Das Jahr 2025 hat begonnen – und das Gesundheitswesen befindet sich auch in Deutschland in einem beispiellosen Wandel. Hier geht es nicht nur um die verabschiedete Reform: Technologische Innovationen verändern die Art und Weise der Leistungserbringung. Künstliche Intelligenz (KI), darunter generative KI (GenAI), belegt ihren Nutzen in der Praxis. Wir stehen am Anfang eines neuen Kapitels.
Die zu erwartenden Trends, Herausforderungen und Chancen im Bereich der Gesundheitstechnologie im neuen Jahr beleuchten führende Fachleute von Wolters Kluwer Health. Realitätsnah öffnen die Prognosen den Blick auch hierzulande darauf, was vor uns liegt. Sie führen uns zu einer intelligenteren, resilienteren Zukunft der Gesundheitstechnologien.
Hier gewinnt die KI einen spürbaren Einfluss
So benennt Stacey Caywood, CEO Wolters Kluwer Health, die drei wichtigsten Wachstumsfelder der Gesundheits-KI in diesem Jahr.
1. KI zur Unterstützung ärztlicher Arbeitsabläufe:
Aus der Begeisterung für KI gingen im vergangenen Jahr Lösungen hervor, die den Arbeitstag von Ärztinnen und Ärzten erleichtern und produktiver machen. GenAI Ambient Listening Scribe ist hier ein gutes Beispiel: Diese transformative Technologie reduziert den Bürokratieaufwand drastisch. Mehr solcher Synergien zwischen KI und komplementären Technologien werden im Jahr 2025 entstehen und die Effizienz im klinischen Arbeitsablauf steigern, Burnout vermeiden und weiteren Mehrwert für Leistungserbringer schaffen.
2. KI zur Aus- und Weiterbildung in der Pflege:
Angesichts des Personalmangels wird KI dazu beitragen, dass künftige Mitarbeitende schnell in die Routine einsteigen können. Die Lehrmittel für die Krankenpflegeausbildung werden völlig neu überdacht, um die Möglichkeiten der KI zu nutzen. KI hat beispielsweise das Potenzial, die Qualifizierung von Pflegepersonal zu verbessern, indem Auszubildende aus Fehlern lernen können und intelligenter sowie individueller unterstützt werden. KI-Chatbots, so die Erwartung, verändern das Virtual-Reality-Training, indem sie lebensechte Unterhaltungen mit virtuellen Patient:innen ermöglichen. KI wird auch die Entwicklung und Einführung von Änderungen in der klinischen Praxis beschleunigen, da die Verantwortlichen in Krankenhäusern KI einsetzen, um den mühsamen Prozess der Aktualisierung von Pflegeprotokollen zu unterstützen.
3. KI für höhere Patientensicherheit:
Die KI-Gesundheitstechnologie konzentriert sich weitgehend auf die Unterstützung von Ärztinnen und Ärzten. Ich gehe davon aus, dass sich dieser Bereich erweitern wird und KI eine größere Rolle bei der Patientensicherheit spielen wird. Für das Jahr 2025 sind KI-Lösungen zu erwarten, die tiefer in die Live-Gesundheitsdaten eindringen, um Unterbrechungen in der Versorgung zu erkennen, die oft übersehen werden und die Patientensicherheit beeinträchtigen können. Stellen Sie sich eine KI-“Helfer-App” vor, die rund um die Uhr im Hintergrund arbeitet, um Fälle zu identifizieren, in denen Mitarbeitende eine potenzielle Untersuchung oder eine Therapie für eine Patientin bzw. einen Patienten übersehen oder – schlimmer noch – Medikamente illegal von Patient:innen abzweigen und damit möglicherweise Schaden anrichten.
Die Unterbindung der Abzweigung von Arzneimitteln mit Hilfe von KI ist nur ein Beispiel für die systemweite Skalierung von KI zur umfassenden Verbesserung der Patientensicherheit.
Wird der US-Regierungswechsel im Jahr 2025 Gegenwind für KI im Gesundheitswesen erzeugen?
… fragt Peter Bonis, MD, Chief Medical Officer, Wolters Kluwer Health.
Während die Debatte über das Gesundheitswesen im Vorfeld der US-Wahlen 2024 gedämpft war, haben sich schnell mehrere Themen herauskristallisiert, die mit der neuen Regierung wahrscheinlich zu wichtigen Veränderungen im Gesundheitswesen führen werden. So beobachten wir Herausforderungen bei den Versicherungsangeboten im Kontext von Medicare Advantage, einen Rückzug bei Gesundheitsleistungen im Einzelhandel. Es geht ferner um Faktoren, die Veränderungen ermöglichen, eine Diskussion über ein Ministerium für Regierungseffizienz und um die Neubesetzung von Stellen bei relevanten Behörden.
Gleichzeitig wurden weiterhin große Investitionen in die KI getätigt, da die Technologie nicht nur in Richtung der künstlichen allgemeinen Intelligenz fortschreitet, sondern weil Robotik es dieser Intelligenz ermöglichen könnte, körperliche Formen anzunehmen.
