Emanuel Heisenberg ist Gründer und einer der Hauptgesellschafter von ecoworks. Vor der Gründung von ecoworks war er maßgeblich am Aufbau eines Energiedienstleistungs- sowie eines Geothermieunternehmens beteiligt. Er verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung im Aufbau von Klimatechnologieunternehmen und über ein globales Netzwerk. Als Experte im Bereich Energie- und Klimapolitik hat er nicht nur die deutsche Regierung, sondern auch Unternehmen und Private Equity Fonds beraten.

Was verbirgt sich genau hinter der seriellen energetischen Sanierung?

Emanuel Heisenberg: Die serielle energetische Sanierung, auf die sich ecoworks spezialisiert hat, ist ein innovativer Ansatz zur nachhaltigen und effizienten Modernisierung von Gebäuden. Im Kern bedeutet es, dass bestehende Mehrfamilienhäuser mit vorgefertigten Bauelementen wie Fassaden- und Dachelementen energetisch modernisiert werden. Diese Methode bietet erhebliche Vorteile in Bezug auf Zeit, Kosten und Qualität im Vergleich zu herkömmlichen Sanierungsmethoden.

Die Kernelemente der seriellen energetischen Sanierung von ecoworks sind folgende.

  1. Vorproduktion und Modulare Bauweise:
    Die Bauelemente wie Fassadendämmung, Dachelemente oder Fenster werden in einer Fabrik vorgefertigt. Diese Elemente sind präzise auf das jeweilige Gebäude angepasst, was den Aufwand auf der Baustelle erheblich reduziert.
  2. Minimierung der Bauzeit:
    Da die wesentlichen Bestandteile der Sanierung vorproduziert werden, verringert sich die Bauzeit vor Ort drastisch. Dies reduziert sowohl die Störung für die Bewohner als auch die Gesamtkosten des Projekts.
  3. Energieeffizienz:
    Die serielle Sanierung zielt darauf ab, den Energieverbrauch eines Gebäudes signifikant zu reduzieren. Das geschieht durch den Einsatz hochmoderner und ökologischer Dämmmaterialien, Fenstersysteme und Energieerzeugungsanlagen (wie Wärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen).
  4. Klimaneutralität:
    Der primäre Fokus liegt darauf, die Gebäude auf einen klimaneutralen Zustand zu bringen. Durch die Reduzierung des Energiebedarfs und die Integration von erneuerbaren Energien werden Mehrfamilienhäuser so modernisiert, dass sie klimaneutral betrieben werden können.
  5. Kosteneffizienz:
    Durch die Standardisierung und industrielle Fertigung der Bauelemente sinken die Kosten. Diese Reduzierung der Baukosten ist ein entscheidender Vorteil, insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels und steigender Baukosten.
  6. Nachhaltigkeit:
    Die serielle energetische Sanierung verfolgt das Ziel, den Gebäudebestand langfristig zu sichern und gleichzeitig die Umweltbilanz zu verbessern. Sie trägt zur Reduktion von CO₂-Emissionen bei und erhöht den Wert von Immobilien durch energetische Modernisierungen.

Dieser innovative Ansatz ist besonders geeignet für die Modernisierung von Bestandsbauten in der Wohnungswirtschaft und bietet eine attraktive Lösung, um den Gebäudebestand auf die Anforderungen der Energiewende auszurichten.

Was ist das Neue/das charakteristische Merkmal an diesen Gebäudehüllen?

Emanuel Heisenberg:

Mit der Vorfertigung verlagert ecoworks bis zu 80 % der Arbeiten von der Baustelle in die Fabrik.

Sanierungskapazitäten werden dadurch verfügbar und Bauzeiten erheblich reduziert. Unsere in der Fabrik gefertigten Fassadenmodule enthalten bereits Dämmung, Fenster, sommerlichen Wärmeschutz, kontrollierte Wohnraumlüftungen. Darüber hinaus kann je nach Bedarf ein Großteil der benötigten Gebäudetechnik in die Fassade integriert werden.

