Wir sprachen mit Robert Hille, Geschäftsführer der Mirabelle Gruppe, über seine Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit dem schwedischen Einrichtungshaus.

Was waren/sind die Gründe für die Zusammenarbeit mit IKEA?

Robert Hille: Die Mirabelle-Gruppe ist noch relativ jung und wurde 2017 gegründet, doch sind wir Geschäftsführer, Philipp Keck und ich, schon sehr lange in der Pflegebranche tätig. Die Idee, mit IKEA zusammenzuarbeiten, entstand bereits im Jahr 2018, kurz nach Gründung von Mirabelle. 

Warum IKEA? Wir besuchten unzählige Messen und trafen uns mit den fünf, sechs üblichen großen Möbelausstattern der Branche und holten Angebote ein. Am Ende wurde es immer mega-teuer, und die Innenarchitektur- und Möbelkonzepte waren hochstandardisiert und teils sehr unflexibel. Ich selbst bin ein großer Fan von IKEA, und meine Einrichtung zu Hause stammt zu 99 Prozent vom schwedischen Einrichter. Und sogar meine Oma kauft bei IKEA ein. Zudem haben wir uns bei Mirabelle als kleinerer Betreiber Modernität und Innovation auf die Fahnen geschrieben. Wir sind ein Betreiber, der mit vielen Start-ups zusammenarbeitet und der die Dinge einfach anders, eben nicht nach althergebrachten Standards, anpacken möchte.

Wenn Sie heute neue Pflegeheime betreten, sehen sie sich innen doch alle relativ ähnlich. Da war es nur die logische Konsequenz, einfach mal bei IKEA anzufragen, ob sie sich die Ausstattung von ganzen Pflegeheimen vorstellen können.

Auch wenn das Thema Pflegeimmobilien für IKEA ganz neu war, haben sie sich darauf eingelassen, und das Ergebnis sehen Sie in Magdeburg im Pflegezentrum am Moritzplatz. IKEA bietet die besten Preise, sehr gute Dienstleistungen, und zudem ist IKEA besonders flexibel, was Innenarchitektur und Mobiliar anbelangt. Und genau diese Kernpunkte waren und sind für uns ausschlaggebend.

Und wie sah/sieht die Zusammenarbeit genau aus? 

Robert Hille: Es gibt bereits eine bestehende Business-Abteilung bei IKEA, die sich unter anderem auf die Einrichtung von Unternehmensgeschäftsräumen spezialisiert hat. Wir bekamen eine direkte, feste Ansprechpartnerin, eine Interieur-Designerin hier in Berlin-Lichtenberg, und in Berlin befindet sich ja auch unser Hauptsitz der Mirabelle Gruppe. Im ersten Schritt haben wir die passenden Möbel (praktisch für Senioren, leicht zu reinigende Oberflächen usw.) ausgesucht und der Interieur-Designerin unsere Grundrisse zur Verfügung gestellt. So begann bereits zwei Jahre vor Eröffnung des Pflegezentrums am Moritzplatz die Planung der kompletten Einrichtung inklusive der gesamten Ausstattung.

Das ist ein großer Vorteil von IKEA, da man neben der Einrichtungsplanung und dem Mobiliar die dazugehörige Ausstattung von Besteck über Teller, Töpfe, Tassen, Gläser bis hin zur Dekoration aus einer Hand bekommt.

Ausgenommen sind zum Beispiel lediglich Spezialeinrichtungsgegenstände wie Steckbeckenspüler, Pflegebetten usw., die von anderen Anbietern geliefert werden. 

Inwieweit können die neuen Innenraumkonzepte und Einrichtungsgegenstände Pflegeheimbewohner in einem möglichst selbständigen Leben unterstützen? Und was macht das Konzept besonders?

Robert Hille: Zum einen möchte ich die Flexibilität herausstellen, da wir praktisch auf das gesamte bestehende Portfolio von IKEA zugreifen und die Zimmer daraus ganz individuell, auf die Bedürfnisse der Senioren zugeschnitten gestalten können. Zum Beispiel können die typischen PAX-Schranksysteme für jeden Pflegeheimbewohner angepasst werden. Wir bieten unterschiedliche Zimmerarten an – von voll ausgestattet bis sehr wenig ausgestattet. Je nachdem, ob die Pflegeheimbewohner eigenes Mobiliar mitbringen wollen, können oder nicht.

So können die Senioren selbst, flexibel und individuell entscheiden, was sie benötigen und was nicht. Das fördert auf jeden Fall das Wohlbefinden.