In Anbetracht all dessen wird das Jahr 2025 wahrscheinlich die Weichen für den Wandel in den USA stellen, während die tatsächlichen Veränderungen eher schrittweise erfolgen werden. Die Umsetzung der neuen Bundes- und Behördenrichtlinien wird Zeit brauchen. Der Fortschritt bei KI-Anwendungen wird außerdem durch Arbeitsabläufe, konkurrierende Prioritäten und wirtschaftliche Überlegungen beeinflusst.
Die größten Schritte im Hinblick auf die Skalierung werden wahrscheinlich bei KI-Anwendungen erzielt, die die Umsatzoptimierung vorantreiben, auch wenn einige Technologien wie Ambient Listening aufgrund ihres unmittelbaren Versprechens, Arbeitsabläufe zu rationalisieren und Schmerzpunkte zu dokumentieren, vorankommen werden.
Der Erfolg von Health GenAI erfordert eine menschliche Note
… stellt Greg Samios, MBA, fest, CEO for Clinical Effectiveness, Wolters Kluwer Health.
GenAI kann im Jahr 2025 eine Rolle bei der Verbesserung der Patientenversorgung spielen. Es muss jedoch noch mehr getan werden, um ihre Konsistenz zu verbessern und sicherzustellen, dass die Patient:innen die bestmögliche Behandlung erhalten. Dies beginnt mit der Definition einer verantwortungsvollen GenAI, damit wir die Effizienz steigern und unser Ziel, bessere Patientenergebnisse zu erzielen, erreichen können. Wenn wir an das vor uns liegende Jahr denken, dürfen wir die menschliche Note, die Qualität der Interaktionen und die vertrauenswürdigen Daten, die uns voranbringen, nicht aus den Augen verlieren. Ich freue mich darauf, mit dem Ökosystem des Gesundheitswesens zusammenzuarbeiten, um eine Kultur des kontinuierlichen Lernens für eine sicherere Zukunft zu fördern.
Wird GenAI im Jahr 2025 einen praktischen Nutzen für das Gesundheitswesen bringen?
Hier die Einschätzung von Holly Urban MD, MBA, Vice President, Business Development Strategy, Clinical Effectiveness, Wolters Kluwer Health
Im neuen Jahr muss GenAI im Gesundheitswesen vom Potenzial zum praktischen Nutzen übergehen und sich darauf konzentrieren, greifbare Vorteile für Fachkräfte und Patient:innen zu liefern. Mit diesem Übergang vom Hype-Zyklus zum Wertzyklus werden wir uns weiterhin darauf konzentrieren, wie GenAI einen Teil des Verwaltungsaufwands der Leistungserbringer mit Tools wie Ambient Scribes reduzieren kann. Am meisten freue ich mich auf Anwendungen von GenAI wie die Automatisierung von Abrechnungs- und Kodierungsprozessen oder die Unterstützung von Heilplan-Genehmigungsverfahren. Eine verbesserte Effizienz hat für die Verantwortlichen im Gesundheitswesen immer oberste Priorität, aber die anhaltenden Reibungen zwischen Kostenträgern und Leistungserbringern sowie mögliche regulatorische Änderungen durch die neue US-Regierung werden diesen Fokus noch verstärken; GenAI kann dabei eine entscheidende Rolle spielen.
Kann KI die Gesundheitsversorgung verbessern, Sekunde für Sekunde?
Diese Frage stellt Yaw Fellin, Vice President, Product and Solutions, Clinical Effectiveness, Wolters Kluwer Health.
Wir wissen, dass es im Gesundheitswesen auf Sekunden ankommt. Wenn Mitarbeitende auch nur ein wenig Zeit durch eine verringerte Bürokratie oder einen schnelleren Zugriff auf klinische Informationen einsparen können, kann dies eine große Wirkung haben. Im Jahr 2024 hat die rasante Beschleunigung der KI-Durchsetzung im gesamten US-Gesundheitswesen die Bedeutung verringerten Zeitaufwandes bewiesen und den Wert von Effizienz neu definiert. Für 2025 rechne ich mit einer Zunahme von Innovationen und Integrationen, um evidenzbasierte Empfehlungen direkt in den klinischen Arbeitsablauf einzubringen und die Anzahl der Klicks zu reduzieren, die zur Verbesserung der Dokumentation, zur Patientenaufklärung und zur klinischen Entscheidungsunterstützung erforderlich sind. Schon wenige Sekunden können im Gesundheitswesen den Unterschied ausmachen, und mit jedem eingesparten Klick können wir die kognitive Belastung unserer medizinischen Fachkräfte erheblich reduzieren und eine sinnvollere Interaktion mit den Patient:innen fördern.
Diese Perspektiven aus den USA weisen – als „big picture“ – auf Entwicklungen auch in Deutschland hin.
Weitere Informationen finden Sie unter www.wolterskluwer.com.