Carsten Maschmeyer ist Unternehmer, Investor, TV-Juror in „Die Höhle der Löwen“, Keynote-Speaker und Bestsellerautor und lebt in München. Die Investments seiner Maschmeyer Group reichen von frühphasigen Start-up-Beteiligungen bis zu börsennotierten Gesellschaften. Mit seinen Venture Capital-Fonds seed & speed, ALSTIN und MGV ist er an 150 Technologie-Start-ups in Europa und Nordamerika beteiligt. Standorte sind München, Berlin und San Francisco. Die Erfindung der unabhängigen Finanzberatung in den 1980er-Jahren geht auf Maschmeyer zurück. 

Was macht einen guten Jungunternehmer, der ein Start-up gegründet hat, aus? Wodurch zeichnet er sich aus?

Carsten Maschmeyer: Gründerinnen und Gründer müssen ein sehr dickes Fell haben, um ein erfolgreiches Start-up aufzubauen. Sie müssen offen für Beratung sein und sich immer wieder selbst reflektieren. Dazu gehören auch Kommunikationsbereitschaft und Empathie – sowohl für ihre

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch für sich selbst.

Dann kommt noch dazu, dass es eine starke Geisteshaltung mit viel Ausdauer und Mut erfordert, um ein eigenes Unternehmen zu führen, auch weil es immer wieder mal Gegenwind und Rückschläge gibt.

Und ganz besonders wichtig: Ein Gründungsteam muss den Vertrieb im Fokus haben. Denn ab dem fertigen Produkt ist das Unternehmen eine Vertriebsgesellschaft.

Was unterscheidet die Start-up-Welt von der klassischen Unternehmenswelt?

Carsten Maschmeyer: Start-ups können das, was viele bürokratische Großunternehmen nicht können. Ihre Entscheidungswege sind kurz und unkompliziert, dadurch sind sie meist auch innovativer und schneller. Natürlich haben etablierte Unternehmen oft eine höhere Finanzkraft und mehr Personal, aber Start-ups können vieles bieten, was Corporates nicht können.

Sie haben flache Hierarchien, es herrscht eine andere, meist auch kreativere Unternehmenskultur vor, sie sind flexibel, wendig und schnell in der Umsetzung.

Deswegen liebe ich es, mit jungen Gründerinnen und Gründern zusammenzuarbeiten!

Anhand welcher Schlüsselindikatoren wählen Sie geeignete Start-ups aus, um gegebenenfalls zu investieren?

Carsten Maschmeyer: Es sind drei Schlüsselindikatoren. Erstens, das Gründungsteam darf das Start-up nicht nur deshalb gegründet haben, weil sie schon immer den Traum vom eigenen Unternehmen verwirklichen wollten. Sondern sie brauchen eine echte Lösung für ein echtes Problem. Zweitens bevorzuge ich Geschäftsmodelle aus dem Bereich Tech B2B. Dort sehen mein Team und ich das größte Potenzial. Und drittens: Für mich gilt immer „Wer vor Was“. Also, Person vor Produkt.

Lieber habe ich ein First-Class-Team und ein Second-Class-Produkt als umgekehrt.

Von welchen Parametern ist es abhängig, ob sich ein Start-up am Markt hält und etabliert.

Carsten Maschmeyer: Das Produkt oder die Dienstleistung muss die Welt ein Stück weit schneller, digitaler, nachhaltiger, besser oder gesünder machen.

Gute Gründerinnen und Gründer stellen sich immer wieder die Frage, ob sie das Produkt, die Dienstleistung, selbst kaufen oder brauchen würden. Und die Idee muss den Markt nachhaltig verändern.

Jedoch bringt die beste Idee nichts, ohne ein starkes Team, das voll auf den Unternehmenserfolg fokussiert ist. Und zuletzt: Vertrieb ist alles!

Welche Themen sind heutzutage bei Start-ups in der Gesundheitsversorgung/Pflege am zukunftsträchtigsten – und warum?

Carsten Maschmeyer:

Ein ganz großes Thema ist Mental Health.

Ich bin an HMNC Brain Health beteiligt, das Unternehmen habe ich 2010 gemeinsam mit Professor Florian Holsboer, dem ehemaligen Direktor des Max-Planck-Instituts, gegründet. Weltweit gibt es 350 Millionen Menschen mit psychischen Erkrankungen, und jeder verdient eine individuelle Behandlung, so wie es beispielsweise in der Onkologie längst Standard ist. Die bisherigen One-size-fits-all-Behandlungsmodelle in der Depressionstherapie sind nicht mehr zufriedenstellend. Deswegen arbeitet Brain Health daran, die richtigen Medikamente für die richtigen Patientinnen und Patienten zu finden und entwickelt Antidepressiva, unterstützt durch Erkenntnisse aus der genetischen Begleitdiagnostik.

In welche Start-ups oder in welche Themen aus dem Bereich der Gesundheitsversorgung/Pflege haben Sie bereits investiert?

Carsten Maschmeyer:

Mit unseren Fonds investieren wir vor allem in B2B-SaaS-Start-ups, aber für innovative digitale Health-Start-ups machen wir auch Ausnahmen.

Zum Beispiel für das Start-up Rebirth Active, eine App die einen ganzheitlichen und individuellen Ansatz für Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anbietet. Zudem habe ich in das Unicorn-Unternehmen Modern Health aus USA investiert: Eine Plattform, die sich für das psychische und körperliche Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in innovativen Unternehmen einsetzt. Dadurch leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Prävention gegen Burnout und andere psychische Krankheiten. Außerdem waren wir an pflege.de beteiligt, das Unternehmen hat einen erfolgreichen Exit gemacht. Die Gründer haben mit pflege.de das führende Portal für alle Themen rund um Pflege aufgebaut, das den Alltag für Pflegebedürftige maßgeblich erleichtert.

Besten Dank für die Beantwortung unserer Fragen.

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