Die Eigenanteile für Pflegeheime steigen seit Jahren ungebremst – für Pflegebedürftige und Angehörige eine enorme Belastung. Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) fordert deshalb eine Deckelung des pflegebedingten Eigenanteils auf maximal 1.000 Euro im Monat und will die Finanzierung der Pflege grundlegend neu ordnen.

Pflegefinanzierung unter Druck

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Bewohnerinnen und Bewohner in Sachsen zahlen derzeit im ersten Jahr durchschnittlich mehr als 2.800 Euro Eigenanteil pro Monat, bundesweit liegen die Heimkosten inzwischen bei über 3.000 Euro. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Rente in Sachsen beträgt nur rund 1.400 Euro.

Für die Betreiber von Einrichtungen entsteht damit ein doppeltes Spannungsfeld: Einerseits explodieren die Kosten für Personal, Energie und Bauinvestitionen, andererseits stoßen die Eigenanteile der Bewohner längst an finanzielle Grenzen. Laut Bundesrechnungshof droht ohne Reformen bis 2029 ein Defizit von über 12 Milliarden Euro in der Pflegeversicherung.

Auswirkungen auf Investitionen und Bauprojekte

Für Investoren und Projektentwickler ist die aktuelle Lage hochrelevant:

  • Planungssicherheit: Steigende Eigenanteile gefährden die Belegungsquoten und damit die Kalkulation neuer Projekte.
  • Finanzierungsmodelle: Wenn Bund und Länder Investitionskosten künftig teilweise übernehmen, könnte dies neue Spielräume schaffen – aber auch die Erwartung erhöhen, dass Einrichtungen effizienter und transparenter wirtschaften.
  • Standortentscheidungen: Regionen mit niedrigeren Durchschnittsrenten – wie Sachsen – geraten besonders stark unter Druck. Eine Deckelung könnte hier die Nachfrage stabilisieren und Investitionen attraktiver machen.

Solidarische Finanzierung statt Beitragsanpassung

Köpping betont, dass höhere Beiträge allein nicht ausreichen. Vielmehr müsse auch über Beitragsbemessungsgrenzenund eine stärkere staatliche Beteiligung diskutiert werden. Besonders die Investitionskosten, die bisher in den Eigenanteilen enthalten sind, sollen nach ihren Plänen teilweise aus dem Sachsenfonds gedeckt werden – einem staatlichen Sondertopf mit rund 400 Millionen Euro jährlich.

Breite politische Unterstützung

Mit ihrer Forderung nach einer Deckelung auf 1.000 Euro steht Köpping nicht alleine da:

  • Thüringens Sozialministerin Katharina Schenk (SPD) sowie BSW-Chefin Sahra Wagenknecht plädieren für denselben Wert.
  • Schon 2019 schlug Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Obergrenze von 700 Euro für 36 Monate vor.

Die Debatte zeigt: Eine grundlegende Neuregelung der Pflegefinanzierung rückt näher – mit erheblichen Folgen für Betreiber, Bauherren und Investoren.

Ausblick

Die von Bund und Ländern eingesetzte Kommission zur Zukunft der Pflegeversicherung, der auch Köpping angehört, will bis Jahresende konkrete Vorschläge vorlegen. Klar ist: Ohne Reform droht ein System, das für Pflegebedürftige unbezahlbar und für Betreiber kaum noch kalkulierbar wird.

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