Die Hamburger MAGNA Real Estate AG erweitert ihr Geschäftsmodell und startet mit der Entwicklung von Sozial- und Pflegeimmobilien. Die neue Sparte firmiert unter dem Namen MAGNA Care GmbH und wird sich vor allem auf den Erwerb, die Entwicklung, die Planung und den Bau von zeitgemäßen Immobilien mit dem Fokus Wohnen im Alter spezialisieren. 

Wir sprachen mit Jörn Reinecke, Vorstand der MAGNA Real Estate AG und Tim Sauer, Geschäftsführer der MAGNA Care GmbH.

Wie wird sich aus Ihrer Sicht der Pflegeimmobilienmarkt in den kommenden Jahren entwickeln?

Tim Sauer: Die Nachfrage nach umfassender Pflege wird weiter steigen. Die demografische Entwicklung ist nicht mehr umkehrbar, die Babyboomer kommen. Von daher ist der Pflegeimmobilienmarkt ein ausgewiesener Wachstumsmarkt.

Ich würde sogar so weit gehen, dass die Corona-Pandemie vor allen Dingen den stationären Pflegemarkt noch zusätzlich befeuert, da die stationären Einrichtungen – im Gegensatz zu den Tagespflegeplätzen – auch in der Corona-Krise geöffnet bleiben. Alle Angehörigen, die ihre pflege- und betreuungsbedürftigen Familienmitglieder in der Vergangenheit zu Hause betreut haben oder teilweise in einer Tagespflege untergebracht haben, müssen jetzt die Herausforderungen meistern und spüren ganz direkt, was es bedeutet, wenn kein Tagespflegeangebot mehr zur Verfügung steht oder ambulante Angebote eingeschränkt werden..

Wie gesagt, der gesamte Pflegeimmobilienmarkt ist durchaus positiv zu sehen. Deswegen denke ich, dass gerade die Pflegeimmobilien im Vergleich zu anderen Assetklassen eher profitieren.

Sie erweitern Ihr Geschäftsmodell um die Sparte MAGNA Care. Wie kam es zu der Entscheidung?

Jörn Reinecke: In allererster Linie wollen wir unser Portfolio um ein weiteres wachstumsträchtiges Segment beziehungsweise eine weitere erfolgversprechende Assetklasse ausbauen. Zudem können wir mit dem Produkt „Pflege“ in ganz andere Flächen hineingehen. Bislang hat sich MAGNA mit „Büro“ und „Wohnen“ fast ausschließlich auf A-Standorte konzentriert. Mit MAGNA Care ist es nun möglich, auch in kleinere Städte und Gemeinden zu expandieren.

Was sind die ausgewiesenen Ziele?

Jörn Reinecke: In den nächsten drei Jahren wollen wir 200 Millionen Euro in Sozial- und Pflegeimmobilien investieren, und mittelfristig werden wir Investmentprodukte und die dazugehörigen Asset-Management-Leistungen auch für institutionelle Kunden und anbieten.

Welche Entwicklungskonzepte verfolgt MAGNA Care (Architektur, Wohnen & Betreuung/Pflege)?

Tim Sauer: Wir entwickeln weiterhin das klassische, stationäre Pflegeheim. Zudem gehen wir aber auch ganz bewusst in die ambulanten Wohnformen wie betreutes Wohnen, Servicewohnen, ambulant betreute Wohngemeinschaften sowie in den Bereich der Quartiersentwicklung. Es lässt sich beobachten, dass es hier keine starren Abgrenzungen gibt, sondern dass es sich nicht selten um sinnvolle Mischformen der verschiedenen Angebote handelt.

Als Beispiel möchte ich ein aktuelles Projekt der MAGNA Real Estate nennen. In Hamburg bauen wir – ganz klassisch – 150 neue Wohneinheiten, in die wir aber zusätzlich kleinere WG-Konzepte mitberücksichtigt haben. Wir sind da sehr breit aufgestellt, und es gibt immer mehr Schnittmengen zum klassischen Wohnen. 

Betrachten wir das Thema „Quartiere“ etwas genauer: Welche konkreten Projekte sind hier geplant und/oder bereits in Gang gebracht?

Tim Sauer: Wir haben wiederum mit der MAGNA Real Estate ein Grundstück in Hamburg-Bergedorf am Sander Damm gekauft. An diesem Standort sollen Wohnen, Gewerbe und Pflege gemeinsam entwickelt werden.

Sind ganzheitliche Lösungen zusammen mit der Industrie (Gestaltung, Beleuchtung, Technik) für MAGNA Care von Interesse?

Tim Sauer: Ja, das ist grundsätzlich auf jeden Fall interessant. Wobei wir allerdings ganzheitliche Lösungen stets zusammen mit den jeweiligen Betreibern erarbeiten wollen. 

Auf was würden Sie bei einer Zusammenarbeit besonderen Wert legen? Und gibt es schon Unternehmen, die Sie ins Auge gefasst haben?

Tim Sauer: Da wir erst seit ein paar Wochen aktiv sind, gibt es noch keine konkreten Kooperationen mit bestimmten Unternehmen.

Welche Anforderungen/Erwartungen stellen Sie an die Betreiber der Pflegeimmobilien?

Tim Sauer: Es geht nicht darum, Start-ups zu begleiten. Für uns sind erfahrene Betreiber wichtig. Doch wird sind durchaus bereit, kleinere Betreiber mit zu entwickeln.

Es gibt keine klassischen Kennzahlen, an denen wir uns orientieren. Gute Bonität ist selbstverständlich ein Kriterium. Zudem entwickeln wir in (regionalen) Clustern. Denn ein Projekt am Bodensee mit einem Betreiber aus Hannover macht natürlich keinerlei Sinn. 

Unsere Wunschbetreiber sind kleine und mittelständische, wachsende Unternehmen – sehr gerne mit Private-Equity-Hintergrund. Doch auch gemeinnützige Betreiber sind für uns von Interesse. 

Herzlichen Dank für das Gespräch!

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