Wir sprachen mit Dr. Eike Julia Muhr, Geschäftsführerin THE FLAG.

Welches Leitmotto liegt allen Segmenten zugrunde bzw. was sind die verbindenden Elemente – auch zwischen jung, alt, geschäftlich?

Frau Dr. Eike Julia Muhr: Uns leitet ein übergeordneter und umfassender Hospitality-Gedanke. Wir bieten Menschen ein Zuhause, das an ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten ausgerichtet ist. Und dieser Hospitality-Gedanke zieht sich durch alle unsere Prozesse: Also wie und wo wir Grundstücke für die Projektentwicklung aussuchen und bebauen. Und natürlich auch, wie wir unsere Häuser später als Gastgeber führen. 

Aus der Praxis heraus ergeben sich zudem viele Synergien. Ein Beispiel ist die Suche nach neuen Standorten. Die Suche nach bebaubaren Grundstücken in attraktiven innerstädtischen Lagen unterliegt einem großen Wettbewerb. Auch in mittleren Städten, in denen wir Areale zur Bebauung suchen. Wir können dann immer die Überlegung anstellen, für welches der drei Segmente sich das Grundstück am besten eignen würde.

Sowohl der demografische als auch der gesellschaftliche Wandel beeinflussen das Leben im Alter. Wie hat sich das Leben im Alter (Wohnsituationen, Ansprüche und Bedürfnisse) in den vergangenen 10-20 Jahren verändert?

Frau Dr. Muhr: Bei spezialisierten Wohnungsangeboten mit Servicebetreuung sehen wir heute eine stark wachsende Nachfrage. Die meisten älteren Menschen würden zwar gerne noch in ihrer vertrauten Umgebung wohnen, allerdings lautet die Frage vieler sogenannter Silver Ager heute mehr und mehr: „Was mache ich in den nächsten 25 bis 30 Jahren?“ Schon einige Jahre vor dem Start in die Rente stehen mittlerweile Selbstverwirklichung und Neubeginn im Fokus.

Nur wenn ein neues Wohnangebot tatsächlich die gewünschten Vorteile bietet und in die neue Lebenswelt passt, sind ältere Menschen auch zum Umzug bereit.

Im Vergleich zu früher haben sich einige wichtige Faktoren verändert. Rund 50 Prozent der Erwerbstätigen gehen heute früher in die Rente. Darunter sind viele Menschen, die dies auch wollen und es sich leisten können. Rund 15 Prozent gehen aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand. Zudem ist der Wohlstand gestiegen, unter anderem durch ererbtes Vermögen. Während im Jahr 2010 in Deutschland rund 24,7 Milliarden Euro vererbt wurden, waren es im Jahr 2020 mit 50,2 Milliarden Euro bereits doppelt so viel. Gleichzeitig ist die Lebenserwartung älterer Menschen trotz Corona weiterhin hoch. Eine 65-jährige Frau hat heute eine Lebenserwartung von weiteren rund 21 Jahren, und ein 65-jähriger Mann lebt statistisch noch weitere rund 18 Jahre.

Früher stand der Start in die Rente oftmals eher für Ruhe und Genügsamkeit. Heute führen die gerade benannten Faktoren zu einer sehr hohen Nachfrage von spezifiziertem Wohnraum für ältere Menschen. 

Bezogen auf die vorangegangene Frage: Welches Wohn- und Leistungsangebot bietet THE FLAG den heutigen Senioren?

Frau Dr. Muhr: Hier muss ich vorausschicken, dass sich der Markt im Augenblick stärker differenziert. Das Altersheim, wie wir es vor rund 20 Jahren kannten, gibt es natürlich noch immer. Es kommen neue Segmente wie Betreutes Wohnen, Service Wohnen oder ambulant betreutes Wohnen hinzu.

Mit THE FLAG Senior Living bieten wir älteren Menschen eine Perspektive, in ihrer Wunschstadt zu leben. Sie wohnen selbstbestimmt, aber mit den Annehmlichkeiten und der Unterstützung, die man im Alter gerne annimmt.

Wohnen im THE FLAG Senior Living ist auf Wunsch kombinierbar mit unterschiedlichen Serviceleistungen. Sie reichen von Hausmeisterdiensten, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen, Kontaktpflege, Alltagsbewältigung, Gesellschaft, Sport- und Präventionsangebote bis hin zur Kommunikation mit Familienmitgliedern. 

Bei Bedarf binden wir die Unterstützung durch externe ambulante Pflege mit ein. Bei der Auswahl des passenden ambulanten Dienstes unterstützen wir unsere Bewohnerinnen und Bewohner und stehen beratend zur Seite. Eine stets verfügbare Ansprechperson kümmert sich um alle Belange der Bewohnerinnen und Bewohner und ist bei organisatorischen sowie administrativen Angelegenheiten eine zuverlässige Unterstützung.

