Kenbi steht für die Pflege zu Hause, die jedem wieder Selbstbestimmung im Alltag gibt. Sowohl den Kunden zu Hause als auch den Pflegeteams in ihrer Arbeit. Wir sprachen mit Katrin Alberding, Geschäftsführerin von kenbi (Kenbi).

Wie funktioniert Ihr Modell genau?

Katrin Alberding: Clemens Raemy (Mitgründer und ebenfalls Geschäftsführer bei Kenbi) und ich kommen beide nicht aus der Pflege, sondern wir sind von Haus aus Unternehmer. Wie viele Menschen, haben auch wir familiäre Berührungspunkte mit dem Thema Pflege erlebt und kennen die Sorge um die große und wachsende Versorgungslücke nur zu gut. Bis 2030 werden bis zu 500.000 Pflegekräfte fehlen, wenn wir so weiter machen wie bisher, das ist zu erschreckend, um es zu ignorieren. Wir haben uns daraufhin den Markt und die üblichen Prozesse in ambulanten Diensten aus Unternehmersicht angesehen und festgestellt, dass hier so gut wie gar keine Innovation vorzufinden war. Hier gab und gibt es unendlich viel Potenzial auf allen Ebenen (von der Organisationskultur über Digitalisierung bis hin zur besseren Pflegekompetenzsicherung), Hebel zu ziehen, die noch keiner ganzheitlich entwickelt hat. Die Pflege hinkt einfach Jahre hinter den Möglichkeiten her, die es in anderen Industrien bereits gibt. Und genau da möchten wir innovativ ansetzen und unsere Erfahrungen und Ideen aus dem Unternehmertum einfließen zu lassen. Unser Ziel ist es, auf der einen Seite den Beruf wieder attraktiver zu machen und die Pipeline an Pflegepersonal wieder zu füllen. Denn ohne motivierte Talente geht es einfach nicht. Der zweite Schritt ist es dann, die Menschen, die in der Pflege arbeiten so gut es geht zu entlasten und Zeit zu schaffen für das Wichtigste in der Pflege: die Menschen.

Zum konkreten kenbi-Ansatz inspiriert haben uns unter anderem selbstorganisierte Organisationsmodelle, die in der Pflege insbesondere durch Buurtzorg in den Niederlanden bekannt wurden. Interessent sind in solch einem Modell vor allem die Selbstorganisierten Teamstrukturen, welche untereinander digital vernetzt sind. Jedes Team hat Entscheidungskraft über den eigenen Bereich und pflegt nicht nur, sondern kümmert sich ganzheitlich um die Belange ihrer Patienten im lokalen Umkreis. 

Die optimale Teammitgliederzahl liegt zwischen sechs und zwölf, denn unter sechs wird es schwierig, Urlaubsersatz zu finden oder auf mögliche (Krankheits-)Ausfälle zu reagieren. In dem Falle kann eine volle Pflegeleistung nicht mehr garantiert werden. Bei über zwölf Teammitgliedern wird die Koordination untereinander zu kompliziert. Momentan arbeiten wir bei kenbi mit sechs eigenständigen Pflegeteams. Jedes Team bestimmt seine Teammitglieder eigenverantwortlich. Die Teamzusammensetzungen reichen so oft von Freunden, Bekannten, Müttern mit Töchtern sowie Ehepaaren bis hin zu Geschwistern – eben Menschen, die gerne zusammenarbeiten.

Wir starten zwar immer mal wieder Stellenausschreibungen, doch mehrheitlich rekrutieren die Teams ihre Mitglieder über Word-of-Mouth-Kommunikation selbst.

Es liegt in der Natur der Sache, dass es manchmal trotzdem vorkommen kann, dass sich Teammitglieder auf Dauer nicht so gut verstehen. In dem Falle ist es durch die Nähe der Teams untereinander möglich, das Team zu wechseln. Auch das funktioniert bei kenbi reibungslos. 

Ein weiterer Unterschied zu traditionellen Pflegediensten ist, dass wir unsere Leute nicht zu 100 Prozent in der Pflege einsetzen, sondern durchschnittlich zu 70 Prozent. Damit stellen wir sicher, dass neben der eigentlichen Pflege auch andere, anfallende und nötige Arbeitsschritte, die sonst keine Entlohnung finden bzw. eine weitere Managementebene voraussetzt, zeitlich mitberücksichtigt werden. Dabei nehmen die einzelnen Teammitglieder bestimmte, flexible Teamrollen ein und fungieren für die Zentrale in Berlin als Ansprechpartner – zum Beispiel beim Kundenservice, Automanagement, Büromanagement oder der Materialbestellung usw.

