Deutschland sucht händeringend nach Pflegekräften. Weil nicht genug Nachwuchs im eigenen Land bereit zu sein scheint, sich auf das Abenteuer Pflege einzulassen, reisen regelmäßig deutsche Politiker*innen in die Welt, um die Vorzüge des deutschen Pflegearbeitsmarktes anzupreisen. Die Liste der Länder, aus denen Zuwanderung erwünscht ist, wird immer länger. Aktuellstes Beispiel: Brasilien. Doch wie steht es um die Erfolge solcher Initiativen und vor allem: Wer macht die damit verbundene Arbeit? Das sind die zentralen Fragestellungen des ersten Pflege-Integrationsgipfels der Ruhrgebietskonferenz-Pflege am 14. Juni 2023 von 14 – 17 Uhr auf der Videoplattform Zoom. 

Rund 65.000 Menschen mit ausländischen Wurzeln arbeiten bereits heute in den ambulanten Diensten und stationären Einrichtungen in Deutschland. Es werden deutlich mehr werden müssen, wenn wir die Herausforderungen des demografischen Wandels erfolgreich bewältigen wollen. 

„Gerade im Ruhrgebiet haben wir eine lange Tradition der Integration von Menschen aus anderen Ländern und Kulturen in die verschiedensten Arbeitswelten.“

Roland Weigel, Koordinator der Ruhrgebietskonferenz-Pflege

In den ambulanten Pflege- und Betreuungsdiensten, Tages- und Kurzzeitpflegen, Wohngemeinschaften und stationären Einrichtungen sind diese Menschen längst zu einer wichtigen Säule der Verlässlichkeit und Versorgungssicherheit geworden. Roland Weigel wird konkret: „In einer durchschnittlichen stationären Pflegeeinrichtung arbeiten schon heute Mitarbeiter*innen aus mindestens 12 bis 15 Nationen zusammen. In Sachen Integration müssen wir uns in der Pflege also nicht verstecken, sondern können auch von guter Praxis berichten.“ Zahlreiche Beispiele in der Arbeit vor Ort können das belegen. Vielfach gelingt Integration, ganz besonders da, wo es persönliche Beziehungen und unterstützende Netzwerke in den Sozialräumen gibt. Um aber auf Dauer einen fortlaufenden Zufluss von dringend benötigten Arbeitskräften aus dem Ausland zu gewährleisten, brauchen wir professionelle und tragfähige Unterstützungsstrukturen innerhalb und außerhalb der Einrichtungen und Dienste.

„Wir müssen uns auch ehrlich machen und eine offene Diskussion über die Grenzen und Hindernisse der Integration führen. Der Transfer ausländischer Arbeitskräfte wird den Personalmangel in der Langzeitpflege nicht alleine beheben. Er kann aber Teil der Lösung sein.“ 

Ulrich Christofczik, Vorstand vom Christophoruswerk und Geschäftsführer der Evangelischen Altenhilfe Duisburg

Die Anforderungen sind hoch. „Pflege und Betreuung“ ist Beziehungsarbeit. Deshalb spielen sprachliche und kulturelle Anschlussfähigkeit eine extrem große Rolle. Hier ist eine Menge Begleitung und Förderung nötig. 

Auf dem „Pflege-Integrationsgipfel“ will die Ruhrgebietskonferenz-Pflege das Thema aus möglichst vielen Perspektiven ausleuchten. Natürlich geht es dabei auch um Zahlen, Daten und Fakten rund um die Bedarfe und Potenziale. Es geht auch um ethische Fragen der Abwerbung aus Ländern, die ihre Fach- und Arbeitskräfte selber dringend benötigen. 

Auf dem „Pflege-Integrationsgipfel“ werden gute Beispiele vorgestellt und diskutiert,

  • wie sich Unternehmen aufstellen und welche Strukturen für erfolgreiche Integration sie schaffen, 
  • wie Kommunen und öffentliche Einrichtungen die Integration aktiv unterstützen können und
  • wie Integrationsarbeit in örtliche Netzwerke und Sozialräume eingebunden sein sollte.   

