Pflegeeinrichtungen stehen unter wachsendem Druck: Der Bedarf steigt, während qualifiziertes Personal knapp wird. Gleichzeitig nimmt der Einsatz von Robotik Fahrt auf. Was vor wenigen Jahren als Zukunftsprojekt galt, wird heute in immer mehr Häusern praktisch erprobt – als Unterstützung bei Routineaufgaben, zur Entlastung von Mitarbeitenden und zur Stabilisierung von Prozessen.
Laut DAK-Pflegereport 2024 sehen zwei Drittel der Bürger:innen die Pflegeversorgung in Deutschland in einer Krise. Der Befund zeigt, wie dringend die Branche nach tragfähigen Lösungen sucht. Robotik allein wird den Fachkräftemangel nicht beheben. Sie kann aber helfen, den bestehenden Kräften mehr Zeit für das Wesentliche zu verschaffen. Jede Minute, die Technologie zurückgibt, ist eine Minute mehr für direkte Betreuung.
Wie Roboter heute schon Teil des Teams werden
Robotik ist längst in der Versorgung angekommen. In vielen Einrichtungen übernehmen mobile Systeme bereits Transportaufgaben: Sie bringen Wäsche, Mahlzeiten, Proben oder Verbrauchsmaterialien von A nach B. Was pragmatisch klingt, wirkt spürbar: Weniger Laufwege, weniger Unterbrechungen, mehr Zeit für Patient:innen. Eine Pflegedienstleitung beschreibt es treffend:
„Unser Roboter ist kein Kollege aus Metall, sondern ein Helfer, der uns Freiraum gibt, wieder das zu tun, was wir am besten können: für Menschen da sein.“
Die Herausforderungen liegen weniger in der Technik als in der Umsetzung: Akzeptanz im Team, klare Prozesse, Schulungsbedarf und die Integration in bestehende IT-Strukturen. Vertrauen entsteht durch Gestaltung, durch natürliche Bewegungen, angenehme Stimmen und verlässliches Verhalten. Erst wenn Robotik intuitiv und sympathisch wirkt, wird sie Teil des Teams.
Erfahrungen, die den Unterschied machen
Die United Robotics Group (URG) entwickelt seit Jahren mobile Robotiklösungen für Labor- und Krankenhauslogistik. In diesen Umgebungen sind Zuverlässigkeit, Sicherheit und Präzision entscheidend. Diese Erfahrung überträgt das Unternehmen auf die Pflege: Systeme wie uLab Mobile und uServe übernehmen Routineaufgaben, stabilisieren Abläufe und schaffen planbare Zeitfenster. Das Ziel bleibt klar: Pflegekräfte dort entlasten, wo Routine dominiert, damit sie mehr Zeit für menschliche Zuwendung haben.
Erfolgreiche Projekte starten mit einem klar definierten Use Case, etwa Material- oder Probenlogistik. Sie messen konkrete Kennzahlen wie Laufwege oder Zeit je Transport und investieren in Schulung und Onboarding. So wird aus einem Pilotprojekt schnell ein fester Bestandteil des Pflegealltags. Und aus Technologie ein verlässlicher Team-Player.
Robotik als neue Form der Assistenz
Auf Basis dieser Erfahrungen entwickelt URG den humanoiden Roboter uMe, der Anfang 2026 präsentiert werden wird. uMe ist als Assistenzsystem für die direkte Zusammenarbeit mit Menschen konzipiert: sicher, zuverlässig und einfach bedienbar. Ziel ist, Pflegekräfte bei Routineaufgaben zu unterstützen und gleichzeitig neue Formen der Interaktion zu ermöglichen, etwa bei Dokumentation, Information oder alltäglicher Begleitung.
Das Ziel ist nicht der Ersatz menschlicher Pflege, sondern eine neue Form der Assistenz: der Übergang von funktionaler zu sozialer Robotik. uMe steht für den nächsten Schritt hin zu empathischer, interaktiver Unterstützung, die Pflegekräfte begleitet und entlastet.
Zwischen Aufbruch und Alltagstauglichkeit
Der Bedarf ist offensichtlich: wachsende Pflegeanforderungen bei sinkenden Personalzahlen. Robotik kann Prozesse stabilisieren und Fachkräfte von Routinen befreien. Fortschritte im Interaktionsdesign steigern Akzeptanz, messbare Effekte wie kürzere Laufwege machen Investitionen nachvollziehbar.
Gleichzeitig bleiben Hürden: Integration in heterogene IT-Landschaften, verlässliche Service- und Sicherheitskonzepte, Schulungsaufwand und Finanzierungsfragen. Für humanoide Systeme kommen ethische und rechtliche Anforderungen hinzu, von Datenschutz bis Verantwortung im Betrieb. Entscheider:innen sollten schrittweise vorgehen: mit klaren Use Cases starten, Nutzer:innen früh einbinden, Kennzahlen definieren und Skalierung mitdenken.
Mehr Zeit für das, was wirklich zählt
Der Weg zur alltagstauglichen Pflege-Robotik ist kein Sprint, sondern ein Prozess. Doch die bisherigen Entwicklungen zeigen, dass Robotik bereits heute einen Beitrag leisten kann, um Arbeitsabläufe zu erleichtern und Pflegekräften Zeit für das Wesentliche zurückzugeben. Systeme wie uMobile, uServe und künftig uMe markieren Etappen auf diesem Weg – hin zu einer Pflege, in der Mensch und Technologie selbstverständlich zusammenarbeiten.
