Bis zum 1. Juli 2025 müssen alle ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen in Deutschland an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen sein. Doch mit nur wenigen Monaten bis zur Frist scheint die Umsetzung holprig zu verlaufen. Eine aktuelle Umfrage des Bundesverbands Gesundheits-IT (bvitg) in Zusammenarbeit mit der opta data Gruppe zeigt erhebliche Defizite in der praktischen Umsetzung.

Laut Befragung von über 324 Pflegeeinrichtungen gaben zwar mehr als 90 Prozent an, über die verpflichtende Anbindung informiert zu sein. Dennoch haben fast 12.000 Einrichtungen zwar die notwendige SMC-B-Karte (Security Module Card – Betriebsstätte) beantragt, diese jedoch noch nicht erhalten. Ohne diese elektronische Zugangskarte bleibt der Anschluss an die TI unmöglich.

Noch gravierender zeigt sich die Lage beim sicheren E-Mail-Dienst KIM (Kommunikation im Medizinwesen). Lediglich rund 2.000 KIM-Adressen wurden bisher vergeben, während noch über 34.000 Pflegeeinrichtungen angeschlossen werden müssen. In weniger als vier Monaten stehen also noch immense Aufgaben bevor.

Ein Hauptproblem sehen viele Pflegeeinrichtungen in der fehlenden praktischen Unterstützung. „Mehr als 80 Prozent der Einrichtungen beklagen mangelnde Schulungen, Anleitungen und Serviceangebote zur Anbindung an die TI“, erklärt bvitg-Geschäftsführerin Melanie Wendling. Sie kritisiert, dass die digitale Vernetzung der Pflege nicht als zentrale Aufgabe betrachtet werde:

„Die Umfrage bestätigt unseren Eindruck, dass die Anbindung der Pflege an die TI nicht mit-, sondern nebenhergedacht wird. Bei den aktuellen Herausforderungen der Branche ist das nicht verwunderlich.“

Auch Wolfgang Voßkamp, Leiter der Geschäftsstelle Ost des Bundesverbands Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad e. V.), sieht gravierende Probleme:

„Die anhaltende Unzuverlässigkeit ist das größte Hindernis. Bisher wurde nicht eine einzige Umsetzung der Fachdienste fristgerecht realisiert. Wir haben bereits 2024 vorgeschlagen, die Fristen so weit zu verschieben, dass sie realistisch umsetzbar sind. Die Vorstellung, dass bis zum 1. Juli 2025 alle Einrichtungen angeschlossen sind, ist illusorisch.“

Die Digitalisierung der Pflege bleibt also eine gewaltige Herausforderung. Ohne pragmatische Lösungen und gezielte Unterstützung könnte die TI-Anbindung zum Stichtag in vielen Einrichtungen weiterhin Theorie bleiben.

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