Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat auf seiner Homepage treffend festgehalten, dass das Vorantreiben der Digitalisierung die zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Weiterentwicklung unserer Gesundheitsversorgung ist.[1]In Medizin und Pflege wird die Digitalisierung kompakt unter dem Begriff E-Health zusammengefasst. Er beschreibt innovative, technikgestützte Maßnahmen und Ansätze, in deren Kern die Umwandlung und Umgestaltung von Geräten, von Instrumenten und Fahrzeugen hin zur Computerisierung steht. Aus analogen Eingaben, Darstellungen und Prozessen werden also digitale. Oder in den Worten des BMG: “Unter E-Health fasst man Anwendungen zusammen, die für die Behandlung und Betreuung von Patientinnen und Patienten die Möglichkeiten nutzen, die moderne Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) bieten […]”.[2] Was das im Konkreten und bezogen auf die Pflegebranche bedeutet, welche Potentiale dies in sich trägt und welche Risiken diskutiert werden sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag. 


[1]s://www.bundesgesundheitsministerium.de/e-health-initiative.html (zuletzt abgerufen am 03.06.3019)
[2]https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/e/e-health.html (zuletzt abgerufen am 03.06.3019)

Die großen Herausforderungen in der Pflege

Die aktuellen Herausforderungen[3] in der Pflege-Branche verlangen nach smarten Lösungen. So sehen sich die professionell Pflegenden zum Beispiel konfrontiert mit folgenden Entwicklungen:

●    Die Nachfrage nach Pflegeleistungen wächst

●    Der Personalnotstand wird ernster

●    Die langfristige Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit ist gefährdet

●    Die Arbeit wird komplexer und verlangt verstärkt nach Fortbildungen

●    Die Pflegebedürftigen werden älter, vermehrt multimorbide und/ oder dement

Die Potentiale von E-Health für die Pflegebranche

Technik und digitale Lösungen tragen ein großes Potential in sich. Relevante Schulungen vorausgesetzt und gezielt eingesetzt, können sie den Pflegealltag erheblich erleichtern. BibliomedPflege, das Portal für die Pflege, schreibt: “Die Digitalisierung kann helfen, den Informationsfluss in Einrichtungen des Gesundheitswesens zu verbessern und die interdisziplinäre Vernetzung zu stärken.” Aber nicht nur das. “Darüber hinaus werden mit dem Einsatz moderner Technologien mehr Informationen gewonnen, neuerdings auch unter dem Stichwort Big Data bekannt, um so die Versorgung von Patienten und Pflegebedürftigen besser zu steuern.”[4] Es lassen sich zahlreiche weitere Potentiale aufzählen, hier nur eine Auswahl: Technologien vereinfachen oder übernehmen schweres Heben, Umlagern und Transportieren und schonen somit die Pflegemitarbeiter.

Die Pflegenden gewinnen Zeit für die Pflege am Menschen, wertvolle Zeit für mehr soziale Zuwendung.

Durch digitales Monitoring erhöhen sich die Sicherheitsstandards für Pflegende und Gepflegte. Die Arbeitsorganisation wird schneller und einfacher möglich und nicht zuletzt: Es steigert sich die Attraktivität des Pflegeberufs.

Der Einsatz von Tablets, Smartphones und digitalen Patientenakten ist nur der Anfang

Die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung ist laut Zukunftsinstitut einer der größten Zukunftstrends der Gesundheitsbranche.[5] “[…] Die Digitalisierung der medizinischen Versorgung wird eine neue Ära im Gesundheitswesen von morgen einläuten. E-Health ermöglicht eine bessere Interaktion zwischen Patient und Dienstleistern, schnelle und sichere Verarbeitung komplexer Datenmengen.” Eine im Frühjahr 2017 durchgeführte Befragung[6] der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) zeigt auf, dass die Pflegebranche bisher zwar recht verhalten im Umgang mit neuen  Technologien ist, diese aber nach und nach in den Arbeitsalltag integriert: “PCs und das Internet wurden im pflegerischen Berufsalltag bereits fast ausnahmslos genutzt. Ein Smartphone als digitales Endgerät setzten immerhin drei Viertel der Befragten ein – und ein Tablet 60 Prozent.”[7] Und: “Andere, neuere Lösungen kamen laut der Befragten deutlich weniger zum Einsatz, gleichwohl sind die Zahlen nennenswert: Etwa ein Drittel der Befragten in der gesamten Stichprobe nutzten Technische Assistenz im Berufsalltag, ein Viertel Telecare/-medizin und ein Fünftel Robotik.”[8] Von diesen neueren, sogenannten Fokustechnologien, ist es allein die elektronische Dokumentation, die bereits stark genutzt wird. Um die 70 Prozent der Befragten aus Krankenhäusern und 80 Prozent in der stationären Altenpflege nutzten EDV-gestützte Dokumentationssysteme.[9]

Schenkt man den Prognosen des Zukunftsinstitutes Glauben, sind diese Maßnahmen erst der Anfang und Vorboten eines komplett vernetzten Patienten bzw. Bewohners im Jahr 2040.