Eine skalierbare und verfügbare Lösung wie unsere seriell vorgefertigten und energetischen Fassadenmodulen erfordert starke Lieferketten. Unsere Partner zählen zu den größten Holzbau- und Fertighausbauern Europas. Mit ihrer Hilfe gewährleisten wir kurze Logistikwege in alle Bundesländer. Die industriell vorgefertigten Fassadenmodule in Holzrahmenbauweise mit integrierter Dämmung, Fenstern, Verschattung und Lüftung werden dann auf den vormontierten Konsolen in kurzer Zeit an der Bestandswand angebracht.

Welche Gebäudetypen eignen sich ganz besonders für die serielle energetische Sanierung und warum?

Emanuel Heisenberg: Besonders geeignet für die serielle energetische Sanierung sind mehrgeschossige Wohngebäude, insbesondere Mehrfamilienhäuser, die in großer Stückzahl und nach einheitlichen Bauweisen errichtet wurden. Diese Gebäudetypen bieten sich ideal an, weil sie sich durch ihre wiederkehrenden, modularen Bauformen für eine industrielle Vorfertigung der Sanierungselemente besonders gut eignen. 

Einige Gebäudetypen, die von dieser Methode besonders profitieren, sind:

1. Nachkriegsbauten und Plattenbauten: Diese Gebäude wurden in den 1950er- bis 1970er- Jahren oft nach standardisierten Bauplänen errichtet und entsprechen energetisch nicht mehr den heutigen Anforderungen. Sie sind weit verbreitet und haben meist eine einheitliche Struktur, was eine schnelle und effiziente Sanierung mit vorgefertigten Modulen ermöglicht. Die serielle Sanierung kann diese Bestände auf moderne Energieeffizienzstandards heben. Vereinheitlichte Gebäudeformen erleichtern die Planung und Durchführung von Sanierungsprojekten, was die Bauzeit und -kosten deutlich reduziert.

2. Genossenschaftswohnungen und Sozialwohnungen: Diese Gebäude sind oft in ähnlichen Mustern gebaut und eignen sich daher besonders gut für die serielle energetische Sanierung. Die Eigentümer (Wohnbaugesellschaften oder Genossenschaften) haben ein großes Interesse daran, die Energieeffizienz zu steigern und gleichzeitig die Sanierungskosten gering zu halten, um sozial verträgliche Mieten zu gewährleisten. Der schnelle und kosteneffiziente Ansatz der seriellen Sanierung ist für diese Eigentümer besonders attraktiv, da sie viele Gebäude modernisieren müssen, ohne dass die Mieten stark steigen.

3. Gebäude des sozialen Wohnungsbaus in städtischen Ballungsgebieten: In vielen Städten gibt es große Bestände an Gebäuden, die durch ihre standardisierte Bauweise ebenfalls von der seriellen Sanierung profitieren können. Diese Gebäude spielen eine wichtige Rolle bei der Schaffung von klimaneutralem, bezahlbarem Wohnraum. Die effiziente energetische Aufwertung solcher Bestände kann große Mengen an CO₂-Emissionen einsparen und gleichzeitig den Wohnwert der Gebäude erhöhen.

4. Altbauten mit einfachen Fassadenstrukturen: Ältere Gebäude, die vor den 1950er-Jahren gebaut wurden, weisen oft einfache Fassadenstrukturen auf, was die Implementierung von vorgefertigten Modulen erleichtert. Auch hier bietet die serielle Sanierung eine Lösung, um den Energieverbrauch zu reduzieren, ohne die historische Bausubstanz stark zu verändern. Die Sanierung kann effizient durchgeführt werden, ohne das historische Erscheinungsbild zu stark zu beeinträchtigen.

Warum diese Gebäudetypen?

  • Wiederkehrende Bauformen: Diese Gebäude weisen oft ähnliche, standardisierte Grundrisse und Bauformen auf, was die Integration von vorgefertigten, modularen Bauelementen ermöglicht.
  • Sanierungsbedarf: Viele dieser Gebäude sind energetisch veraltet und bieten hohes Einsparpotenzial in Bezug auf Energieverbrauch und CO₂-Emissionen.
  • Skalierbarkeit: Große Bestände ähnlicher Gebäude können durch serielle Sanierung schneller und kosteneffizienter modernisiert werden als durch individuelle Sanierungen.

Insgesamt eignet sich die serielle energetische Sanierung vor allem für große Wohnungsbestände, die in einheitlichen Mustern gebaut wurden und nun energetisch modernisiert werden müssen, um die Klimaziele zu erreichen und die Energiekosten für Bewohner zu senken.

Wie werden die Gebäudehüllen passgenau entworfen?

Emanuel Heisenberg: Unter Einsatz des Building Information Modeling (BIM) wird bei ecoworks der gesamte Sanierungsprozess deutlich effektiver gestaltet. BIM hilft, die Planung, Fertigung und Ausführung zu standardisieren und zu automatisieren. Die im Werk zu fertigenden Fassaden- und Dachelemente, Leitungstrassen und weitere Gebäudekomponenten müssen für das Bestandsobjekt passgenau geplant und gefertigt werden. Ausgangspunkt ist ein dreidimensionales, millimetergenaues Aufmaß der Gebäudebeschaffenheit per Laserscan und eine daraus entstehende Punktwolke.

Mithilfe dieser Punktwolke wird das 3D-Gebäudemodell als digitaler Zwilling des Gebäudes erstellt.

Dieses Modell bildet das Fundament einer schnellen und kosteneffizienten Planung sowie Ausführung des Sanierungsprojektes.

Wie schaffen Sie die serielle Fertigung (obwohl sich die Teile ja von Haustyp zu Haustyp unterscheiden (müssen))?

Emanuel Heisenberg:

ecoworks greift auf einen speziellen Standardbauteilekatalog mit mehr als 300 baufertigen Komponenten zurück.

Dieser ermöglicht die Projektierung von Sanierungen für weit verbreitete Merkmale im Gebäudebestand mit den spezifischen Anforderungen der Branche und Problemstellungen der Liegenschaften in den jeweiligen Baualtersgruppen. Ein standardisierter Projektablauf mit hohem Automationsgrad ermöglicht einen beschleunigten und wiederverwertbaren Prozess.

Mit wem arbeiten Sie wie zusammen?

Emanuel Heisenberg: Unsere Partner zählen zu den größten Holzbau- und Fertighausbauern Europas.

Mit ihrer Hilfe gewährleisten wir kurze Logistikwege in alle Bundesländer.

Ein strategischer Partner ist die Oikos Group GmbH. Sie gehört zu den größten Fertighausherstellern in Europa und bildet die Qualitäts- und Wertegemeinschaft für modernen Fertighausbau in Deutschland und über die Grenzen hinaus. Die Oikos Group vereint die Marken Bien-Zenker, Hanse Haus und Living Haus unter einem Dach. Die Oikos Group unterstützt ecoworks als Partner in der Fertigung der Fassadenelemente bei zahlreichen Projekten. Zusätzlich kooperieren beide Unternehmen im Bereich der Standardisierung und Automatisierung, um die Erfahrungen aus der Fertigbauindustrie in die klimaneutrale serielle Sanierung mit einzubringen.

Welche Ansätze gibt es, um den Energiebedarf noch weiter zu senken oder sogar mehr zu produzieren als zu verbrauchen?

Emanuel Heisenberg: Wir können die Wärmeerzeugung des zu sanierenden Gebäudes niedertemperaturfähig und somit nachhaltig erneuern und auf Wunsch NetZero-Betrieb herstellen. Die benötigte Energie für Heizen, Warmwasser und Haushaltsstrom werden dann vom Gebäude selbst erzeugt.

