Felizitas Bellendorf ist Referentin für den Pflegemarkt (Gruppe Gesundheits- und Pflegemarkt) bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e. V. in Düsseldorf. 

Was sind die wichtigsten Gründe, im Alter in den eigenen vier Wänden zu bleiben?

Felizitas Bellendorf: Das eigene Zuhause ist einem vertraut. Hier kennt man sich aus, kennt die Nachbarn, weiß, wo man etwas einkaufen kann.

Das eigene Zuhause ist ein wichtiger Erinnerungsort, ein Ort, der von emotionalen Bindungen geprägt ist.

Dort genießt man individuelle Freiheit und fühlt sich selbstbestimmt.

Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit eine altersgerechte Wohnraumanpassung gelingt?

Felizitas Bellendorf: Man muss ehrlich zu sich selbst sein. Bin ich noch selbstständig genug, um meinen Alltag – gern auch mit Unterstützung – bewältigen zu können? Gibt es das Wohnumfeld her, dass sich ein Umbau lohnt? (Eine barrierefreie Wohnung im dritten Stock ohne Aufzug ist zum Beispiel nicht sinnvoll.)

Kann ich die Anforderungen und die Arbeit, die mit meiner Wohnung/meinem Haus verbunden sind, noch stemmen? Oder benötige ich dazu Unterstützung? Und habe ich auch ausreichende Unterstützung bzw. kann bei Bedarf darauf zurückgreifen?

Um möglichst lange im vertrauten Zuhause bleiben zu können, sollte man unbedingt frühzeitig überlegen, wie die Wohnung oder das Haus barrierefrei gestaltet werden könnte.

Wahrscheinlich muss man sich von lieb gewordenen Stücken trennen und Neues zulassen.

Auch die Infrastruktur meiner Wohnumgebung sollte stimmen: Kann ich fußläufig einkaufen, zum Arzt, zum Optiker, zur Apotheke, zur Bushaltestelle?

Deshalb kann es manchmal auch nötig werden, über einen Umzug nachzudenken.

Was ist bei einer Wohnraumanpassung zu beachten?

Felizitas Bellendorf: Lösungen müssen zur eigenen Lebenssituation und zur Wohnung oder zum Haus passen.

Hier empfiehlt es sich, die Hilfe der Wohnberatung in Anspruch zu nehmen. Oftmals können schon kleine Anpassungen helfen (Handläufe, gute Ausleuchtung, Beseitigung von Stolperfallen, …).

Ein fachkundiger Blick von außen ist in jedem Fall sinnvoll und angebracht. Hier möchte ich auf die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung e.V. verweisen. Die BAG hat eine Liste mit Wohnberatungsstellen nach Bundesländern, mit Kontaktdaten und Ansprechpartnern zusammengestellt. Die detaillierten Infos finden sich unter: https://www.wohnungsanpassung-bag.de/seite/259749/wohnberatungstellen.html.

Welche altersgerechten Umbauten sind aus der Erfahrung heraus die wichtigsten? Und was sind die Gründe?

Felizitas Bellendorf:

In Wohnungen ist häufig das Badezimmer ein Knackpunkt.

Meist ist es klein und hat eine schmale Tür, die noch dazu nach innen zu öffnen ist. Das bedeutet, man kann sich schon allein nicht gut darin bewegen, kommt vielleicht mit einem Rollator sehr schwer hinein und wenn man stürzt, können Helfer nur schlecht ins Bad, weil man vielleicht vor der Tür liegt.

Hier gibt es schon viele Hinweise: ausreichend breite Türen, genügend Platz, damit man gut zurechtkommt, auch wenn man die Hilfe eines Stocks oder Rollators oder auch einer weiteren Person benötigt. Um Stürze zu vermeiden und trotzdem bequem duschen zu können, wäre eine bodengleiche Dusche ideal.

Doch auch Stufen und Schwellen, Sturzquellen wie rutschige Böden oder Teppichbrücken, vollgestellte und dunkle Zimmer können das Leben im Alter erschweren.

Inwieweit lassen sich Wohnraumanpassungen bzw. altersgerechte Umbauten schnell und vor allem flexibel realisieren?

Felizitas Bellendorf: Schnell ist in diesem Zusammenhang leider schwierig, denn es gibt viele Dinge zu bedenken:

  • Bin ich Eigentümerin/Eigentümer? 
    Ansonsten benötige ich die Genehmigung des Eigentümers/der Eigentümerin.
  • Was benötige ich an Anpassungen/Umbauten?
    Hier ist es in jedem Fall hilfreich und sinnvoll, sich beraten zu lassen (siehe den bereits genannten Link zu den Wohnberatungsstellen).
    Die Wohnberaterinnen und -berater bieten oft Hausbesuche an und helfen auch gern bei der Beantragung von Fördermitteln.
  • Die sinnvollste Lösung ist natürlich, von Beginn an barrierefrei zu denken. Das hilft nicht nur im Alter und bei Pflegebedürftigkeit, sondern auch, wenn man mit Kindern (und Kinderwagen, Einkäufen, …) unterwegs ist.

Welche Fördermittel gibt es?

Felizitas Bellendorf: Immer gilt: Prüfen Sie sorgfältig, ob Fördermittel für einen altersgerechten Umbau verfügbar sind, bevor Sie Umbaumaßnahmen oder Anschaffungen beauftragen. Manchmal stehen Fördermittel noch nicht zur Verfügung oder sie sind bereits ausgeschöpft. Infos finden Sie unter:

Oftmals gibt es auch länderspezifische oder kommunale Fördertöpfe, auch hier ist es sinnvoll, sich von der Wohnberatung unterstützen zu lassen.

Liegt ein Pflegegrad vor, kann die Pflegeversicherung (oder die Pflegeberatung, der Pflegestützpunkt) Auskunft zu Fördermöglichkeiten geben. Pflegebedürftige Menschen, die Leistungen der Pflegeversicherungerhalten, können bei ihrer Pflegekasse einen Antrag auf „wohnumfeldverbessernde Maßnahmen“ stellen, um einen Zuschuss zu erhalten. Dies gilt ab Pflegegrad 1. Die Pflegeversicherung übernimmt dann bis zu 4.000 Euro pro Vorhaben.  Das umfasst alle Maßnahmen, die für den bestehenden Hilfebedarf zum Zeitpunkt der Antragstellung erforderlich sind.

Wichtig zu wissen: Den Antrag müssen Sie vor Beginn der Maßnahmen stellen, sonst können Sie gegebenenfalls auf den Kosten sitzen bleiben.

Bitte schauen Sie für weitere Informationen zu „Wohnen im Alter“ und „Barrierefrei wohnen“ auch sehr gern auf unseren Internetseiten der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen vorbei:

Besten Dank für die Beantwortung unserer Fragen.

Foto: © Verbraucherzentrale NRW  


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