„Im Juni noch hat das Bundesgesundheitsministerium eine Verordnung durchgesetzt, mit der Reihentests in Pflegeheimen und anderen Gesundheitseinrichtungen ermöglicht werden sollten. Leider müssen wir nach knapp einem Monat feststellen, dass die Durchführung der Coronavirus-Tests bei Pflegefachpersonen nur sehr schleppend vorangeht. Für das Virus ist das eine gute Nachricht, da es sich so weiterhin in Einrichtungen unbemerkt ausbreiten kann. Für viele Pflegefachpersonen ist dies dagegen eine sehr schlechte Nachricht, da die Ungewissheit über eine mögliche Infektion weiter anhält. Auch wenn jetzt die Infektionszahlen niedrig sind, kann sich ein entsprechendes Cluster sehr schnell entwickeln. Dabei haben wir es mit einer Berufsgruppe zu tun, die tagtäglich an vorderster Front für die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung kämpft. Das bedeutet gleichzeitig, dass infizierte Beschäftigte neben ihrer eigenen Gesundheit auch die Gesundheit der Pflegeempfänger und ihrer Familien gefährden können.“

Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz

Coronavirus-Tests waren bis vor Kurzem nur für Menschen vorgesehen, bei denen ein begründeter Corona-Verdacht bestand. Mit der im Juni beschlossenen Verordnung sollten fortan alle Patienten bei ihrer Aufnahme im Krankenhaus auf eine mögliche Infektion überprüft werden. Bewohner in Pflegeheimen sollten ebenfalls regelmäßig getestet werden. Außerdem können Gesundheitsämter nun Tests für Menschen ohne Symptome veranlassen, die engen Kontakt zu Infizierten hatten – zum Beispiel bei Corona-Ausbrüchen in Kitas oder Schulen. Viele Mitglieder der Landespflegekammer merken jedoch an, dass die Durchführung der Tests nur zaghaft voranschreite.

„Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass das gesamte deutsche Gesundheitswesen vom Gesundheitszustand der beruflich Pflegenden abhängig ist. Daher ist es endlich an der Zeit, die beschlossene Verordnung von der Theorie in die Praxis umzusetzen. Nur durch umfangreiche und kontinuierliche Tests lassen sich weitere Infektionswellen vermeiden. Die ortsansässigen öffentlichen Gesundheitsdienste sind dazu aufgerufen, die dafür notwendigen Voraussetzungen umzusetzen und proaktiv Testmöglichkeiten zu schaffen“, fordert Mai.

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