Während der Erkrankung sterben nach und nach Nervenzellen im Gehirn ab, was durch einen Mangel des Botenstoffs Dopamin zu den typischen Bewegungsstörungen führt. Parkinson ist bis heute nicht heilbar. Doch dank intensiver Fortschritte in der frühzeitigen Diagnose und Therapie ist es möglich, lange Zeit ein unbeschwertes Leben zu führen. Die Parkinson Stiftung informiert umfassend über die Krankheit und treibt die weitere Erforschung möglicher Therapieformen voran. Die Stiftung wurde 2019 von der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e. V. (DGP) gegründet.

Prof. Dr. Günter Höglinger ist Direktor der Klinik für Neurologie an der Medizinischen Hochschule Hannover sowie 1. Vorstandsvorsitzender der DGP.

Als Mitglied im Stiftungsrat unterstützt TV-Legende Frank Elstner die Arbeit der Parkinson Stiftung. Im Jahr 2019 teilte er der Öffentlichkeit mit, dass er selbst an Parkinson erkrankt ist.

Herr Prof. Höglinger, sind Parkinson-Betroffene einem erhöhten Risiko ausgesetzt, an Covid-19 zu erkranken?

Momentan gehen wir davon aus, dass Parkinson-Patienten kein erhöhtes Infektionsrisiko aufweisen.

Doch wie bei anderen Risikogruppen auch, kann es bei Parkinson-Patienten während einer Infektion mit dem Coronavirus zu Komplikationen führen, wenn altersbedingte Begleiterkrankungen wie beispielsweise hoher Blutdruck, Diabetes mellitus oder Vorerkrankungen der Lungen vorliegen. Ein guter Infektionsschutz, also die konsequente Einhaltung der empfohlenen Hygiene- und Abstandsregeln, ist somit das A und O.

Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Ängste und Einschränkungen können sich negativ auf die seelische Verfassung auswirken. Gibt es gezielte Tipps für Parkinson-Patienten, dem entgegenzuwirken?

Betroffene sollten auf jeden Fall versuchen, die Routinen und Abläufe des alltäglichen Lebens so gut wie möglich aufrechtzuerhalten.

Zudem helfen Bewegungsübungen und Spaziergänge bei Tageslicht von mindestens 30 Minuten an der frischen Luft. Besonders wichtig ist auch, eine positive Grundhaltung beizubehalten. Dabei kann es helfen, sich aktiv über die Entwicklung von Corona zu informieren und sich darauf zu konzentrieren, dass sich die Lage auch wieder bessern wird. 

Gibt es digitale Angebote für diejenigen, die das häusliche Umfeld nicht mehr verlassen oder keine ärztlichen Termine wahrnehmen können?

Prof. Günter Höglinger: Praktisch alle Kliniken und Praxen bieten Telefonsprechstunden an, und einige Einrichtungen sind zusätzlich per Videosprechstunde zu erreichen. Unter bestimmten Bedingungen ist es Praxen erlaubt, Videotherapien anzubieten und durchzuführen. Das betrifft beispielsweise die Ergotherapie sowie die Physiotherapie für das Bewegungs-, Stimm-, Sprech- sowie Sprachtraining.

Außerdem gibt es die MoveAPP, die kostenfrei im AppStore und bei GooglePlay zum Download bereitsteht. Sie enthält Videos mit Anleitungen für Bewegungsübungen im Alltag sowie weitere praktische Hilfsmittel.  

Eine ausführliche Liste mit nützlichen Internetseiten, Links zum Download von Broschüren für das Eigentraining oder zu Pflegeanleitungen sowie Verlinkungen zu YouTube-Videos mit Bewegungs-Work-outs sind unter www.parkinson-gesellschaft.de/parkinson-wegweiser.html zusammengefasst.

An Parkinson wird seit Jahrzehnten intensiv geforscht. Bisher können Mediziner nur die Symptome abschwächen. Welche neuesten Ansätze in der Parkinson-Forschung gibt es, den Verfall der Nervenzellen im Gehirn frühzeitig zu erkennen und zu verlangsamen oder sogar zum Stillstand zu bringen?

Prof. Günter Höglinger: Kann Dopamin in den Nervenzellen nicht produziert werden, kommt es zu typischen Symptomen der Parkinson-Erkrankung wie unsicherer Gang, zitternde Hände und steife Muskeln. Bisher eingesetzte Medikamente sind nur in der Lage, den bei Parkinson auftretenden Mangel des Botenstoffs Dopamin auszugleichen und damit die Beweglichkeit zu verbessern und das Zittern zu reduzieren. Sie können aber die weitere Nervenzerstörung nicht aufhalten, denn bei Parkinson-Patienten verklumpt nach und nach das Eiweiß Alpha-Synuclein und formt sich zu runden Strukturen (Levy-Körperchen). Diese wiederum schädigen und zerstören schlussendlich die betroffene Nervenzelle. Verlassen die Verklumpungen die zerstörte Zelle, befallen sie die nächste, und es beginnt eine Kettenreaktion.  

