Michael Ries ist Vorstand und Gründer der pantera AG. Der Diplom-Immobilienwirt ist bereits seit 1988 spezialisiert auf den Vertrieb von Wohn- und Immobilienfondskonzepten. Von 1994 bis 1996 leitete er die Niederlassungen der Concordia Bau & Boden AG sowie der Penz Bau Consult/Magdeburger Hochbau AG, Berlin. 1997 wechselte er in die vertriebliche Führung der SAB AG, Spar- & Anlagenberatung, Bad Homburg. Seit 2000 leitete er den Vertrieb der Vivacon AG, von 2005 bis 2009 in Funktion des Vorstands für die Bereiche Vertrieb und Development. Seit 2009 ist er Vorstand der pantera AG; www.pantera.de.
Der demografische Wandel führt dazu, dass immer mehr altersgerechter Wohnraum und neuartige Wohnkonzepte benötigt werden. Wie verändern sich Wohnpräferenzen im Alter und wie ist aus dieser Situation heraus das bundesweite Pilotprojekt „Ratinger Höfe“ (Serviced Apartments) entstanden?
Michael Ries: Tatsächlich ist der demografische Wandel Auslöser der Entwicklung: Schon in zehn Jahren ist fast jeder Vierte in Deutschland älter als 65 Jahre. Die Zahl der Haushaltsvorstände, die älter als 60 Jahre sind, wird gegenüber 2010 um fast ein Drittel steigen. Dieser in Deutschland im historischen Vergleich beispiellosen Veränderung entspricht aber das heutige Wohnraumangebot nicht. Wir wollen deshalb jetzt bundesweit mit einem von uns entwickelten Konzept auf Basis sogenannter Serviced Apartments eine neue Wohnform für Menschen ab etwa 65 Jahre schaffen. Und im Herzen der rheinischen Stadt Ratingen sind die Voraussetzungen für das Auftaktprojekt ideal.
Was sind die ausgewiesenen Ziele des Projektes?
Michael Ries: Das vorrangige Ziel ist, den deutlich veränderten Wohnpräferenzen beim Übergang in den Ruhestand gerecht zu werden. Gefragt sind in dieser Phase vor allem kurze Wege zur Besorgung von Waren und Dienstleistungen, zu Gastronomie sowie Freizeit- und Kulturangeboten. Statt auf weitläufige Wohnflächen mit teils ungenutzten Zimmern oder pflegeintensiven Gärten wird auf durchdachte und hochwertige Einrichtung Wert gelegt. Ideal ist diese Form des Wohnens auch für Ruheständler, die oft verreisen. In dieser Zeit kümmert sich der Hausservice dann um alles Notwendige.
Inwieweit wurden (bereits im Planungsprozess) die Bedürfnisse der Bewohner mitberücksichtigt?
Michael Ries: Sie sind der Ausgangspunkt für unsere Projektentwicklung. Das lässt sich am Beispiel unseres ersten Projektes in Ratingen gut verdeutlichen. Schon bei der Standortwahl spielen hier die Bedürfnisse der Zielgruppe eine entscheidende Rolle. Wir haben einen zentralen Platz gesucht und gefunden: Zum historischen Ratinger Marktplatz sowie der Fußgängerzone sind es fußläufig nur wenige Meter! Die Stadthalle, mehrere Museen sowie das Stadttheater liegen ebenso in der Nähe. Gleiches gilt für das Sankt Marien Krankenhaus und die Orthopädie-Fachklinik 360° als gefragte medizinische Einrichtungen. Dazu kommen die umliegenden Naherholungsgebiete Blauer See oder die Auermühle im Angertal. Und für alle weiter entfernten Ziele können die Bewohner bei Bedarf das in den „Ratinger Höfen“ vorgesehene Car-Sharing- Angebot nutzen. Zudem liegen die Düsseldorfer Innenstadt als auch der Flughafen nur weniger als zehn Kilometer entfernt und sind auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln bequem erreichbar.
Und welche konkreten Vorteile sehen Sie für die Nutzer?
Michael Ries: Dass sie die idealen Bedingungen für die neuen Formen des Zusammenlebens bekommen, die sich in dieser Lebensphase etablieren: Wenn ein demografischer Wandel die Gesellschaft verändert, müssen wir darauf reagieren und die notwendige Infrastruktur zur Verfügung stellen. Unsere Serviced Apartments ermöglichen das Leben in hochwertigem Wohnraum, sie sind selbstverständlich alle barrierefrei und bieten ein Versorgungs- und Betreuungsangebot auf Topniveau.
Durch welche Besonderheiten zeichnen sich die „Ratinger Höfe“ beispielsweise im Hinblick auf Ausstattungsstandards aus?