Und was macht THE FLAG im Segment des betreuten Wohnens anders/besonders?

Frau Dr. Muhr:

Drei Faktoren sind aus unserer Sicht für unsere Gäste besonders wichtig: Die innerstädtische und gut erreichbare Lage, das auf die Bedürfnisse der Gäste ausgerichtete Konzept, einschließlich des Teams vor Ort sowie die passende Anzahl von Apartments.

Wir suchen uns daher Standorte in mittleren und größeren Städten aus, die für ältere Menschen passen. Ein Beispiel ist Dülmen, wo wir in unmittelbarer Nähe des städtischen Wahrzeichens Lüdinghauser Tor bauen. Auch richtet sich das Haus mit familiärer Atmosphäre an Senioren, die im Alter ein neues Zuhause zum angemessenen Preis außerhalb des Luxussegments suchen. Eine zeitgemäße helle Einrichtung, effiziente Grundrisse und Flexibilität bei der Möblierung zeichnen diese moderne Wohnform aus. Gleichzeitig ist das Gebäude mit 50 Apartments so ausgelegt, dass es genügend Freiraum für Begegnung und Privatsphäre bietet, ohne dass sich Bewohnerinnen und Bewohner in der Anonymität verlieren. 

Zudem sind Hausnotruf, gemeinsame Aktivitäten, Hilfe bei administrativen Aufgaben, Sicherheitskonzepte und viele andere Leistungen Bestandteil des Servicepakets, das bereits mit der Miete abgegolten ist.

Wie wählen Sie geeignete Senior-Living-Standorte aus bzw. durch was zeichnen sich optimale Standorte aus?

Frau Dr. Muhr: Als Familienunternehmen können wir nicht nur schnelle Entscheidungen für oder gegen einen Standort treffen. Wir dürfen auch durchaus subjektiv sein.

Wir stellen uns immer die Frage: Würden wir – wenn wir älter sind – an diesem Standort gerne leben. Diese Frage müssen wir mit ja beantworten. 

Neben Deutschland entstehen in Spanien an der Costa del Sol 78 Seniorenwohnungen. Was waren die Gründe für den Markteintritt im Ausland im Segment betreutes Wohnen?

Frau Dr. Muhr:

Wir sind diesen Schritt gegangen, weil wir starke Partner vor Ort haben, die von der Gemeinde, über Architekten bis hin zu Baufirmen reichen. Denn wir planen, bauen und betreuen ja unsere Häuser, wann immer es geht, selbst.

So können wir gewährleisten, dass unser Konzept auch bestmöglich umgesetzt werden kann. Und unsere Familie macht in Estepona schon seit vielen Jahren Urlaub, damit sind wir mit dem Ort auch sehr vertraut.

Unser Angebot richtet sich an Gäste aus aller Welt, aber natürlich besonders auch an ältere Menschen aus Deutschland, die Gefallen am Klima und der besonderen Lebensart finden. Auch das hat für den bei deutschen Gästen beliebten Standort an der Costa del Sol gesprochen.

Wie wird sich aus Ihrer Sicht das Segment Senior Living zukünftig weiterentwickeln?

Frau Dr. Muhr: In den nächsten zwei, drei Jahren wird es weiterhin einen Nachfrageüberhang geben. Wer heute eine Wohnung im Segment Senior Living ergattern kann, ist froh. Es gibt lange Wartelisten. Neue Häuser kommen allerdings hinzu.

Nach den vorgenannten drei Jahren wird nach unserer Einschätzung die Qualität eine wesentlich wichtigere Rolle spielen. Darauf bereiten wir uns mit unseren Häusern schon heute vor.

Welche weiteren, neuen Senior-Living-Projekte sind in den kommenden Jahren geplant?

Frau Dr. Muhr: Bis zum Jahr 2030 sollen 30 weitere Standorte hinzukommen. Wir wissen, dass dies ambitioniert und der Wettbewerb um bebaubare Grundstücke sehr groß ist. 

Als Familienunternehmen können und wollen wir jedoch Teil der lokalen Gemeinschaft sein.

Da öffnet sich für uns die eine oder andere Tür, während sie für anonyme Konzerne eher verschlossen sein wird. Deshalb sind die 30 Projekte für uns ein durchaus realistisches Ziel.

Wir danken Ihnen sehr für die Beantwortung unserer Fragen.

Fotoquelle: THE FLAG (https://the-flag.de/ueber-uns/presse/

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