Ein sehr erfolgversprechender Ansatz, die krankmachenden Proteinklumpen zu beseitigen, ist die Antikörperimpfung.

Hier laufen bereits mehrere Studien, in denen erforscht wird, inwieweit maßgeschneiderte Antikörper die verklumpten Alpha-Synucleine erfolgreich abfangen können, sobald sie eine Zelle verlassen. Auf diese Weise wird die Kettenreaktion unterbrochen und der Befall weiterer Zellen kann verhindert werden. Vorhandene Schäden werden dabei nicht rückgängig gemacht, doch ein weiteres Fortschreiten der Nervenzerstörung wird unterbunden. In vier bis fünf Jahren könnte die neue Antikörpertherapie auf dem Markt sein. Denkbar wären monatliche Infusionen als Dauertherapie, mit denen die Krankheit zum Stillstand gebracht werden könnte. Der bei Parkinson-Patienten zusätzlich auftretende Dopaminmangel müsste allerdings weiterhin medikamentös behandelt werden.

Zudem werden in der Forschung noch genetischen Ansätze verfolgt, die zum einen dafür sorgen sollen das der Körper weniger Alpha-Synucleine bildet und zum anderen werden zurzeit Substanzen getestet, die die schädlichen Eiweißverklumpungen in ungefährliche Einzelteile zerlegen sollen.

Noch ein wichtiger Fortbildungshinweis: Am 4. und 5. März 2021 wird es eine virtuelle Highlight-Veranstaltung geben, die neue Entwicklungen zum Thema Parkinson und Bewegungsstörungen an zwei Kongresstagen darstellt. Der (reelle) Kongress dazu wurde aufgrund des dynamischen Corona-Infektionsgeschehens verschoben und findet jetzt vom 24. bis 26. März 2022 im HCC Hannover Congress Center statt. Detaillierte Infos finden Sie unter www.dpg-akbont-kongress-2021.de/

Herr Elstner, im vergangenen Jahr machten Sie Ihre Parkinson-Erkrankung öffentlich. Zudem engagieren Sie sich aktiv als Stiftungsratsmitglied der Parkinson Stiftung. Wie geht es Ihnen heute?

Frank Elstner: Mir geht es überraschend gut, und ich hoffe darauf und wünsche mir, dass es noch ein bisschen so bleibt.

Wie schaffen Sie es, der Erkrankung nicht zu viel Raum zu lassen. Haben Sie Tipps für andere Betroffene?

Frank Elstner: Es ist hilfreich, den eigenen Lebensmut zu trainieren. Zudem hilft es, Sport und Gymnastik zu machen. Und noch etwas:

Man darf auf keinen Fall in Selbstmitleid verfallen.

Wie nehmen Sie ganz persönlich die Corona-Lage wahr beziehungsweise wie gehen Sie mit der Pandemie um?

Frank Elstner: Die Corona-Pandemie nehme ich tatsächlich mit großer Bestürzung und natürlich auch mit Angst vor weiterer schlechter Entwicklung wahr – verbunden mit der Hoffnung, dass die Gruppe der Unvernünftigen nicht größer werden wird.

Wie haben sich Ihr Umfeld und Ihre sozialen Interaktionen durch die Krise verändert?

Frank Elstner: Wir halten uns an alle Empfehlungen! Außerdem versuchen wir, so wenig als möglich Fremdkontakte zu haben.

Vom Ruhestand in den Unruhestand: Nach Ihrem Rückzug aus dem TV-Geschäft haben Sie erfolgreich die YouTube-Talkshow „Wetten, das war’s …?“ etabliert. 2020 ging die Reise auf Netflix weiter. Was dürfen wir hier noch erwarten? Welche Ziele/Wünsche möchten Sie noch realisieren?

Frank Elstner: Über ungelegte Eier rede ich nicht gerne, aber Sie haben es ja selbst gesehen, ein Elstner ist für Überraschungen immer gut.

Wie sehen Sie ganz persönlich die Zukunft bzw. was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?

Frank Elstner: Ganz ehrlich:

In meinem Alter wünscht man sich nur noch eines, und das ist Gesundheit.

Und jetzt wünsche ich allen Lesern eine gute Zeit, die hoffentlich von Optimismus getragen ist.

Herzlichen Dank!

Foto Frank Elstner: SWR/Jacqueline Krause-Burberg

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