Abzeichnen soll sich das bereits im Jahr 2025: “Im Jahr 2025 werden selbst hochgradig differenzierte Expertensysteme ans Krankenhaus-Informationssystem gekoppelt sein, die Ärzten proaktiv Hinweise und automatisch Hilfestellungen geben. Diese Specialists Support Systems werden einen völlig dezentralen Zugang sowohl zu Patientendaten als auch zu methodischem Fachwissen ermöglichen.[10] Diese Prognose ist vor allem auch interessant mit Blick auf die Zusammenarbeit von Krankenhaus und Pflegeheim bzw. Pflegedienst.

Das sagen die Kritiker zur Digitalisierung in der Pflege

Einen der größten Kritikpunkte konnte dieser Beitrag bereits etwas abpuffern. Dieser lautet, dass Pflege und moderne Technik nicht miteinander vereinbar wären. Zu gegensätzlich sei der Anspruch warmer Fürsorge und die kühle Pragmatik der Maschinen und steuernden Systeme. Es hält sich die verbreitete Angst, dass die Digitalisierung den Menschen am Pflegebett verdrängt. Auch klaffen noch große Lücken im Datenschutz. Hier muss in der Tat noch einiges geschehen, um die sensiblen Daten der Pflegebedürftigen nach Möglichkeit zu schützen, wenngleich ein vielseitiger Datenzugriff der Kern künftiger Arzt-Pfleger-Kommunikation sein wird.

Erfahren Sie mehr über die Potentiale und Risiken der Fokustechnologien

Das Team von Bibliomed hat einen differenzierten Blick auf die zuvor erwähnten Fokustechnologien der Pflege (elektronische Dokumentation, Telecare, Technische Assistenz und Robotik) geworfen und in diesem Zuge konkrete Potentiale und Risiken bzw. Herausforderungen erläutert. Bei Interesse, finden Sie den entsprechenden Beitrag hier.

Fazit

Wenn Digitalisierung gekonnt im Unternehmen bzw. in der Einrichtung implementiert wird, gewinnen die Pflegenden mehr Zeit für das Zwischenmenschliche und die befürchtete Verdrängung am Pflegebett bleibt aus. Eine erfolgreiche Implementierung würde zudem bedeuten, dass möglichst viele Fehler und Missverständnisse vermieden werden können, die pflegerische Arbeit leichter wird und Sicherheit sowie Wohlbefinden aller Beteiligten steigt. Damit es soweit kommen kann, braucht es allerdings nebst Technikoffenheit bzw. der Offenheit gegenüber Veränderungen allgemein auch nachhaltige Weiterbildungsangebote. Kurz um:  Die pflegerische Arbeit wird im Idealfall attraktiver und stressfreier, die Versorgung sicherer und angenehmer. Eine gekonnte Implementierung der Digitalisierung in der Pflege ersetzt Zwischenmenschlichkeit nicht, sondern schafft wieder mehr Raum für sie.


[3]https://www.inqa.de/DE/Angebote/Handlungshilfen/Chancengleichheit-und-Diversity/Kurzcheck-Pflege.html (zuletzt abgerufen  am 03.06.3019)
[4]https://www.bibliomed-pflege.de/zeitschriften/die-schwester-der-pfleger/heftarchiv/ausgabe/artikel/sp-4-2018/34825-pflege-in-zeiten-der-digitalisierung/ (zuletzt abgerufen am 03.06.3019)
[5]https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/ihealth-co-gesundheit-im-jahr-2040/ (zuletzt abgerufen am 03.06.3019)
[6]Anmerkung: “Einschränkend ist zu erwähnen, dass die BGW-Branchenbefragung trotz ihrer relativ großen Stichprobe nicht repräsentativ ist, ebenso wie alle weiteren bislang zu dem Thema veröffentlichten Erhebungen. Dennoch deuten die Daten darauf hin, dass moderne Technologien in der Pflege offensichtlich bereits stärker verbreitet sind als gemeinhin angenommen. Die Digitalisierun
[7]https://www.bibliomed-pflege.de/zeitschriften/die-schwester-der-pfleger/heftarchiv/ausgabe/artikel/sp-4-2018/34825-pflege-in-zeiten-der-digitalisierung/ (zuletzt abgerufen am 03.06.3019)g macht auch vor diesem Tätigkeitsfeld keinen Halt.” https://www.bibliomed-pflege.de/zeitschriften/die-schwester-der-pfleger/heftarchiv/ausgabe/artikel/sp-4-2018/34825-pflege-in-zeiten-der-digitalisierung/ (zuletzt abgerufen am 03.06.3019)
[8]ebd.
[9]ebd. 
[10]https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/ihealth-co-gesundheit-im-jahr-2040/ (zuletzt abgerufen am 03.06.3019)
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