Außerdem können wir Möbel bei Bedarf sehr schnell und unkompliziert nachordern. Das dauert bei anderen Anbietern doch häufig sehr lange, da die Möbel nicht selten erst angefertigt werden müssen. Die nachgelieferten Möbel bauen wir meist selbst auf. Das machen die Hausmeister vor Ort. Der Aufbau der Ersteinrichtung und Erstausstattung erfolgt durch IKEA beziehungsweise einem Subunternehmen nach einem durch die Interieur-Designer detailliert ausgearbeiteten, visualisierten 3D-Plan. Dieser 3D-Plan, in dem das konkrete Aussehen des jeweiligen Zimmers, jede Steckdose, jeder Kabel-/Internetanschluss, jedes Deko-Teil usw. vermerkt sind, wird im Vorfeld auch den Bauherren zur Verfügung gestellt, die dann ihre gesamten (Bau-)Ausführungen nach diesem Plan ausrichten können.

Das ist schon etwas Besonderes, da die Bauherren so etwas von anderen Betreibern gar nicht kennen.

Und wie kann ein entsprechendes Konzept auch das Pflegepersonal unterstützen/entlasten?

Robert Hille: Betrachten wir beispielsweise die Dienstzimmer.

Hier können wir genauso flexibel agieren wie bei den Zimmern der Bewohner.

Stellt sich nach einiger Zeit heraus, dass einige Möbel oder Gegenstände für die Verwendung nicht 100-prozentig passen (zum Beispiel, wenn Medikamente nicht richtig in die Fächer passen oder andere Dinge, die den Mitarbeitern während des täglichen Gebrauchs auffallen), haben wir die Möglichkeit, sofort neue, passgenaue Lösungen nachzubestellen. Umbauten mit anderen Modulen sind gerade bei der PAX-Serie sehr einfach. Bei den üblichen Großanbietern sind Änderungen im Nachhinein praktisch nicht ohne Weiteres möglich. 

Welche Materialien kommen vorzugsweise zum Einsatz?

Robert Hille: Besonders wichtig ist: Material und Oberflächen müssen praktisch, hygienisch einwandfrei und leicht zu reinigen sein. Zudem achten wir darauf, dass Bezüge abziehbar, waschbar und austauschbar sind.

Gibt es weitere konkrete Projekte mit IKEA?

Robert Hille: Oh ja, denn die Zusammenarbeit mit IKEA funktioniert super. Es sieht alles modern aus, man kann sich auf die Zeitpläne 100-prozentig verlassen und zudem erhält man zehn Jahre Garantie auf alles. Das bietet sonst kein Anbieter. Das Pflegezentrum am Moritzplatz in Magdeburg ist das beste Beispiel. Ein zweites Objekt, unsere Seniorenresidenz in Grävenwiesbach hat am 1. Oktober 2021 seine Tore geöffnet. Wir haben momentan insgesamt zwölf Neubauprojekte.

Bei allen Neubauprojekten arbeiten wir mit IKEA zusammen. Und immer werden auch die Pflegekräfte und die Leitungen vor Ort mit in die Planungen einbezogen.

Wie schätzen Sie die weitere Marktentwicklung ein? Hat die Zusammenarbeit mit IKEA im gesamten Pflegeimmobilienmarkt Zukunft?

Robert Hille: Ja, absolut, schon allein aufgrund der Flexibilität von IKEA. Es ist in aller Munde, es gab und gibt bei einigen Materialien und Bauteilen Lieferengpässe. Zum Beispiel war für unsere neue Residenz in Grävenwiesbach eine bestimmte Schreibtischart, die wir im Vorfeld ausgesucht hatten, nicht mehr lieferbar. Aufgrund des breiten bestehenden IKEA-Portfolios konnten wir aber aus einer großen Anzahl an Schreibtischen einen neuen, lieferbaren Schreibtischtyp ausfindig machen. Dieser hat sich im Nachhinein sogar als besser, schöner, praktischer herauskristallisiert, sodass wir komplett auf das Modell umgestellt haben. Das ist gegenüber den klassischen Möbelbauern ein großer Vorteil.

Wir dürfen nicht vergessen, dass IKEA – bei guter Qualität – deutlich kostengünstiger ist als die großen, klassischen Möbelbauer und Möbelanbieter. Überall steigen die Kosten – fürs Bauen, für die Grundstücke. Und damit auch die Eigenanteile der Pflegeheimbewohner.

Durch eine kostengünstigere Einrichtung und Ausstattung kann einer Explosion der Eigenanteile entgegengewirkt werden.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Einige Impressionen zum Pflegezentrum am Moritzplatz: https://www.youtube.com/watch?v=DsLALjWcve4

Moritzplatz Planung und Umsetzung:


Anzeige

1 comment
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert