Wer im Alter oder bei Pflegebedürftigkeit weiterhin zu Hause leben möchte, braucht smarte Lösungen. Hier setzen AAL-Systeme an: „Ambient Assisted Living“ meint technische Unterstützung im Alltag, die Sicherheit schafft, Kommunikation erleichtert sowie ambulante Pflegekräfte und Angehörige entlastet. Doch auch in der stationären Pflege spielen AAL-Lösungen eine wachsende Rolle. Denn hier steht der allseits bekannte Fachkräftemangel einer steigenden Zahl an Pflegebedürftigen gegenüber.

Was können AAL-Systeme eigentlich leisten?

AAL-Lösungen reichen von simplen Bewegungsmeldern über intelligente Notrufsysteme bis hin zu vielseitigen Service-Robotern oder digitalen Assistenten. Sie richten sich an ältere Menschen, an Pflegebedürftige, aber auch an Angehörige und Pflegekräfte. Übergeordnetes Ziel ist es, mit technischer Hilfe ein Stück Alltagssouveränität zu bewahren sowie Pflegeprozesse effizienter und sicherer zu gestalten.

Stürze erkennen – ganz ohne stigmatisierendes Equipment

Eines der wohl größten Risiken im Pflegealltag ist der Sturz. In Pflegeheimen werden daher mittlerweile Sensoren eingesetzt, die beispielsweise am Rahmen des Bettes bereits feinste Vibrationen erkennen. Fällt eine Person also aus dem Bett oder bewegt sich auffällig, schlagen die Systeme Alarm. Ganz automatisiert. Dies funktioniert mittlerweile ohne Kamera und auch ohne, dass die Bewohner:innen ein spezielles Armband oder stigmatisierende Tools müssen. 

  • Notfall-Apps mit Sturzerkennung sind beispielsweise SafeNow, Notfall IDNotfall-Hilfe, EchoSOSGPS BodyGuard oder FallCall.
  • Smartwatches mit Sturzerkennung sind unter anderem die Apple Watch, die Samsung Galaxy Watch oder die Google Pixel Watch.
  • Anbieter von Hausnotrufsystemen mit Sturzerkennung sind z. B. Neat Hausnotruf, Libify Care, Sonotel, Zembro oder ASB Hausnotruf.

Allerdings können die meisten Notrufsysteme nur bedingt Abhilfe schaffen. Das hat verschiedene Gründe: Einerseits kommt es vor, dass die installierten Systeme Stürze nicht als solche identifizieren, andererseits stellen Fehlalarme ein großes Problem dar. Ein Anbieter, der sich diesem Problem annimmt, ist beispielsweise Starkey[CM1] . Starkey bietet unter anderem Hörsysteme mit integrierten Neigungssensoren an, die Stürze zufällig erkennen sollen. Nach einem Sturz sendet das Hörsystem eine SMS mit dem Standort an bis zu drei zuvor definierte Notfallkontakte

Räume, die mitdenken – „Healing Spaces“

„Healing Spaces“ können als Räume verstanden werden, die auf das emotionale sowie auf das physische Befinden einer Person reagieren. Beispielsweise sorgen diese besonderen Räume In Einrichtungen für Personen mit Demenz mit Hilfe von angepasstem Licht, leiser Musik oder Naturklängen für Entspannung oder Orientierung. Diese Umgebung wirkt nicht nur angenehm auf pflegebedürftige Menschen mit besonderen Bedürfnissen, sondern bedeutet auch eine potenzielle Qualitätssteigerung der Arbeitsumgebung für das pflegende und sorgende Personal in Pflegeeinrichtungen. 

Wie „Healing Spaces“ in gelebter Praxis aussehen können, zeigt zum Beispiel das Arthur M. Blank Children’s Hospital in Atlanta (USA): issuu.com/bocdesigninc/docs/ccr-issue-5.25?fr=xKAE9_zMzMw [CM1] (Seiten: 38 – 46)

Damit sich die jungen Patient:innen während ihres Aufenthalts sicher, unterstützt und auch inspiriert fühlen, wird architektonisch mit viel Tageslicht gearbeitet. Zudem kommen im Rahmen des Konzepts Technologien sowie verspielte Designelemente zum Einsatz, die die Kinder miteinander verbinden und unterhalten. Nicht zuletzt wurde darauf geachtet, dass das Konzept und das Design zur Förderung der angehörigen Familien und Pflegeteams beitragen, insbesondere hinsichtlich Komfort und Effizienz. Denn sie alle sind an der Heilung der Kinder maßgeblich beteiligt. (vgl. Lacy, 2025)

Roboter in der stationären Pflege – Aber für welche Aufgaben?

Service-Roboter wie Pepper, SmartCat, Paro, Care-O-bot und Co. werden in Pflegeeinrichtungen längst erprobt, etwa für die Begrüßung von Bewohner:innen oder Gästen. Oder auch zur Unterhaltung sowie zu Erinnerung an Termine, Zeiten, Events etc. Im Rahmen der Diskussionen um sogenannte sozio-assistive Roboter bzw. Therapieroboter wird dabei immer wieder die Forderung nach steter ethischer Reflexion laut. Grundton: Roboter können bereits vieles, doch sollte das Ziel sein, das Pflegekräfte möglichst viel Zeit mit den Bewohner:innen verbringen, sei es mit oder ohne AAL-Produkten.

Weniger polarisierende Robotik-Lösungen umfassen Exoskelette, Greifarme oder Hebe-Instrumente. Deren klar definierte Aufgabe ist es, die körperliche Belastung der Pflegenden zu reduzieren. 

  • Anbieter von Pflege-Robotik sind beispielsweise German Bionic Systems GmbH, Robot.Care (ENTRANCE Robotics GmbH), Techni Science, Momo Robotics UG oder PAL Robotics.

Smart-Home-Lösungen für mehr Sicherheit zu Hause

Unter dem Begriff Smarthome werden eine Vielzahl vernetzter Geräten im Wohnbereich zusammengefasst, die den Alltag komfortabler und effizienter machen, von automatisch gesteuerten Fenstern und Rollläden bis hin zu internetfähigen Kühlschränken, Smart-TVs oder Lautsprechern mit Sprachsteuerung. Viele dieser sogenannten Geräte lassen sich aus der Ferne bedienen und tragen dazu bei, Energie zu sparen, etwa durch das automatische Abschalten der Heizung beim Lüften. Neben praktischem Nutzen erhöhen sie auch den Wohnkomfort. Da sie mit dem Internet verbunden sind, unterliegen sie jedoch ähnlichen Sicherheitsrisiken wie Computer oder Smartphones (vgl. Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, 2025[CM1] ).

  • Anbieter von Smart-Home-Lösungen sind z. B inHaus GmbH, Bosch, Philips Hue oder Osram SMART+.

News aus der SmartHome Szene: SmartHome Deutschland Awards 2025

Die Sieger der SmartHome Deutschland Awards sind im Juni 2025 bei einer Preisverleihung in Berlin gekürt worden. Gekürt wurden nebst bestem Produkt und bestem Projekt auch die besten Start-ups im Bereich SmartHome. Zusätzlich gab es einen Sonderpreis für Nachhaltigkeit:

Kategorie Bestes Produkt:
Platz 1: Eltako GmbH mit „Baureihe 64 – Matter & EnOcean“
Platz 2: Sensaru Gmbh mit „Heizung läuft, Geld verbrannt?“
Platz 3: Eldat EaS GmbH mit „Notzugangssystem – Smarte Türöffnung im Notfall“

Kategorie Bestes Projekt:
Platz 1: ZP Zuhause Plattform GmbH mit „Hagener Quartier Düsseldorf“
Platz 2: TU Dresden mit „Auteras – Automatisches Entwurfstool auf KI-Basis für smarte Gebäudesysteme“
Platz 3: Inventife Engineering GmbH mit „Smartester Showroom der Welt dank KI Sensor“

Kategorie Bestes StartUp:
Platz 1: Carechamp GmbH
Platz 2: Your Home Guides GmbH – mydoobe
Platz 3: Goodville GmbH

Sonderpreis für vorbildliche Nachhaltigkeit:
Weberhaus

Telemedizin: Pflege und Hilfe auf Distanz

Telemedizin nutzt digitale Kommunikation wie Videotelefonie, um medizinische Leistungen trotz räumlicher Distanz anzubieten – etwa für Diagnostik, Konsultationen oder Überwachung. Besonders in ländlichen Regionen spielt sie eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung. Seit 2017 wird die Videosprechstunde regulär vergütet, mit wachsender Bedeutung seit der Corona-Pandemie. Ihre Einsatzbereiche wurden seither stark erweitert. 

Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz und dem Krankenhauspflegeentlastungsgesetz wurde auch die Vergütung von Telekonsilien verbessert – sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich. Seit 2022 können sogar ärztliche Notdienste per Video erbracht und abgerechnet werden.

Weitere Fortschritte, wie das Telemonitoring bei Herzinsuffizienz und der Einsatz von Telemedizin im Rettungsdienst, werden u. a. durch den Innovationsfonds gefördert. Das neue Digital-Gesetz (DigiG) hebt frühere Begrenzungen für Videosprechstunden auf und erlaubt deren Durchführung auch außerhalb der Praxis, etwa aus dem Homeoffice. Zusätzlich wurde die Grundlage für unterstützte Telemedizin in Apotheken geschaffen.

(vgl. Bundesministerium für Gesundheit, 2025)[CM1] 

Im Bereich Telemedizin gibt es zahlreiche News. Interessant ist unter anderem das neue Telemedizin-Element der 116117 im ländlichen Raum Niedersachsens. Dort wurden die Bereitschaftsdienste ausgelagert. Es läuft so: Es ruft medizinisches Personal in einem Zeitfenster von 30 Minuten Patient:innen möglichst via Video-Anruf zurück, die sich zuvor mit einem dringenden gesundheitlichen Anliegen, z. B. am Wochenende oder an einem Feiertag, an die 116117 gewendet haben. 

Ist darüber hinaus ein Hausbesuch nötig, verständigt der Arzt bzw. die Ärztin die Johanniter. Die Johanniter haben für diesen neuen Service sogar um die 300.000 neue Ärzt:innen und Gesundheitsfachkräfte neu eingestellt. – Ein kurzes Info-Video zur beschriebenen Initiative finden Sie auf ndr.de[CM2] .

Welche Rolle spielen AAL-Lösungen in Ihrem Leben? Wir sind gespannt auf und offen für Ihre Kommentare und E-Mails an die Autorin des Artikels via info@carolinmakus.de sowie an die Redaktion von CareTRIALOG.de via: info@caretrialog.de.

Fotos: pixabay

Quellenübersicht:

Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) / Stab Presse, Social Media, Kommunikation: „Smarthome – den Wohnraum sicher vernetzen“, Link: https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Verbraucherinnen-und-Verbraucher/Informationen-und-Empfehlungen/Internet-der-Dinge-Smart-leben/Smart-Home/smart-home_node.html (zuletzt abgerufen am: 20.07.2025)

Bundesministerium für Gesundheit (BMG) / Referat L7 “Presse, Internet, Soziale Netzwerke: „Telemedizin“, Link: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/t/telemedizin.html (zuletzt abgerufen am: 20.07.2025)

Douglas Lacy: „Spaces that heal – Building a child-centered hospital care environment“, Links: https://issuu.com/bocdesigninc/docs/ccr-issue-5.25?fr=xKAE9_zMzMw und: https://www.wsp.com/en-us/insights/commercial-construction-and-renovation-feature-healing-spaces-at-arthur-m-blank-childrens-hospital (zuletzt abgerufen am: 30.07.2025)

Gabriela Purri R. Gomes et al. (2020): „Healing spaces: feasibility of a multisensory experience for older adults with advanced dementia and their caregivers“, Link: https://dl.acm.org/doi/10.1145/3389189.3392607 (zuletzt abgerufen am: 20.07.2025)


 

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