Oftmals fallen Anbauten in der Gestaltung hinter dem Bestandsbau zurück und ordnen sich ein oder sogar unter. Der Erweiterungsbau des Seniorenzentrums „Santa Casa da Misericórdia’s“ macht es umgekehrt, auch wenn der neue Anbau sich auf der Rückseite des Hauptgebäudes befindet.

„Das Volumen entmaterialisiert sich durch die Auskragungen der einzelnen Zimmer und weitet die Hauptfassade auf zu einer Stadtskulptur, die unverwechselbar ist – so wie es jeder Bewohner sein sollte.“

Architekt Nuno Piedade Alexandre

Es liegt unweit von Santarém nördlich von Lissabon gelegen. 

Das Gebäudevolumen ergibt sich aus der maximalen Ausnutzung der verfügbaren Fläche des Grundstücks und aus der Notwendigkeit der Verbindung mit dem bestehenden Gebäude. Der Einsatz des Tageslichts und die ungewöhnlichen Raumzuschnitte stehen im Fokus des Entwurfskonzeptes. Das bestehende Seniorenzentrum wurde um zehn Zweibettzimmer und vier Einzelzimmer erweitert, die jeweils über ein eigenes Bad verfügen. 

Jedes der Bewohnerzimmer verfügt über ein großzügiges Kastenfenster, das aus der Fassade schräg in den Straßenraum herausragt. Die Verglasung bricht optisch die schwarzen Lamellenflächen auf und verleiht dem Gebäude ein dynamisches, heterogenes Aussehen. Jede Fensternische schiebt sich in einem anderen Winkel in den Stadtraum und ermöglicht eine einzigartige Blickbeziehung zur Umgebung und Ausblick auf die nahegelegenen Bäume, die Stadtsilhouette oder den Fluss Sor, der in der Nähe des Grundstücks fließt. Die Räume haben eine Deckenhöhe von 2,7 Metern und enden in raumhohen Fensteröffnungen, die sich trichterförmig auf 3,5 bis 4,5 Meter weiten, so dass zusätzliches Tageslicht in die Räume gelangt. „Das Projekt basiert auf dem funktionalen Raumprogramm, versucht darüber hinaus aber dem Einzelnen und seiner Individualität Rechnung zu tragen“, fügt Architekt Nuno Piedade Alexandre hinzu. 

Andere aktuelle Projekte aus Portugal zeigen sich ebenfalls mit auffälligen Fassaden, darunter das geometrische Haus von Guilherme Machado Vaz in Afife, das wie ein schlichter weißer Kasten aussieht, wenn die bunten Fensterläden geschlossen sind. Ausladende Volumina finden sich auch in einem von Valdemar Coutinho Arquitectos für die Küstengemeinde Viana do Castelo entworfenen Sportzentrum aus Beton im brutalistischen Stil.

Fotos: João Morgado (Portugal)

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