Eine kürzlich in Scientific Reports veröffentlichte Langzeitstudie zeigt: Wer im Job Künstliche Intelligenz (KI) nutzt, profitiert gesundheitlich und fühlt sich zufriedener.
Über 20 Jahre hinweg wurden fast 18.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland begleitet. Im Fokus standen Berufe mit hohem KI-Anteil – etwa in der Pflege, Logistik oder im Büro – im Vergleich zu traditionelleren Tätigkeiten, z. B. im Handel oder Bau.
Entlastung durch KI: Weniger körperliche Belastung
Das zentrale Ergebnis: Beschäftigte in KI-intensiven Arbeitsfeldern berichten von einer besseren körperlichen Gesundheit. Grund ist die Entlastung bei schweren oder monotonen Aufgaben.
- Pflegebereich: Digitale Dokumentationssysteme oder KI-gestützte Planungssoftware reduzieren den administrativen Aufwand. Pflegekräfte gewinnen dadurch mehr Zeit für den direkten Kontakt mit Bewohnerinnen und Bewohnern.
- Logistik: Automatisierte Assistenzsysteme übernehmen schwere oder repetitive Arbeiten, während die Mitarbeitenden stärker überwachende oder koordinierende Tätigkeiten ausführen.
Keine Zunahme psychischer Belastungen
Die befürchteten negativen Effekte, wie Angst vor Jobverlust oder ein Anstieg psychischer Erkrankungen, traten nicht ein. Die Studienautoren fanden weder Hinweise auf mehr Depressionen noch auf höhere Belastungen. Im Gegenteil: Die Arbeitszufriedenheit blieb stabil oder verbesserte sich leicht.
Mehr Produktivität bei weniger Arbeitszeit
Ein überraschender Befund: Beschäftigte in KI-unterstützten Berufen arbeiteten im Durchschnitt rund 30 Minuten weniger pro Woche, ohne Einkommenseinbußen. Die Produktivität blieb gleich oder stieg sogar. Für die Pflegebranche bedeutet das: KI kann helfen, Arbeitszeiten humaner zu gestalten und Überlastung vorzubeugen – ein wichtiger Faktor angesichts des Fachkräftemangels.
Auch Arbeitgeber profitieren
Die positiven Effekte spiegeln sich auch auf Unternehmensseite wider: Gesündere und zufriedenere Mitarbeitende sind weniger krank, kündigen seltener und leisten mehr. KI-gestützte Tools zur Dienstplanung, Prozessoptimierung oder Bedarfsprognose tragen dazu bei, Kosten zu senken und Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten.
Fazit für die Pflege
Die Ergebnisse bestätigen: KI ist nicht nur ein technologischer Trend, sondern kann einen echten Beitrag zu besseren Arbeitsbedingungen leisten. Gerade in der Pflege – wo körperliche Belastung und Dokumentationsaufwand traditionell hoch sind – eröffnet sie Chancen, die Arbeit gesünder, menschlicher und attraktiver zu machen.
Allerdings mahnt die Studie auch: Die Vorteile kommen nur dann allen zugute, wenn Beschäftigte gezielt in der Anwendung geschult und Weiterbildungsangebote breit zugänglich gemacht werden.