Altenpflege ist ein Berufsfeld, das ein hohes Maß an Empathie, Geduld und Verantwortung erfordert. Pflegekräfte sind das Rückgrat unserer pflegerischen Versorgung. Sie begleiten Menschen in ihren letzten Lebensjahren. Pflegepersonal, vom Helfer bis zur Fachkraft, schenken Nähe, Trost und praktische Unterstützung. 

Doch hinter den Kulissen dieses Berufsstandes verbirgt sich oftmals eine andere Realität.  

Was kaum thematisiert wird: Auch in helfenden Berufen herrscht nicht automatisch ein menschliches Miteinander. 

Vielmehr erleben viele Pflegekräfte häufig gezieltes, aber auch unbewusste Mobbing. Das passiert sehr oft, wenn jemand neu in ein Team kommt.
Zuerst werden die Fehler gesucht. Diese werden mit Abwertung, Sticheleien, Schuldzuweisungen und unwahren Gerüchten zur unabdingbaren Wahrheit erklärt.  Der gemobbte Neuankömmling kann sich nicht wehren gegen diese psychische Belastung. Er zieht sich zurück. Die Folgen sind Krankenscheine, innere Kündigung, Arbeitsplatzwechsel und häufig der Ausstieg aus dem Beruf, den man einst gewählt hat um anderen Menschen zu helfen.

Gerade in der Altenpflege, wo Arbeitsdruck, Personalmangel und hierarchische Strukturen den Alltag prägen, bietet sich ein fruchtbarer Boden für destruktives Verhalten. Häufig bleiben Betroffene allein zurück – aus Angst, nicht ernst genommen zu werden, aus Sorge um den Arbeitsplatz oder weil schlicht kein Raum für offene Kommunikation vorhanden oder gewünscht ist.

Dabei ist Mobbing kein individuelles Problem einzelner Mitarbeiter, Vorgesetzter oder gar Bewohner, sondern ein strukturelles Symptom einer überlasteten Pflegekultur. Es betrifft das gesamte System. Das hat natürlich schadhafte Konsequenzen. Wenn Pflegekräfte psychisch unter Druck stehen, leidet nicht nur der Mensch hinter der Uniform, sondern auch die Qualität der Pflege.

Auswirkungen von Mobbing auf die Gesamtsituation in der Altenpflege

Mobbing ist mehr als ein zwischenmenschlicher Konflikt. Es wirkt sich tiefgreifend auf das gesamte Pflegesystem aus.Die Folgen betreffen nicht nur das betroffene Individuum, sondern auch das Team, die Pflegequalität und letztlich die pflegebedürftigen Menschen selbst.

1. Psychische und physische Belastung der Betroffenen  

Betroffene Pflegekräfte entwickeln häufig Symptome wie Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Ängste oder psychosomatische Beschwerden.
Die tägliche Arbeit wird zur unüberwindbaren Belastung.
Selbst harmlose Aufgaben werden plötzlich zu einem Riesenproblem.
Dies führt oft zu kürzeren Krankheitsausfällen aber auch zu langfristiger Arbeitsunfähigkeit.

2. Leistungsabfall und Fehleranfälligkeit  

Wer unter Druck steht, macht mehr Fehler. Das ist ein Fakt, der gerade in der Altenpflege gravierende Folgen haben kann. Die Konzentration sinkt.
Die Sorgfalt leidet. Kommunikationsprozesse brechen komplett zusammen.
Die Pflegequalität verschlechtert sich, was sich direkt auf das Wohl der Bewohner:innen auswirkt.

3. Vergiftetes Betriebsklima und Teamzerfall  

Mobbing erzeugt Misstrauen, Spaltung und Angstkultur.
Kolleg:innen ziehen sich zurück, Loyalitäten verschieben sich. Offene Kommunikation wird durch Flurfunk ersetzt.
Ein gutes Teamklima, von gegenseitigem Vertrauen und Wertschätzung geprägt, ist der Schlüssel für funktionierende Pflege.
Ist Mobbing im Spiel löst er sich in seine Bestandteile auf. Das Team zerbricht. 

4. Fluktuation und Fachkräftemangel  

Viele Pflegekräfte kehren dem Beruf den Rücken, weil sie dem psychischen Druck nicht mehr standhalten können. Der ohnehin prekäre Personalschlüssel verschärft sich weiter. Ein Teufelskreis entsteht, der das System nachhaltig schädigt. Jedes Jahr wandern sogar hunderte Pflegekräfte ins Ausland ab um dort ihr Glück zu suchen. Doch, wir wissen, dass es dort auch nicht besser ist. Der Schein trügt. Das Altenheimhopping ist genauso ein Irrweg. Die Problematik muss im Kern verstanden werden. Erst dann ist Veränderung möglich. 

5. Auswirkungen auf die Pflegebedürftigen  

Pflegebedürftige Menschen spüren Spannungen im Team sehr genau.
Sie erleben gestresste, unkonzentrierte Pflegekräfte, zunehmende Fehler oder mangelnde Empathie. Das ist natürlich nicht hinnehmbar. Gerade in dieser vulnerablen letzten Lebensphase möchte man sich sicher fühlen. Nicht selten kommt es durch Mobbing zu Versorgungsdefiziten, weil Mitarbeiter:innen innerlich gekündigt haben oder
ihren Frust an den Bewohnern auslassen, indem sie diese dann selbst mobben.

Mobbing ist also kein Randproblem, sondern ein systemischer Risikofaktor für die Stabilität und Menschlichkeit in der Altenpflege. Umso wichtiger ist es, hinzuschauen, zu benennen und gegenzusteuern.

Wissen ist Macht – Wege der Prävention und Problemlösung 

Mobbing in der Pflege lässt sich nicht allein durch Appelle an Menschlichkeit beseitigen. Es braucht Wissen, Haltung und strukturelle Maßnahmen. Dazu zählen:

a) Klare Kommunikationsregeln und Konfliktmanagement-Trainings

b) Supervisionen und regelmäßige Teamsitzungen

c) Anonyme Meldestellen und externe Beratungsangebote

d) Sensibilisierung von Vorgesetzten für ihre Vorbildfunktion

e) Stärkung der individuellen Resilienz durch Coaching, Austausch und Fortbildung

Denn nur wer versteht, wie Mobbing entsteht und wirkt, kann rechtzeitig handeln, für sich selbst und für andere.

Ein hilfreiches Arbeitsbuch zu diesem Thema kann dieser Selbsthilferatgeber sein.

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