Unsere Zentrale sehen wir nicht als Hierarchiezentrale, sondern sie ist ein ausgewiesenes Support Center für unsere Pfleger.

Ein wichtiger Bestandteil der Selbstorganisation ist, dass es keine Machthierarchien im Team gibt, sodass sich jeder in die Lösungen und Entscheidungen mit einbringen kann. Also selbstbestimmtes Arbeiten für alle. Buurtzorg in den Niederlanden arbeitet deshalb bewusst ohne Pflegedienstleitungen (PDLs) – das geht dort auch wegen der rechtlichen Bedingungen. In Deutschland ist das anders, da braucht es rechtlich gesehen immer eine PDL. Das halten wir auch für sinnvoll, denn wir wollen in den Teams nicht auf diese Qualifikation, die fachliche Kompetenz und die Planerfunktion einer PDL verzichten. Strukturell halten wir uns da ganz an die rechtlichen Vorgaben in Deutschland. Doch durch die Verteilung von Rollen im Team und die Nutzung unseres Intranets mit Chatfunktion gehen viele organisatorische Tätigkeiten (wie das Finden von Urlaubs- und Krankheitsersatz oder das Planen von Pflegefahrten) auf das gesamte Team über und entlasten die PDL, die bei uns nicht die klassische hierarchische Führungsposition übernimmt. Darüber hinaus haben wir oft mehr als eine PDL im Team und mehrere in Ausbildung, denn je mehr Kompetenzen pro Team, desto besser. Das Sagen hat aber immer noch das gesamte Team.

Bei kenbi leben wir in den Teams die Unternehmenskultur der Mitsprache und des Entscheidungsrechts.

Darauf aufbauend haben wir unterschiedliche Ausbildungsmodule geschaffen, wie zum Beispiel Selbstverwaltung, Rollenverständnis, Kompetenzerweiterung – so dass sich Jede(r) mit einbringen kann. Kommt ein Team einmal nicht weiter mit einer Entscheidung oder wird ein Workshop gebraucht, dann gibt es die kenbi-Coaches, welche den Teams als neutrale Begleiter zur Seite stehen. 

Kenbi entwickelt sich laufend weiter, und wir haben immer ein offenes Ohr für Vorschläge und Ideen aus den Reihen der Pfleger. Wir probieren immer wieder neue Dinge aus, um die Pflegeleistungen zu erweitern und zu verbessern. Beispielsweise haben wir auf Initiative einer engagierten Pflegerin hin ein Therapiepony angeschafft, das sehr gut angenommen wird. 

Eine weitere Besonderheit unseres Modells ist, dass nicht nur die Teams weitere Mitglieder selbst rekrutieren, sondern dass die Teams auch selbst Patienten werben und aufnehmen. Es werden auch keine neuen Pfleger angenommen, die nicht vom Team abgesegnet wurden. Wir checken lediglich die Kompetenzen und machen die Vertragsunterlagen fertig.

Welche technischen/digitalen Lösungen (zur Arbeitsorganisation, zur Kommunikation zwischen den Pflegeteams und mit den Kunden usw.) werden bei kenbi eingesetzt? 

Katrin Alberding: Neben der eben beschriebenen kenbi-Struktur haben wir noch den digitalen Teil, den wir als Werkzeug zum Informationsaustausch, Planung und Dokumentation betrachten, damit die Selbstorganisation der Teams funktionieren kann. Wir haben, wie ich schon anklingen ließ, unser eigenes Intranet und einen internen Chat (vergleichbar eines internen Onlinenetzwerks). Hierüber passiert die gesamte Kommunikation innerhalb und zwischen den Teams sowie mit der Zentrale.

Des Weiteren erweitern wir ständig unsere eigene App, die die komplette Dokumentation digitalisiert (dazu zählen Pflegedokumentationen, Fahrtenbücher, Tourenplanungen, Dienstplanungen, Urlaubskalender, Gehaltsabrechnungen, Krankmeldungen u. v. m.). Zudem sind wir gerade dabei, eine eigene e-Learning-Plattform für interne Kurse und Schulungen aufzusetzen. Außerdem soll bald auch eine Familien-App freigeschaltet werden, die es Angehörigen erlaubt nachzuvollziehen, wie es dem zu pflegenden Familienmitglied geht, wie der letzte Pflegebesuch verlief und was im aktuellen Pflegereport steht. Wir möchten alle Beteiligten durch digitale Technologien miteinander verbinden. Zudem schaffen wir mit der Digitalisierung eine bessere Planbarkeit und Automatisierung der Bürokratie – das spart eine Menge Zeit, die den Pflegern und den Gepflegten zugutekommt.

Sie haben bereits einige Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zwischen anderen Pflegemodellen und kenbi erläutert. Gibt es weitere Unterscheidungsmerkmale?

Katrin Alberding: Ein großes Unterscheidungsmerkmal ist unser konsequenter Einsatz mobiler digitaler Hilfsmittel. Ein Beispiel: Das Setzen einer Diabetes-Spritze dauert kaum eine Minute, allerdings gefolgt von einigen Minuten Aufschreibarbeit von Messdaten und dazugehörigen Abrechnungsnummern usw. Anschließend muss alles nochmals in das Programm zur Abrechnung abgetippt werden. Mit unserer App ist der gesamte Dokumentationsvorgang mit zwei Klicks erledigt.  

Des Weiteren haben wir begonnen, unsere App weiter auszubauen, um noch mehr Produkte hinterlegen zu können. So bietet sich die Digitalisierung für die Erneuerung von Notfallsystemen, die Erweiterung der Service & Produktbestellung Online, oder auch für telemedizinische Angebote sehr gut an. 

Ein weiterer Unterschied zu existierenden Anbietern liegt im Ausbildungsangebot, denn es gibt nicht besonders viele ambulante Dienste die auch ausbilden. So haben wir zurzeit eine Gruppe von Azubis, die bei uns lernen und nehmen auch ständig rotierende Schüler aus anderen Kollaborationsunternehmen an. Zudem arbeiten wir an der Realisierung einer Onlineplattform für unsere eigene, interne Aus- und Weiterbildung. Auf diese Weise möchten wir (wie zuvor bereits erwähnt) die Pflegerpipeline neu befüllen, um der Pflege neue und gute Talente zuzuführen. Gleichzeitig motiviert und bestärkt die Möglichkeit der ständigen Weiterbildung auch unsere Mitarbeiter, bei und mit kenbi zu wachsen. 

Ein letztes Unterscheidungsmerkmal zur Pflegeindustrie liegt im Marketing. Denn wir wollen der Pflege diesen manchmal etwas morbiden Beigeschmack, im Sinne von: „Wir begleiten Sie in den letzten Monaten Ihres Lebens.“, nehmen. Aus diesem Grund haben wir mit kenbi (und nicht “Hauskrankenpflege Schwester xy“ oder „Pflegedienst Abendsonne“) einen peppigen Namen gewählt, der Freude ausstrahlt und akzeptiert, dass Pflege (unabhängig vom Alter) einen Lebensumstand begleitet und nicht immer das Ende des Lebens bedeutet. Pflege sollte vor allem zu einem selbstbestimmten Leben verhelfen, am besten zu Hause.

Wir möchten die Sprache rund um die Pflege ändern. Deswegen haben wir auch bewusst eine farbenfrohe Marke aufgebaut. Wir wollen den Menschen eine nahbarere Kommunikation zum Thema Pflege bieten und den Pflegern wieder Lust auf die Pflege.

Oft kommunizieren Pflegedienste mit ihren Patienten in dieser Form: „Bei uns bekommen Sie Dienste von SBG V bis SGB XI.“ Das versteht niemand. Uns ist es wichtig, nicht einfach nur die Leistungen oder pflegerische Fachbegriffe herunter zu rattern, sondern das Gespräch zu suchen, um in einer patientenfreundlichen, allgemeinverständlichen Sprache zu erläutern, welche Leistungen konkret möglich sind und wie diese in den Alltag passen. Während des Gesprächs können auch Bilder aus dem Pflegealltag gezeigt werden, damit sich der Patient einen umfassenden Eindruck verschaffen kann. Und natürlich möchten wir mit unserem Marketing darauf aufmerksam machen, dass wir von der Haushaltshilfe bis zur Palliativbetreuung sehr viel anbieten und durch den Einsatz vieler examinierter Pflegekräfte einen sehr einen hohen Bildungsgrad aufweisen und eine große Zahl an Spezialbereichen abdecken können (wie z. B. Palliativpflege, Kinderbehandlung, Diabetes, Wundbehandlung, Schmerztherapie usw.). Der Begriff Marketing steht bei uns synonym für: „Wie kommuniziere ich über Pflege?!“. Wir wollen das Thema Pflege positiver besetzen, etwaige Ängste nehmen und die Pflege nahbarer machen, für alle Beteiligten.