Michael Ries: Die Ratinger Höfe werden in Sachen Ausstattung alles bieten. Hochwertig Apartments, ausreichende und geschmackvolle Gemeinschaftsflächen und eine Ausstattung und Infrastruktur innerhalb des Hauses, die zentral auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt ist und ihnen Optionen anbietet – aber nicht aufdrängt. So lässt sich beispielsweise in der eigenen Wohnung genauso essen wie im hauseigenen Restaurantbereich.
Gibt es besondere Gestaltungskonzepte (Farben, Beleuchtung und Materialien)?
Michael Ries: Auch bei der Beleuchtung und den Materialien berücksichtigen wir die besonderen Ansprüche der Nutzergruppe. Dabei arbeiten wir mit Spezialisten zusammen. Wir entwickeln mit ihnen zusammen auch innovative, hilfreiche Tools via Digitaltechnik. Weiterhin gestalten wir Eingänge und Etagen farblich unterschiedlich. Das unterstützt die optische Orientierung und macht die neuen Quartiere lebendiger. Innerhalb der Wohnungen sowie auf Fluren und anderen Gemeinschaftsflächen sorgen beleuchtete Lichtsteuersysteme für eine einfache Bedienung. Genauso gefragt sind in dieser Art der Serviced Apartments unterfahrbare Waschtische und geräumige Duschen. Schon sehr bald werden wir diese Ausstattungen im Detail präsentieren.
Welchen Stellenwert haben im Pilotprojekt die Themen Klimafreundlichkeit und nachhaltige Materialien?
Michael Ries: Bei allen unserer Projektentwicklungen geht es immer auch darum, so nachhaltig und klimafreundlich wie möglich zu bauen. Wir streben stets an, eine möglichst hohe Energieeffizienz-Klasse zu erreichen, damit Investoren die attraktive KfW-Förderung in Anspruch nehmen können. Deshalb gehört die Energieeffizienz zu einem zentralen Planungsziel. Wie gut das gelingt, zeigen auch mehrere Auszeichnungen. So hat die pantera AG für die energieeffiziente Restaurierung der denkmalgeschützten „Neue Hofgärten“ in Ludwigshafen – dort sind 230 Wohnungen entstanden – den „PROM des Jahres“ bekommen. Den Preis vergibt die Dortmunder RWE Energiedienstleistungen GmbH für energieeffiziente und nachhaltig konzipierte Immobilien. Der Sieg gelang in der Kategorie „Beispielhafte Lösungen für Quartiere und Wohnanlagen“.
Inwieweit können Städte von solchen neuen Wohnprojekten profitieren?
Michael Ries: Wenn die Best Ager, also die über 65-Jährigen, in ein Serviced Apartment ziehen, wird oft eine größere Immobilie in der gleichen Stadt verfügbar. Diese stehen zudem regelmäßig auf älteren Grundstücken mit großen Reserven für Aus-, An- oder Umbauten. Im Ergebnis kann das bedeutende positive Effekte für die Ausdehnung des Wohnraumangebotes einer Stadt haben.
Im März haben Sie die Kooperation mit Nexity verkündet, einem großen französischen Immobilienentwickler. Hat das auch Bedeutung für Ihre Serviced-Apartment-Projekte?
Michael Ries: Nexity ist der größte Wohnimmobilienentwickler in Europa und in Frankreich führend bei der Entwicklung und dem Betrieb von Serviced Apartments für die Gruppe der Best Ager! Das ermöglicht eine strategische Kooperation. Sie verschafft der pantera AG viel Know-how sowie Ressourcen für eine bundesweite Expansion. Auf der anderen Seite ermöglicht es Nexity als integriertem Anbieter von Immobilienentwicklungen und -dienstleistungen zugleich, den Markteintritt in Deutschland auf einer vorhandenen und marktführenden Projektpipeline aufzubauen. Serviced Apartments werden also ein zentraler Bestandteil der Kooperation sein!
Wie stellen Sie sich ganz persönlich Ihr Wohn- und Lebenskonzept im Alter vor?
Michael Ries: Also bis Mitte 60 habe ich ja noch etwas Zeit …. Aber dennoch mache ich gerade Erfahrungen, die mir bei der Planung helfen: Meine Mutter, die in den 70ern ist, verlässt gerade ihr Eigenheim, mein Vater ist leider schon verstorben. Sie möchte nun überschaubarer wohnen, weniger Verpflichtungen haben durch ein Haus und vor allem viel Reisen, also ihre Zeit intensiver genießen. Hier ist ein Serviced Apartment ideal. Wenn ich also die entsprechenden Jahre weiterdenke, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich ähnliche Präferenzen haben werde.
Besten Dank für die Beantwortung unserer Fragen.
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