Nicht jedes Pflegeunternehmen kann sich den Aufbau eines eigenen Integrationsmanagements leisten. Größe und Wirtschaftskraft bestimmen die Handlungsmöglichkeiten und Strahlkraft von Arbeitgebern. Krankenhäuser, Kliniken und große Verbünde haben hier erhebliche Wettbewerbsvorteile. Gerade kleine und mittlere Pflegeunternehmen laufen Gefahr, von dem Zufluss ausländischer Arbeitskräfte abgehängt zu werden. Mit Blick auf die ambulante Pflege schwächt diese Entwicklung einen Leistungsbereich, in dem bereits heute der Personalmangel zu großen Versorgungsengpässen führt. „Wir wollen daher die Idee eines „Pflege-Integrationscenters-Ruhr“ in die Diskussion einbringen und über den Aufbau von passgenauen Unterstützerstrukturen für erfolgreiche Ansprache, Gewinnung und Integration sprechen“ umreißt Roland Wiegel die konkrete Zielstellung des ersten Pflege Integrationsgipfels. 

Nicht zuletzt soll es auch (mal wieder) um den Abbau von bürokratischen Hindernissen bei der Anerkennung und langfristigen Aufenthaltsperspektiven für ausländische Arbeitskräfte gehen. Auch die Schaffung und Bereitstellung von geeignetem und bezahlbarem Wohnraum wird in diesem Zusammenhang zu diskutieren sein. 

Zielgruppe:

Die Ruhrgebietskonferenz-Pflege wendet sich mit dem Pflege-Integrationsgipfel an Entscheider*innen aus der Pflege, Kostenträger, Politiker*innen und andere Akteure, die aktuell an der Lösung des Arbeitskräftemangels und der Verbesserung der Rahmenbedingungen für gute Pflege arbeiten.  Wir wenden uns auch an Medien und Öffentlichkeitsarbeiter*innen, denen wir zeigen wollen, wie komplex und herausfordernd die Situation in der Langzeitpflege aktuell ist. 

Format und Programm

Der Gipfel wird digital auf der Videoplattform Zoom stattfinden. Wir streben ein Mix aus Impulsvorträgen und einer Gesprächsrunde an. 

Termin: 14.06. 2023 von 14:00 Uhr – 17:00 Uhr auf der Videoplattform Zoom

Das Programm:

Wir müssen Integrationsprofis werden! – Bodo de Vries (Vorstand Johanneswerk in Bielefeld) mit Zahlen, Daten, Fakten und Herausforderungen zur Gewinnung und Bindung ausländischer Arbeitskräfte für die Langzeitpflege

Zukunftswerk Leben und Gesundheit – ZukuLuG – Dr. Henning Cramer (Projektleiter Johanneswerk) berichtet über neue Wege bei der Rekrutierung von Arbeitskräften für die Pflege aus Türkei

Integration in die Arbeitswelt Pflege (INAR) – Menderes Candan (AWO Bezirksverband Niederrhein) berichtet über Profilchecks für den Pflegebereich, Unterstützung bei der Anerkennung von Abschlüssen und berufsbegleitende Fachsprachkurse sowie über Maßnahmen zur Vorbereitung, Umsetzung und Stabilisierung der Arbeitsmarktintegration in den Einrichtungen

Ankommen. Da sein. Mitarbeiten – Gabriela Pires-Rodrigues (Einrichtungsleiterin der AWO-Seniorendienste Niederrhein) über die Gelingensbedingungen und Hindernisse bei der Integration „vor Ort“

Gesprächsrunde: Wie geht Integration und welche Hilfen machen Sinn? Was steckt hinter der Idee eines „Integration-Center Ruhr“ für die Pflege?

Anmeldungen unter: https://ruhrgebietskonferenz-pflege.de/termin/der-erste-digitale-pflege-integrationsgipfel-der-ruhrgebietskonferenz-pflege/

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