Der „Kongress Pflege 2023” war nach langer, pandemiebedingter Live-Pause ein willkommenes Aufeinandertreffen von und für Stakeholder aus der erweiterten Pflegebranche. Über 1.700 Teilnehmende nutzten die Gelegenheit und tauschten sich am 27.01.2023 und 28.01.2023 im Berliner Maritim proArte Hotel zu aktuellen pflegerelevanten Themen aus. Dabei spielte auch das Thema „Anwerbung und Integration internationaler Pflegefachkräfte” eine bedeutende Rolle.

Einer, der sich vor dem Hintergrund des Pflegefachkräftemangels mit dem Thema befasst und vor Ort Erkenntnisse teilte, ist Herbert Herbst. Herr Herbst ist hauptberuflich in der Pflegedirektion am Uniklinikum Salzburg im Bereich der Koordination von Projekten und Prozessen tätig. Herr Herbst ist Pflegedienstleitung Junior am Uniklinikum Salzburg. Freiberuflich führt er im Rahmen von Grundausbildung, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen zudem Lehr- und Trainertätigkeiten an Unis, Fachhochschulen, Instituten, Akademien und nicht zuletzt in Organisationen der klinischen Gesundheitsversorgung durch.¹

Im Rahmen der nachstehenden Paragraphen sollen ausgewählte Kernaussagen seines Vortrags zum Thema „Bindung und zuverlässige Integration internationaler Pflegekräfte”² vom „Kongress Pflege 2023”2 zusammengefasst werden. Das Thema Anwerbung wird dabei zunächst zurückgestellt, aber Interessierte finden weiter unten im Artikel unter anderem auch einen Vortrag mit dem Schwerpunkt-Thema „Recruiting für Sozial- und Gesundheitsberufe”.

Nach erfolgreicher Anwerbung darf die nachhaltige Integration nicht zu kurz kommen

Internationale Anwerbungsprozesse sind nur Teil der Lösung des Fachkräftemangels im deutschsprachigen Raum. Bindung und Integration internationaler Pflegekräfte sind in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen. Das findet auch Herr Herbst und führte in seinem Vortrag in diesem Zusammenhang aus, welche Punkte maßgeblich zum Gelingen von Bindung und Integration internationaler Pflegekräfte beitrügen:

  • fachliche, soziale und sprachliche Begleitung der erfolgreich angeworbenen Kräfte
  • außerordentliche betriebliche Anpassungsleistungen
  • außerordentliche persönliche Anpassungsleistungen
  • schnelle (aber gute) Prozesse zur Anerkennung der Berufsqualifikation(en)
  • Maßnahmen zur Teambildung und zur Teamentwicklung
  • (weiterführende) Maßnahmen zur (Weiter-)Bildung und zur (Weiter-)Qualifikation

In Anlehnung an Pütz et al. (2019)³ betont Herr Herbst in diesem Zusammenhang neben der Wichtigkeit betrieblicher Integrationsbemühungen vor allem auch den Einfluss außerbetrieblicher Faktoren auf eine erfolgreiche Integration internationalen Pflegepersonals. Außerbetriebliche Faktoren seien beispielsweise diese:

  • die soziale Integration von Familienangehörigen (insbesondere bei Herausforderungen im Kontext von Arbeitslosigkeit und schulischen Problemen),
  • Kinderbetreuung/Sozialarbeit,
  • Erwerb von Eigentum,
  • die familiäre Situation der angeworbenen Fachkräfte im jeweiligen Herkunftsland
  • und nicht zuletzt die sozioökonomische sowie die politische Lage des jeweiligenHerkunftslandes.

Brennende Fragen an Arbeitgeber*innen im Pflege- und Gesundheitswesen

  1. Wie stellen Sie sicher, dass Sie Ihre Mitarbeiter*innen im Ganzen erfassen und verstehen,ohne dabei persönliche Grenzen zu überschreiten?
  2. Inwiefern fördern Sie Ihre internationalen und interkulturellen Teams dabei, die eigene kulturelle Identität zu wahren und zu pflegen?
  3. Inwiefern fördern Sie Ihre internationalen und interkulturellen Teams dabei, bereits im Rahmen der Anwerbung, aber vor allem auch im Rahmen der Arbeit bei Ihnen, positive interkulturelle Beziehungen herzustellen?

Warum ist die interne Klärung dieser Fragen wichtig?

Die Klärung dieser drei Fragen ist ausschlaggebend für eine nachhaltige Bindung neu gewonnener Mitarbeiter*innen. Denn ohne konkreten Fahrplan zur Klärung von Frage 1) kann keine erfolgreiche Konzeption von Fördermaßnahmen, wie sie in den Fragen 2) und 3) erfragt werden, stattfinden.

Warum nicht? Der Grund: Erfolgreiche Integration sei, so Herr Herbst, das Produkt zweier Erfolge: Erhalt der eigenen kulturellen Identität einerseits und Herstellung einer positiven interkulturellen Beziehung andererseits.

Diese spannende Dynamik erläuterte Herr Herbst in seinem Vortrag noch genauer, in Anlehnung an die Ausführungen des emeritierten Hochschullehrers Alexander Thomas (Forschungsschwerpunkt: interkulturelle Psychologie) und an das Modell von Akkulturation versus Integration.⁴

Herr Herbst hat seine Präsentation zum Thema „Bindung und zuverlässige Integration internationaler Pflegekräfte” auf der Website des Kongresses Pflege 2023” hochgeladen. Dort steht es interessierten Leser*innen aktuell zur Einsicht zur Verfügung: Per Klick direkt zur Präsentation.

Weitere Vorträge vom „Kongress Pflege 2023” zu den Themen Anwerbung und Integration von Pflegefachkräften:

„Recruiting für Sozial- und Gesundheitsberufe ganzheitlich denken”

Ein Vortrag von:

  • Doreen Fuhr, Oberin der DRK- Schwesternschaft Berlin e. V., und
  • Maja Schäfer, Leiterin Strategisches Recruitment der DRK Kliniken Berlin

Bindung und zuverlässige Integration internationaler Pflegekräfte” 

Ein Vortrag von:

  • Elisabeth Wesselman, Fachreferentin auf dem Gebiet der interkulturellen Versorgung im Gesundheitswesen sowie Fachautorin und Trainerin

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Das war der Springer-Kongress „Pflege 2023′′ am 27.01. und 28.01

¹ www.linkedin.com/in/herbert-herbst-730503184/?originalSubdomain=at
(zuletzt abgerufen am: 23.02.2023)
² Herbst, H. (2023). Bindung und zuverlässige Integration internationaler Pflegekräfte (Präsentation, Folie 12, Kongress Pflege 2023). Berlin.
³ Pütz, R., Kontons, M., Larsen, C., Rand, S. & Ruokonen-Engler, M.-K. (2019). Betriebliche Integration von Pflegekräften aus dem Ausland. Innenansicht zu Herausforderungen globalisierter Arbeitsmärkte. Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung.
⁴ Thomas, A. (2005). Grundlagen der interkulturellen Psychologie. Nordhausen: Bautz.

Foto: pixabay

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