Seit der Einführung der digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) im Jahr 2020 wurden diese Apps auf Rezept knapp eine Million Mal genutzt. Der aktuelle DiGA-Report des Spitzenverbands Digitale Gesundheitsversorgung (SVDGV) zeigt, dass sich die Anwendungen zunehmend als dritte Säule neben ambulanter und stationärer Versorgung etablieren. Doch gerade in der Pflege könnten sie ein noch größeres Potenzial entfalten – sofern regulatorische Hürden abgebaut werden.

Steigender Bedarf an digitalen Lösungen in der Pflege

Die Herausforderungen in der Pflegebranche sind vielfältig: Fachkräftemangel, eine alternde Gesellschaft und eine zunehmend ungleiche Verteilung der Versorgungsstrukturen zwischen Stadt und Land erfordern innovative Lösungen. DiGA könnten hier eine ergänzende und niedrigschwellige Möglichkeit sein, um Versorgungslücken zu schließen und Pflegekräfte zu entlasten. Besonders in der Telemedizin, in der digitalen Begleitung von chronischen Erkrankungen oder in der mentalen Unterstützung von Pflegebedürftigen und Angehörigen könnten diese Anwendungen einen wichtigen Beitrag leisten.

Wachsende Akzeptanz – aber auch regulatorische Hürden

Laut dem Report des SVDGV wächst die Nutzung von DiGA kontinuierlich. Der Frauenanteil unter den Nutzenden liegt bei 75 Prozent, und insbesondere die Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen greift verstärkt auf die digitalen Anwendungen zurück. Dies zeigt, dass die Bereitschaft zur Nutzung digitaler Gesundheitslösungen in relevanten Bevölkerungsgruppen hoch ist.

Allerdings stehen einer breiten Implementierung weiterhin erhebliche Hürden im Weg. Ein großes Problem bleibt die aufwendige Freischaltung der Anwendungen: Momentan müssen Patienten einen Papiercode erhalten und diesen manuell in die App eingeben. Dies ist fehleranfällig und umständlich. Der Verband fordert daher, DiGA über das E-Rezept oder direkt in der elektronischen Patientenakte (ePA) nutzbar zu machen. Die langen Wartezeiten von durchschnittlich 14 Tagen zwischen Verordnung und Nutzung müssten drastisch verkürzt werden.

Internationale Vorbilder und Perspektiven

Andere europäische Länder zeigen, dass es auch anders geht: Frankreich hat mit dem PECAN-Verfahren eine zügige Erstattungsstruktur für digitale Gesundheitsanwendungen etabliert. Auch Österreich testet derzeit ein ähnliches Modell, das bis 2026 eingeführt werden soll. Deutschland könnte von diesen Modellen profitieren und die Prozesse für DiGA weiter optimieren.

Fazit: Chancen für die Pflegebranche nutzen

DiGA könnten in der Pflege zu einer effektiven Ergänzung der Versorgungslandschaft werden. Um ihr Potenzial voll auszuschöpfen, müssen jedoch regulatorische Barrieren abgebaut und die Anbindung an bestehende digitale Infrastrukturen verbessert werden. Nur so können digitale Gesundheitsanwendungen in Zukunft einen wirklichen Mehrwert für Pflegebedürftige, Angehörige und Pflegekräfte bieten.

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