Ein neuer urbaner Impuls bei Bozen
In unmittelbarer Nähe von Bozen entsteht mit Renneria green living ein visionäres Stadtquartier, das das urbane Wohnen neu denkt. Das Architekturbüro NOA (Network of Architecture) entwirft im Auftrag der Immobiliengruppe Gazzini ein nachhaltiges, sozial inklusives und landwirtschaftlich verankertes Wohnmodell, das auf rund 13 Hektar in Steinmannwald–Leifers entsteht. Der Name „Renneria“ leitet sich vom historischen Rennerhof aus dem 14. Jahrhundert ab – Symbol einer langen bäuerlichen Tradition, die in das Konzept des neuen Quartiers bewusst integriert wird.
Renneria gilt als Antwort auf eine der drängendsten Herausforderungen der Region Bozen: die Schaffung von bezahlbarem, hochwertigem und zukunftsfähigem Wohnraum – und das im Einklang mit Natur, Kultur und sozialer Vielfalt.
Architektur, Landschaft und Lebensqualität
Der Masterplan von NOA verfolgt ein ganzheitliches Leitbild. Etwa 800 Wohneinheiten werden Teil eines urbanen Ökosystems, in dem Wohnen, Arbeiten, Bildung, Freizeit und Pflege miteinander verschmelzen. Fußgänger, Radfahrer und öffentliche Verkehrsmittel genießen Vorrang – ein klares Bekenntnis zur sanften Mobilität.
Die Architektur folgt der Topographie des Geländes: Die Gebäude sind terrassiert, mit begrünten Dächern versehen und überwiegend mit Holz verkleidet. Dadurch entsteht eine harmonische Verbindung von Stadt und Landschaft, die natürliche Belüftung, Licht und Ausblicke maximiert.
Rund 70.000 Quadratmeter Grünfläche – mit Hochstämmen, Obstgärten, Kräutern, Biotopen und urbanen Gärten – machen Renneria zu einer „grünen Lunge“ im Süden Bozens. Diese Flächen dienen nicht nur der Erholung, sondern sind Teil eines pädagogischen Konzepts: Eine geplante landwirtschaftliche Schule soll das Areal in ein Freiluftlaborverwandeln, das Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit nachhaltiger Landwirtschaft, Ernährung und Ökologie verbindet.


Vier Leitbegriffe für eine neue Urbanität
Architekt Lukas Rungger, Gründer von NOA, beschreibt das Konzept mit vier Schlüsselbegriffen:
- Residential – vielfältige, inklusive Wohnungstypologien für alle Lebensformen
- Cultural – Räume für Bildung, Bibliotheken, Institute und Labore
- Communal – Quartiersmaßstab mit Nachbarschaft und Dorfcharakter
- Collaborative – partizipative Dimension mit urbanen Gärten und Gemeinschaftsprojekten
Diese vier Säulen verleihen Renneria ein starkes soziales Fundament. Drei zentrale Plätze strukturieren das öffentliche Leben:
- ein Marktplatz im Süden für Begegnung und regionale Produkte,
- ein Zentrum mit Cafés und Geschäften im Herzen des Quartiers,
- ein Bildungsplatz im Norden mit Kindergärten, Studentenwohnungen und Werkstätten.
Gemeinsam bilden sie das soziale Rückgrat der Anlage – Orte der Begegnung, des Lernens und des Austauschs.
Ein Quartier mit Pflegepotenzial
Gerade für den CareTRIALOG ist Renneria ein Beispiel dafür, wie architektonische Innovation und soziale Fürsorgeineinandergreifen können:
- Inklusive Wohnformen: Ein Teil der Einheiten ist gezielt für Senioren, Studierende, medizinisches Personal und Menschen mit besonderen Wohnbedürfnissen vorgesehen – das fördert generationenübergreifendes Zusammenleben.
- Barrierefreiheit & Nahversorgung: Kurze Wege, autofreie Zonen und lokale Dienstleistungen schaffen die Basis für ambulante Pflege- und Betreuungsangebote direkt im Quartier.
- Grüne Gesundheitsräume: Begrünte Dächer, Radwege und ruhige Innenhöfe wirken gesundheitsfördernd, regen Bewegung an und reduzieren Stressfaktoren wie Lärm und Verkehr.
- Soziale Kohäsion: Der gemeinschaftliche Charakter, die öffentlichen Plätze und Bildungsprojekte stärken Nachbarschaft und Teilhabe – zentrale Elemente moderner Pflegekultur.
Damit wird Renneria zu einem Modell, das weit über architektonische Ästhetik hinausgeht: ein urbanes Labor für Lebensqualität, Nachhaltigkeit und soziales Miteinander.
Internationale Anerkennung
Das Projekt wurde bereits als einer der vier globalen Finalisten in der Kategorie „Future Projects – Urban Design“ beim World Architecture Festival 2025 nominiert. Im November tritt NOA in Miami gegen renommierte Büros aus Seattle, Auckland und Seoul an – ein deutliches Zeichen für die internationale Strahlkraft dieses Südtiroler Projekts.
Fazit: Ein Quartier als Zukunftsversprechen
Renneria zeigt, wie sich die Zukunft des Wohnens, Arbeitens und Pflegens gestalten lässt – integriert, ökologisch und menschlich.
Das Projekt steht exemplarisch für einen Wandel in der Stadtentwicklung: weg von isolierten Gebäuden hin zu vernetzten Lebensräumen, in denen Architektur, Natur und Sozialstrukturen zusammenwirken.
Für die Pflege- und Gesundheitswirtschaft eröffnet sich hier ein spannendes Experimentierfeld: Wie kann Architektur soziale Fürsorge stärken? Wie kann ein Quartier selbst Teil des Pflegesystems werden?
Renneria liefert dafür nicht nur Antworten, sondern ein reales, greifbares Beispiel.
Fotos: Rennaria