Kann Ihr Konzept auch auf Pflegeheime übertragen werden? Wie schätzen Sie die Chancen ein?

Emanuel Heisenberg: Die serielle Sanierung für Pflegeheime kann ähnlich wie bei anderen Gebäudetypen funktionieren, indem sie auf vorgefertigte Module und standardisierte Prozesse setzt. 

1. Modulare Vorfertigung von Fassadenelementen und technischen Einbauten:

  • Vorgehensweise: Ähnlich wie bei der Sanierung von Wohngebäuden werden auch bei Pflegeheimen vorgefertigte Fassaden- und Dämmelemente eingesetzt. Diese Module werden in einer Fabrik produziert und vor Ort an die Gebäude angebracht. Dies minimiert die Bauzeit vor Ort, was besonders wichtig ist, um den Betrieb im Pflegeheim so wenig wie möglich zu stören.
  • Technik: Gleichzeitig können technische Komponenten wie Belüftungssysteme, Heizungs- und Kühlsysteme oder erneuerbare Energiequellen (z. B. Solaranlagen) bereits in die Module integriert werden.

2. Minimale Störung des Betriebs:

  • Vorteil: In Pflegeheimen ist es entscheidend, dass die Sanierung den laufenden Pflegebetrieb nicht oder nur minimal beeinträchtigt. Da die serielle Sanierung auf vorgefertigte Module setzt, kann die Montage schnell und in klar definierten Zeitfenstern durchgeführt werden. So werden Lärm und Staubbelastung minimiert und die Pflegeeinrichtungen können weiterhin normal betrieben werden.
  • Modularität: Die Arbeiten erfolgen oft in Abschnitten, sodass nur bestimmte Teile des Gebäudes zu einem Zeitpunkt betroffen sind, während der Rest des Pflegeheims voll funktionsfähig bleibt.

3. Energieeffizienz und verbessertes Raumklima:

  • Ziel: Ähnlich wie bei Wohngebäuden zielt die serielle Sanierung von Pflegeheimen darauf ab, die Energieeffizienz erheblich zu steigern. Da Pflegeheime oft hohe Heiz- und Kühlanforderungen haben, können durch eine serielle energetische Sanierung deutliche Einsparungen bei den Betriebskosten erzielt werden.
  • Vorteile: Verbesserte Isolierung, effiziente Heiz- und Kühlsysteme sowie moderne Belüftungstechnologien tragen dazu bei, ein angenehmes und gesundes Raumklima zu schaffen, was für ältere Menschen und pflegebedürftige Bewohner besonders wichtig ist.

4. Kosteneffizienz durch Standardisierung:

  • Effizienz: Durch die serielle Sanierung lassen sich die Kosten im Vergleich zu einer konventionellen Sanierung senken. Dies ist insbesondere für Betreiber von Pflegeheimen wichtig, die oft knappe Budgets haben, aber gleichzeitig hohe Anforderungen an die Pflegequalität und Sicherheit erfüllen müssen.
  • Wirtschaftlichkeit: Durch die Nutzung von standardisierten Modulen und die Vorfertigung in einer Produktionsstätte können Kostenvorteile erzielt werden, ohne dass die Qualität der Sanierung beeinträchtigt wird.

Pflegeheime profitieren von der seriellen Sanierung, weil sie durch die schnellen und standardisierten Prozesse Störungen des Pflegebetriebs minimieren und die Energieeffizienz deutlich erhöhen Gleichzeitig lassen sich durch die serielle Vorfertigung Kosten einsparen, was für die Betreiber von Pflegeeinrichtungen ein entscheidender Vorteil ist.

Weitere Informationen finden Sie auf https://www.ecoworks.tech

Alle Fotos: © ecoworks


Anzeige

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert