Kleinstbäder stellen Pflegende vor besondere Herausforderungen. Die sogenannten Schlauchbäder in Altbauten haben zum Beispiel eine Fläche von weniger als 5 m2. Will hier die Pflegekraft den Menschen auf die Toilette helfen, steht sie in der Regel an der Seite der Toilette. Dazu muss sie ihren Körper leicht drehen. Auf Dauer tut das keinem Rücken gut. Auch die Pflegebedürftigen haben an solchen Bädern wenig Freude. Rollatoren oder Rollstühle lassen sich in den engen Räumen nur mühsam bewegen. 

Dabei sind kleine Bäder keine Seltenheit – in Deutschland gibt es sie noch millionenfach. Zurzeit leben ca. 3,32 Millionen pflegebedürftiger Menschen zu Hause.

Damit sie das noch möglichst lange tun können, brauchen sie Bäder, in denen sie sich sicher fühlen – und die nach ihren und den Bedürfnissen der Pflegenden umgestaltet werden.

Wie ein umgebautes Kleinstbad aussehen könnte, untersuchte die kürzlich veröffentlichte Pflegebad Studie des Zentralverbandes Sanitär, Heizung, Klima, die vom GKV Spitzenverband unterstützt wurde. Großen Wert legte die Studie auf die Meinung der pflegenden Angehörigen, der Pflegekräfte und der Fachkräfte der Wohnberatung, die nach ihren Wünschen befragt wurden. Drei Innovationen standen für Pflegende und Betroffene an vorderster Stelle: Duschwände, die komplett wegklappbar sind, eine drehbare Toilette und eine Duscharmatur, die die Temperatur konstant hält und leicht zu bedienen ist. Während moderne Armaturen und bewegliche Duschwände schon lange am Markt sind, können drehbare Toiletten für den Pflegebereich zumindest in Deutschland erst seit kurzem erworben werden. Hier hat die Firma Bano GmbH ein neuartiges WC entwickelt, das zu dem Konzept „drehbares Badezimmer“ gehört. Die Firma ist in Norwegen bereits seit über 20 Jahren aktiv im Bereich ganzheitliche Badezimmerlösungen für die stationäre Pflege. 

„Normalerweise müssen sich Nutzerinnen und Nutzer nach dem Badezimmer richten, bei dem drehbaren WC passt sich das Badezimmer den Bewegungsabläufen der bewegungseingeschränkten Nutzer an.“

Julia Kowalke, Projektleiterin bei Bano

„Sie sind beweglicher, fühlen sich selbständiger und können länger zu Hause wohnen bleiben. Pflegende und andere Helfer sind weniger körperlich belastet, weil sie weniger heben und unterstützen müssen.“ 

Julia Kowalke

Was kann so eine Toilette alles? Eine Drehung um wenige Grade würde für den erstrebten Zweck nicht viel bringen. Daher ist der Sitz des Bano WC in der Lage, sich um bis zu 290 Grad zu drehen. Mit der Folge, dass das WC einfach zu der Seite gewendet wird, an der ein Rollstuhl oder Rollator genug Platz hat. Man braucht also nicht 90 cm Platz zu jeder Seite einer Toilette.

„Außerdem kann die Toilette dann nah am Waschbecken montiert werden, so dass man sich gleich die Hände waschen kann, ohne extra wieder aufstehen oder sich wieder in den Rollstuhl umsetzen zu müssen.“

Julia Kowalke

Man dreht sich mit dem WC einfach nur zum Waschbecken hin. 

Das drehbare WC bietet gleich zwei Vorteile. Einmal wird das Rangieren mit dem Rollator und dem Rollstuhl einfacher. Zum anderen verringert sich die Anzahl der „Transfers“ von den Gehhilfen zur Toilette bzw. umgekehrt.

„Bewegungsabläufe in Richtung Toilette können so um bis zu 50 Prozent reduziert werden“, betont Julia Kowalke. Ein weiterer Pluspunkt: Der Sitz verfügt über eine elektrische Höhenverstellung und kann um 20 cm gehoben oder gesenkt werden und hält bis zu 350 kg Gewicht aus. So fällt es leichter, selbst aufzustehen und die Pflegekraft muss nicht so viel Kraft aufwenden, um die Person zu stützen. Oft reicht auch eine Pflegekraft aus, wo früher zwei helfen mussten. Im Idealfall können Pflegebedürftige den Toilettengang sogar noch alleine bewältigen.

Das „drehbare Badezimmer“ ist natürlich ein Wortspiel, beschreibt aber gut dessen Vorteile für Nutzerinnen und Nutzer. Mit Haltegriffen am Duschsitz und an der Toilette können sie zum Beispiel entweder alleine oder mit Hilfe einer Pflegeperson das Bad benutzen. Das Sturzrisiko auf dem Weg von der Toilette zum Waschbecken entfällt praktisch, weil sich die Toilette, wie erläutert, zum Waschbecken hindrehen lässt. Der Waschtisch selbst ist ebenfalls höhenverstellbar und mit Handgriffen versehen. 

In Norwegen war das Konzept von Bano 2017 der Sieger in einem Wettbewerb für ganzheitliche, zukunftsorientierte Badezimmerlösungen und wird seitdem in mehreren norwegischen Pflegeheimen und Krankenhäusern eingesetzt.

Den Sieg hat das Konzept auch deshalb errungen, weil eine funktionale und gleichzeitig elegante Lösung gefunden wurde. Trotz beengter Verhältnisse können sich die Nutzer sowohl selbst bewegen als auch – von anderen – bewegt werden. Mit anderen Worten: Das Augenmerk richtet sich hier auf die Funktion der Räume, um diese so effizient wie möglich zu nutzen. Die Idee besitzt großes Potenzial nicht nur für bestehende kleine Bäder. Auch neue Pflegeeinrichtungen können damit den Raum optimaler nutzen und dem Pflegepersonal eine bessere Arbeitsumgebung bieten. Apropos Platzbedürfnis der Pflegenden: In Leitlinien und Normen wie der deutschen DIN-Norm 18040 wird dieser Punkt leider bisher kaum berücksichtigt.

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