Wie offen sind die Krankenkassen für Ihr Modell?

Katrin Alberding: Unsere Prozesse optimieren wir innerhalb der Standardvorgaben der Kassen, unter anderem in Bezug auf die Anmeldungen, Verifizierungen, Dokumentation, Qualitätsprüfungen, Versorgungsverträge und Abrechnungen. Wir kommen nur anders zum gewünschten Ergebnis. Und das ist ja auch den Kassen Recht, denn wer wünscht sich nicht mehr Zeit für die Pflege und eine effizientere Versorgung? 

Schwieriger gestaltet sich das Ganze allerdings in Bezug auf die digitalen Anknüpfungspunkte zu den Kassen selbst, sowie auf die wirklich weitreichenden Innovationen, die über das von den Kassen zurzeit anerkannte Leistungsspektrum hinaus gehen. 

Zum Ersten fehlt den Kassen selbst die digitale Kapazität Papierkram, wie z. B. die Leistungsabrechnung voll digital anzunehmen. Hier bestehen die Kassen immer noch darauf, dass wir Originalsignaturen der Patienten monatlich auf den Leistungsbescheiden einsammeln und per Post versenden. Von unserer Seite aus ginge das natürlich schon längst voll elektronisch, und wir würden uns hier sehr wünschen, mit dieser Erleichterung arbeiten zu dürfen. 

Zum Zweiten hinken die Kassen sehr hinterher, Produktinnovationen zur Erstattung zuzulassen. Unklar ist auch der Weg dahin. Zum Beispiel würde es sehr viel Sinn machen, dass ein Pflegebedürftiger Mensch für einen Arztbesuch nicht mehr unbedingt persönlich in der Praxis erscheinen muss. Der Weg dorthin ist aufwändig, risikoreich und teuer. Alternativ wäre es durchaus möglich, dass ein Pfleger einen Sprechstundetermin online für den Patienten vereinbart, das Tablet zum normalen Besuch mitbringt und den Patienten während der Onlinesprechstunde begleitet. Über die Behandlungspflege könnte der Pfleger sogar der verlängerte Arm der Hausarztpraxis werden, indem unter Anleitung des Arztes direkt Leistungen „live“ erbracht werden. Technisch ist Telemedizin natürlich jetzt schon kein Problem. Auch unsere Pfleger verfügen bereits über das technische Know-how und kennen die zu behandelnden Patienten so gut, dass sie eine tolle Unterstützung für den Arzt wären.  

Aber für die Abrechnungen solcher Leistungen gibt es noch keine Regelung und daran hakt es dann leider. 

Wir arbeiten dennoch weiter an solchen Innovationen, weil wir glauben, dass es genau diese Änderungen braucht, um die enorme Pflegelücke in Deutschland zu schließen. Wenn neue Ideen Wert schaffen, dann werden diese auch irgendwann im System eine Heimat finden. Natürlich hoffen wir dabei auf frühe Unterstützung der Kassen und auch der Regierung um pragmatische Lösungen für eine bessere Pflege schnell zu ermöglichen. 

Welche (Pflege-/Betreuungs-)Leistungen werden konkret angeboten und wie werden diese mit den Pflegekassen abgerechnet?

Katrin Alberding: Wir haben mittlerweile knapp 500 Patienten, die professionelle Pflegeleistungen in den eigenen vier Wänden von uns erhalten. Dazu gehören Haushaltshilfen, Unterstützung bei Erledigungen, Beratungen, Betreuungsleistungen, Verhinderungspflege, Palliativspezifizierungen, Kinderpflege, Wundversorgung, Schmerztherapie, Diabeteskontrolle. Die Abrechnung unserer Leistungen (SGB V bis SGB XI) erfolgt direkt mit den jeweiligen Kranken- und Pflegekassen. Natürlich können Kunden sich auch entscheiden, über die Kassen verordneten Leistungen hinaus unser Angebot in Anspruch zu nehmen. Diesen Teil können wir dann ohne Probleme aussplitten und privat in Rechnung stellen. Zudem arbeiten wir ständig an der Erweiterung unseres Angebots, sowohl digital als auch offline. 

Und wie nehmen die Pflegeteams und auch die Kunden die technischen/digitalen Anwendungen auf? Wie sind Ihre Erfahrungen?

Katrin Alberding: Die Kunden nehmen die Digitalisierung im Moment noch eher indirekt wahr, nämlich insofern, dass die Pflegekräfte mehr Zeit haben, vieles an Bürokratie entfällt und Tätigkeiten sofort über das Smartphone „abgehakt“ werden können. 

Auch unsere Pflegeteams nehmen die digitalen Tools erstaunlich gut auf. Jeder Mitarbeiter hat bei uns ein Smartphone und kann es bedienen (auch die älteren Pflegekräfte). Stück für Stück führen wir neue, passgenaue Anwendungen ein und schulen diese auch. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen entwickeln wir unsere Software und unsere Apps selbst, gemeinsam mit unseren Pflegekräften. So können wir sofort beurteilen, was genutzt wird, was nicht und wo gegebenenfalls Probleme aufkommen. Das ist sehr wichtig und ein großer Vorteil, auch was die Akzeptanz neuer digitaler Lösungen anbelangt.

Sie haben eine Seed-Finanzierung von über 7 Millionen Euro erhalten. Von wem werden Sie unterstützt?

Katrin Alberding: Im Herbst 2019 bekamen wir 2,1 Millionen Euro von Heartcore Capital, e.ventures und Partech, um das kenbi-Konzept zu entwickeln, erste Teams aufzubauen und die Technologie anzustoßen. Im ersten Jahr sind unsere Teams ordentlich gewachsen und das Konzept ging auf, sodass wir Ende 2020 noch einmal knapp 5 Millionen Euro Unterstützung von einem weiteren Kapitalgeber – Redalpine aus der Schweiz – und den Bestandsinvestoren erhielten.

Und in welche Entwicklungen fließt das Geld?

Katrin Alberding: Vor allem investieren wir in das Wachstum der Teams – sowohl in Bezug auf die Größe der Teams als auch in Bezug auf die Weiterbildung der Pflegefachkräfte. Momentan haben wir sechs Teams in Niedersachsen und sind auf dem Sprung nach NRW, wo wir ebenfalls weitere Teams aufbauen möchten. Wir wachsen innerhalb eines Bundeslandes lieber organisch, was uns besonders hilft, die kenbi-Kultur solide weiterzutragen in neue Teams. Zweitens bauen wir unsere Berliner Zentrale als Dienstleistungszentrum für die Pflegeteams weiter aus und digitalisieren hier vor allem Administrationsprozesse. Die dritte große Säule ist die Erweiterung unseres Technologiezentrums in Porto (Portugal). Von dort aus finden alle Technologieentwicklungen statt.

Ist es für kenbi einfacher, gute Mitarbeiter zu finden? Wie kann kenbi Mitarbeiter längerfristig binden?

Katrin Alberding: Wir haben sehr schnell neue Mitarbeiter für das Konzept begeistern können. Trotz Corona gab es ein wahnsinniges Momentum. Und wir haben festgestellt, dass sich viele Menschen in der Pflege ein anderes Modell wünschen – mit mehr Mitspracherecht, Gestaltungsfreiheit, Entscheidungsverantwortung und Transparenz. Wir haben einen ausbildungs- und erfahrungsbasierten Gehaltsrechner aufgesetzt, und jeder Mitarbeiter bekommt (je nach Ausbildung und Zusatzausbildung sowie Berufserfahrung) das gleiche, faire Gehalt für die gleiche Arbeitsleistung. Überdies kommen unsere Mitarbeiter auch aufgrund der Weiterbildungsmöglichkeiten zu uns, die wir unterstützen. Ein weiterer Punkt ist die Arbeitsaufteilung, denn wir verplanen Niemanden zu 100 Prozent in der Pflege, sondern lassen Zeit und Puffer für andere wichtige Aktivitäten in Bezug auf das Team, die Weiterbildung oder mehr Zeit mit Patienten. Damit reduziert sich die Notwendigkeit der gefürchteten Teildienste enorm. Insgesamt lässt das kenbi-Modell eine eigenständigere, flexiblere Planung aller notwendigen Tätigkeiten zu. Und genau diese Punkte führen zu einer länger- bzw. langfristigen Bindung der Mitarbeiter: die Lust am Job, das Gefühl, gehört zu werden, Möglichkeiten der Mitsprache und zur aktiven Beteiligung, Möglichkeiten der Selbstverwirklichung und Angebote zur Weiterentwicklung sowie Transparenz, die wir gerade über die digitalen Möglichkeiten in alle Richtungen unserer Firma aufrechtherhalten können.

Vielen Dank für das Gespräch.

Foto: Clemens Raemy und Katrin Alberding, Geschäftsführung kenbi
Copyright kenbi

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