Qualität, Wirtschaftlichkeit, Zugang – das sind Kernkriterien der Reform, die die Krankenhauslandschaft neu aufstellen soll. Angesichts des demografischen Wandels, des Fachkräftemangels und der Finanzengpässe ist Handeln gefragt, um die Gesundheitsversorgung zukunftsfest zu machen. Tragfähige Optionen hierzu diskutierten im November führende Köpfe der Branche beim Think Tank ‚Gesundheit – neu gestalten‘ von Wolters Kluwer Health.
Neue Ansätze sollten den medizinischen und digitalen Fortschritt einbeziehen. Die regionale Vernetzung der Versorgung muss die Patientenreise von Prävention, Früherkennung, Therapie und Nachbetreuung abbilden – diese Kernaspekte wurde in Berlin deutlich. Die Bildung von Kompetenzzentren und die Ambulantisierung jeder vierten stationären Behandlung sind Teil der politischen Strategie. Auf welche Herausforderungen müssen Krankenhausmanager:innen vor diesem Hintergrund nicht nur im Hinblick auf Strukturen und Prozesse, sondern auf Mitarbeitende und Patienten:innen Antworten finden? Ideen und Best Practice führte die hochkarätige Veranstaltung in Präsentationen und Speed-Einzelgesprächen zusammen.
Der Blick von der Meta-Ebene
Deutschland sei weltweit mit an der Spitze beim „Reparieren“ von Krankheiten – aber im Mittelfeld bei deren Vermeidung, unterstrich zum Auftakt der Moderator Prof. Dr. Volker Nürnberg. Mit Pro-Kopf-Ausgaben von 5.440 USD jährlich und einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 81 Jahren gebe es durchaus Verbesserungsmöglichkeiten. Im Panel wurden Herangehensweisen diskutiert, mit denen sich Fortschritt erzielen lassen soll. So betonte Prof. Dr. Jörg Debatin, der hürdenfreie Datenaustausch spiele eine zentrale Rolle für eine Neustrukturierung. Internationale Interoperabilitätsformate sollten durchgesetzt werden, indem anderenfalls Leistungserbringer nicht mehr abrechnen können, fuhr der Healthcare-Unternehmer fort. Krankenhäuser seien generell keine willkommen heißenden Orte. Ressourcenknappheit bilde einen prägenden Faktor. Und bei den Niedergelassenen stellten Einzel-/Doppelpraxen ein Auslaufmodell dar, ohne Attraktivität für die neue Generation. Viel sei zu tun, lautete Prof. Debatins Situationsbeschreibung.
Für ein Ende des Föderalismus plädierte Prof. Dr. Christoph Herborn: Die Planungshoheit müsse den Ländern abgenommen und zur Bundesaufgabe gemacht werden. Die Vermeidung von Hospitalisierungen müsse als Ziel erkannt werden, fügte der Healthcare Professional hinzu. Effizienz schaffende telemedizinische Leistungen wie die Video-Sprechstunde seien nach der Pandemie zurückgegangen, und Präventionsmaßnahmen würden nicht ausreichend angenommen. Für eine Ambulantisierung benötigten Krankenhäuser neue Strukturen, und Hybrid-DRGs müssten endlich umfassend definiert werden – von Prof. Herborn kam somit ein großes Paket an Aufforderungen, das die Teilnehmenden diskutierten und erweiterten.
Wege aus der Krise
Neue Formen der Patientenversorgung zeigte Jens Schneider auf. Zu den konkreten Lösungsbeispielen zählt der Einsatz künstlicher Intelligenz für die Patientensteuerung, sagte der Leiter Zentrales Prozess-, Projekt- und Changemanagement (‚COO‘) am Universitätsklinikum Halle (UKH). So ließen sich echte von vermeintlichen Notfällen besser differenzieren und Patient:innen in geeignete Versorgungsformen lenken. Mit dem Pilotprojekt „Universitäres Primärversorgungszentrum“ im Landkreis Mansfeld-Südharz wird das UKH ein innovatives Modell gegen die drohende Unterversorgung im ländlichen Raum umsetzen. Und nicht zuletzt soll ein Telemedizin-Leuchtturm helfen, Zugang zur Versorgung bei einer zurückgehenden Dichte an Leistungserbringern zu schaffen.
Herausforderungen und Chancen der Ambulantisierung im Krankenhaus skizzierte Dr. Karin Hochbaum. Die Medizinische Geschäftsführerin beschrieb, welche Herangehensweisen und Fallstricke die komplexe intersektorale Leistungserbringung an Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam, MVZ Potsdam und Poliklinik EvB prägen. Die Steuerung soll ein KI-basiertes Hospital Command Center verbessern, das in Zusammenarbeit mit dem Hasso Plattner Institut entwickelt wird.
Stationäre Versorgung ambulantisieren – Qualität in der Behandlung sichern
Wie sich in dieser komplexen, dynamischen Versorgungssituation mit klinischer Entscheidungsunterstützung gute Medizin in die Fläche bringen lässt, zeigte Walter Schmid, Country Manager DACH von Wolters Kluwer Health (WKH): Von präzisen Diagnosen, zielführenden Therapiestellungen und besseren Outcomes profitieren Krankenhäuser und ihre Mitarbeitenden ebenso wie Telehealth-Anbieter und Allgemeinmediziner:innen sowie selbstverständlich Patienten:innen.
„Mit der Vermittlung von Wissen über Rahmenbedingungen und tragfähigen Anregungen für den Führungsalltag kam unser Think Tank äußerst positiv bei den Teilnehmenden an. Wir planen daher für 2024 eine starke Folgeveranstaltung“.
Simone Mahn, Regional Marketing Manager DACH, BeNeLux & Nordics, WKH