operativ liegt die größte Herausforderung in der Balance zwischen höchstem Serviceanspruch und den gestiegenen regulatorischen Anforderungen. Strategisch geht es darum, dem demografischen Wandel mit innovativen, skalierbaren Konzepten zu begegnen und dabei nicht unseren Qualitätsanspruch zu verwässern.

Wie gelingt es Ihnen, qualifiziertes Personal zu gewinnen und langfristig zu binden – gerade im umkämpften Pflege- und Dienstleistungsbereich? 

Felix von Braun: Wir setzen auf eine wertschätzende Unternehmenskultur, faire Arbeitsbedingungen und attraktive Entwicklungsmöglichkeiten. Unsere Mitarbeitenden sollen sich mit Stolz und Freude mit Tertianum identifizieren können. Wer das Gefühl hat, Teil einer starken Gemeinschaft zu sein, bleibt langfristig. Das ist unsere Erfahrung.

Welche Rolle spielen Digitalisierung und technologische Innovationen in Ihren Residenzen heute – und in Zukunft? 

Felix von Braun: Heute nutzen wir digitale Lösungen etwa in der Kommunikation, der Sicherheitstechnik oder bei Serviceangeboten. Künftig wird Technologie noch stärker helfen, Selbstständigkeit zu erhalten – ohne die persönliche Nähe und menschliche Fürsorge zu ersetzen. Mir ist wichtig, diesen Aspekt nie außer Acht zu lassen.

Was dürfen wir in den kommenden Jahren von der Tertianum Premium Group erwarten? Gibt es Pläne für neue Standorte oder neue Formate wie die Tertianum Suites? 

Felix von Braun: Wir wollen wachsen und unsere Premium-Konzepte an zusätzlichen Standorten realisieren. Die Tertianum Premium Suites als flexibles, urbanes Modell sind ein wichtiger Teil dieser Strategie. Gleichzeitig arbeiten wir an neuen Formaten, die noch breiteren Zielgruppen Zugang zu hochwertigem Seniorenwohnen ermöglichen. Wir schauen uns um – in Deutschland, aber auch im Ausland, vor allem Richtung Süden, denn der Bedarf ist auf jeden Fall da.

Zum Abschluss: Was wünschen Sie sich persönlich für die nächsten 25 Jahre Tertianum – und für das Thema Seniorenwohnen insgesamt in Deutschland? 

Felix von Braun: ch wünsche mir, dass wir in Deutschland mehr Verständnis dafür entwickeln, dass wir attraktivere Wohn-Konzepte für die heranwachsende ältere Generation benötigen. Der Bedarf ist enorm, Fachleute sprechen von bis zu 600.000 Wohnungen- dies bedeutet 3.000 – 5.000 Häuser, die nicht nur gebaut – sondern auch gemanagt werden müssen. Ich sehe jedoch kaum erfahrene Betreiber, die den künftigen Ansprüchen der heranwachsenden Generation entsprechen. Und persönlich wünsche ich mir, dass unsere Häuser Orte bleiben, an denen ich selbst gerne alt werden möchte.

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