Die Vereinbarkeit des Privat- und Familienlebens mit dem Berufsleben ist eine branchenübergreifende Herausforderung. Von großer Bedeutung sind diesbezüglich nebst fairer Zahlung unter anderem das Jobangebot in der eigenen Region, umfangreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, die Freiheit auf Spät-, Nacht- und Wochenenddienste zu verzichten sowie flexible Arbeitszeitmodelle. Insbesondere der Mangel an flexiblen Arbeitszeitmodellen kostet die Arbeit in der Pflegebranche einiges an Sympathie-Punkten. 

Arbeitszeitkonten sind ein bewährtes Instrument, um flexible Arbeitszeitmodelle handhabbar bzw. überhaupt möglich zu machen. Sie ermöglichen ein hohes Maß an zeitlicher Selbstbestimmung und helfen dabei das Arbeits- und Privatleben in Einklang miteinander zu bringen. Auch lassen sich Familienphasen besser planen, wenn die Arbeitgebenden mit Arbeitszeitkonten  arbeiten. Nicht zuletzt stellen sie ein attraktives Steuerungsinstrument zu Krisenzeiten dar. So könnte z. B. im Falle finanzieller Engpässe eines (Pflege-)Unternehmens Arbeitszeitguthaben abgebaut werden, anstatt Personal gänzlich entlassen zu müssen. Arbeitszeitguthaben abbauen heißt hier, dass die von den Arbeitnehmenden vorgearbeiteten Stunden geltend gemacht werden und die Angestellten für einen definierten Zeitraum aufhören zu arbeiten und dadurch auch vorübergehend keine neuen Arbeitsstunden anzuhäufen. 

Volles Einkommen bei zeitlicher Flexibilität

Flexible Arbeitszeitmodelle tragen nicht zuletzt das Potential in sich die starre und weniger Einkommen generierende Teilzeitbeschäftigung (20,25 oder 30 Stunden) abzulösen oder zumindest großflächig strukturell zu ergänzen. Arbeitnehmende müssen in dem Falle nicht mehr  zwischen zeitlicher Flexibilität und vollem Einkommen wählen, sondern können beides miteinander vereinen. 

Das 7/7 Modell: Kräftezehrend aber vorteilhaft

Ein Modell, das in der Pflegebranche mittlerweile vermehrt genutzt wird, ist das sogenannte “7/7 Modell”. Dies ist wie folgt organisiert: Die Mitarbeitenden sind an sieben aufeinander folgenden Tagen für zehn Arbeitsstunden und jeweils zwei Pausenstunden vor Ort bzw. in Arbeitsort-Nähe. Dieses Modell sorgt dafür, dass es praktisch nur noch zwei Schichten (Tag-oder Nachtdienst) gibt. Diese Aufteilung ist für die Beschäftigten kräftezehrend, aber kommt auch mit klaren Vorteilen daher:  Die Bewohner*innen bzw. die Patien*innen werden tagsüber von den gleichen Pflegekräften betreut und auch die Übergaben zur Mittagszeit entfallen, da die dritte Schicht wegfällt. Nach sieben Tagen der Arbeit hat die Pflegekraft sieben Tage lang frei, also jede zweite Woche eine Woche „Urlaub”, trotz Vollzeit-Vertrag.

Größere Einrichtungen können viele Modelle anbieten

Größere Einrichtungen können ganz verschiedene Modelle anbieten und sind daher äußerst attraktiv für Arbeitnehmer*innen in der Pflege.

„Nur vormittags von 8 bis 12 Uhr, nur am Wochenende, nie am Wochenende, nie Nachtdienst, nur Nachtdienst – alles muss möglich sein.“  

So z.B. die Uniklinik Eppendorf (UKE) in Hamburg

Um die 250 lebensphasenorientierte Arbeitszeitmodelle bietet die UKE Ihren Angestellten mittlerweile an. 

Kleinere Einrichtungen und Dienste, die sich kein großes Angebot verschiedenster Arbeitszeitmodellen leisten können, pochen auf intensive Gespräche mit den Mitarbeiter*innen.

 „So könnte sich herausstellen, dass einer Mitarbeiterin ein geteilter Dienst mehr als recht ist, weil sie so am Mittag oder frühen Nachmittag vielleicht Dinge erledigen kann, die sie sonst nicht erledigen kann. Eine andere ist vielleicht froh, mehr an Wochenenden und Feiertagen arbeiten zu können, weil sie die Zuschläge gut gebrauchen kann.”

Birger Schlürmann, spezialisiert auf Beratung in der ambulanten Pflege

Er ergänzt zudem, dass auch auch Gespräche mit den Bewohner*innen bzw. Patien*innen neue Perspektiven eröffnen würden, insofern, dass die festgedachten Rhythmen der täglichen Pflege durchaus Spielraum kennen. „Das Duschen lässt sich eventuell gut von 7 auf 9 Uhr verlegen. Die Patienten mit „einmal wöchentlich duschen“ können auch ab 11 Uhr und später versorgt werden.”, so Schlürmann. Kurz gesagt, ließen sich Schichten neu denken, wenn auch das Tagesgeschäft (natürlich in Absprache mit allen Involvierten) flexibilisiert wird. 

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Sie interessieren sich für flexible Arbeitszeitmodelle in der Pflege? Dann möchten wir Ihnen unter anderem die Lektüre dieser zwei Fallbeispiele empfehlen:

  1. Der Träger Diako Thüringen sucht im Rahmen des  Pilotprojekts „SITA“ Lösungsansätze über ein 12-Stunden-Schichtmodell, eine Dienstplanungs-App sowie über verstärkte Mitarbeiter*innen-Mitbestimmung: https://recruiting2go.de/arbeitszeitmodelle-pflege-soziale-berufe/digitale-dienstplanung-und-neue-arbeitszeitmodelle-in-der-pflege-fuer-mehr-mitarbeiterzufriedenheit/
  • Die Universitätsmedizin Rostock startet mit einem sogenannten „UniFlexTeam” ein neuartiges Arbeitszeitmodell für Beschäftigte der Pflege-Branche. In diesem Programm bündeln sich Pflegende, die flexible Arbeitszeiten wünschen und dann einspringen, wenn andere ausfallen. Auf diese Weise muss niemand mehr ungewollt kurzfristig aus dem freien Tag zur Arbeit geklingelt werden. Details erfahren Sie hier: https://www.bibliomed-pflege.de/news/flexibles-arbeitszeitmodell-fuer-die-pflege

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weitere Artikel-Quellen:

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20210304_OTS0116/weltfrauentag-hilfswerk-niederoesterreich-ist-weiblich
https://www.hpg-ev.de/download/sobi_Beratung_projektbericht.pdf
https://www.pflegemagazin-rlp.de/wir-brauchen-coole-modelle

Foto: pixabay

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