Bürokratische Hürden, wenig Entlastungmöglichkeiten und mangelnde Wertschätzung sind die Kernprobleme der häuslichen Pflege – so die Ergebnisse einer Umfrage mit pflegenden Angehörigen und Pflegebedürftigen, die pflege.de mit der Universität Witten/Herdecke durchgeführt hat. Bei durchschnittlich 40 Stunden Pflegeaufwand pro Woche wünschen sich pflegende Angehörige vor allem mehr Zeit für sich oder Erholung in Form von Urlaub oder einer Kur. Auch der komplexe Antragsprozess für Zuschüsse und Pflegegrade ist für den größten Teil der Befragten unübersichtlich und erfordert Unterstützung. Harsch ist die Kritik an der Pflegepolitik: 90 Prozent der Befragten fühlen sich von dieser alleingelassen.

Die Gründe für die häusliche Pflege oft emotional

Was deutlich ist: Die Pflege der Angehörigen ist meist eine emotionale Entscheidung. So gaben rund 50 Prozent der Befragten an,  sich durch emotionale Bindung, Nähe zueinander oder aber gefühlte familiäre Verpflichtung für eine häusliche Pflege entschieden zu haben. 

Pflegenden Angehörigen mangelt es an Zeit & Erholungsmöglichkeiten

Mit im Durchschnitt 40 Stunden Pflegeaufwand pro Woche sind die Belastungsfaktoren im Alltag von Pflegenden hoch. Oft sind Stress und psychische sowie physische Erkrankungen die Folge. Kaum verwunderlich, dass über 90 Prozent der Befragten sich mehr Zeit für sich selbst wünschen und knapp 90 Prozent sich gerne zur Entlastung im Urlaub oder auf einer Kur erholen würden. Um den Stress zu bewältigen, bräuchten mehr als zwei Drittel zudem psychologische Unterstützung (70 Prozent). 

Bürokratische Hürden sorgen für Stress: Mehr Unterstützung gefordert

Sich mit Formularen und einem komplizierten Pflegesystem auseinandersetzen – dies belastet  viele pflegende Angehörige zusätzlich zu den Herausforderungen des Pflegealltags. Über 85 Prozent der Befragten wünschen sich deshalb Unterstützung bei der Antragstellung von beispielsweise Zuschüssen oder Pflegegraden. Digitale Angebote scheinen dabei nicht genutzt zu werden: Nur 18 Prozent sehen darin ein Entlastungspotenzial.

Kritik an Pflegepolitik: Befragte fühlen sich im Stich gelassen

Pflegebedürftige und pflegende Angehörige fühlen sich von der Politik kaum oder gar nicht vertreten. Wenig Wertschätzung, hohe Belastung und die gefühlte Ignoranz der Politiker führt dazu, dass sich  90 Prozent der Befragten von der Politik übersehen fühlen. Hinzu kommt, dass 77 Prozent der Befragten die entsprechen Interessensverbände und Initiativen für pflegende Angehörige und Pflegebedürftige nicht kennen.

Über die Umfrage:

Die Umfrage wurde als anonyme Online-Befragung mit 486 Personen durchgeführt. Die Befragung wurde von pflege.de entwickelt und vom Department für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke begleitet. An die Teilnehmenden wurden 25 Fragen gestellt, die Einblicke in die Situation der Betroffenen geben sollen.

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