„Erfolgreiches Unternehmertum mit Sinn und frischer Innovationskraft“ – unter diesem richtungsweisenden Motto kamen am 20. und 21. Mai 2025 rund 70 Entscheiderinnen und Entscheider der Pflegewirtschaft zu den 6. Management Parkgesprächen zusammen. Eingeladen hatten wie immer die WiBU Gruppe in Kooperation mit der Karla Kämmer Beratungsgesellschaft – und mit dem „Gräflicher Park Health & Balance Resort“ in Bad Driburg einmal mehr einen Ort gewählt, der mit seiner historischen Tiefe und naturnahen Ruhe den perfekten Rahmen für Reflexion, Dialog und Inspiration bot. Und der Hausherr selbst, Graf Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff, ließ es sich nicht nehmen, die Teilnehmenden zu begrüßen. 

Wandel und Wirksamkeit, der rote Faden der Parkgespräche

Schon die Moderation ließ spüren, dass es diesmal um Brückenschläge zwischen Generationen, Haltungen und Denkweisen ging. Karla Kämmer und Christoph Schneeweiß, Caretable, führten als generationenübergreifendes Duo durch das Programm – prägnant, pointiert und persönlich. Ihre zentrale Botschaft: Führung ist Dienstleistung – sie braucht Authentizität, Selbstführung und eine Haltung, die sich auch in herausfordernden Zeiten bewährt.

Humanunternehmertum als gelebte Kulturveränderung

Gunnar Barghorn setzte als erster Referent ein markantes Zeichen: Als selbsternannter „Humanunternehmer“ gab er sehr persönliche Einblicke in die Transformation seines Unternehmens. Seine Kernaussage: „Veränderung findet sowieso statt – also sei selbst die Veränderung.“ Seine Führungsphilosophie ist klar: Wer führen will, muss vertrauenswürdig sein, verzichten können – auf Bedeutsamkeit, aber nicht auf Wirksamkeit – und Rückschläge als Innovationsmotor nutzen. Seine drei Zutaten für erfolgreiche Transformation: Wagemut, Wissen und Wirkung.

Enkeltauglich wirtschaften – Sinn stiften als Erfolgsfaktor

Ellen Uloth rückte in ihrem Vortrag die Enkeltauglichkeit von Unternehmen in den Fokus. Unternehmen seien Entwicklungsräume – für Mitarbeitende wie für Gesellschaft. Sie plädierte für eine Unternehmenskultur, in der Menschen sich entfalten und Sinn erleben können. Das Thema stieß auf große Resonanz, wie die angeregte Diskussion zeigte – etwa mit Jutta Weigang Vorständin der Sozialstiftung Bamberg, die das Format des „Sinn-Cafés“ vorstellte: ein Raum für Mitarbeitende, eigene Lösungen zu entwickeln – und Verantwortung zu übernehmen.

Ein gemeinsames Abendessen im ehemaligen Pferdestall sowie geführte Abendsparziergänge durch den Park rundeten den ersten Veranstaltungstag perfekt ab.

Europäische Einblicke – Lernen von den Nachbarn

Den zweiten Tag eröffnete Annemarie Fajardo mit einem fundierten Blick über die Grenzen: Sie stellte Pflege- und Versorgungskonzepte aus den Niederlanden, Finnland und Österreich vor und machte deutlich, dass auch dort der Fachkräftemangel drückt – aber innovative Modelle wie das Buurtzorg-Prinzip oder Community-Nurses strukturell gegensteuern. Deutschland könne hier vor allem von der stärkeren Akademisierung der Pflegeberufe lernen.

Old & New Leadership – Evolution der Führung

Dr. Dana Janas verknüpfte klassische Führungsprinzipien mit modernen Ansätzen. Ihre Botschaft: „Führung befindet sich in der Evolution.“ Klarheit und Struktur bleiben ebenso wichtig wie Empathie, Partizipation und Empowerment. Führung sei Motivationstreiber, Bindungsgarant – und letztlich das Rückgrat des unternehmerischen Erfolgs.

Digitalisierung: strategisch und partizipativ

Florian Owen von digatus.care brachte die Realität der digitalen Transformation auf die Bühne – und wie sie mit KI-gestützten Systemen bereits Einzug in die Pflege hält. In einem Deepfake-Video eröffnete er seinen Vortrag – produziert von einer KI-Version seiner selbst – und verdeutlichte so eindrucksvoll, wie nahe Zukunftstechnologien bereits sind. Seine Botschaft: Digitalisierung ist keine IT-Aufgabe, sondern Chefsache und Teil der Unternehmensstrategie. Es braucht klare Ziele, Infrastruktur und vor allem: Mitarbeitende, die mitgenommen werden. Es gingen viele Hände hoch, als Florian Owen fragte, wer sich mit Digitalisierung beschäftigt, aber eine klare Strategie verfolgen noch die wenigsten.

Nachhaltigkeit: Ganzheitlich denken

Dr. Ulrich Krantz von der K&S Gruppe betonte die umfassende Verantwortung von Unternehmen. Nachhaltigkeit sei weit mehr als Klimaschutz – es gehe auch um soziale Verantwortung, gute Arbeitsbedingungen und glaubwürdige ESG-Strategien. „Es gibt ein neues Selbstbewusstsein in der Pflege“, resümierte er – ein Satz, der sinnbildlich für die Aufbruchsstimmung der gesamten Veranstaltung stand.

Praktisch, partizipativ, europäisch – die Workshops

Am Nachmittag wurde es interaktiv. In diversen Workshops vertieften die Teilnehmenden Themen von europäischer Pflege bis hin zur Unternehmenskultur als SROI-Treiber. Besonders gefragt war das „Planspiel Digitalisierung“ von Florian Owen und Susanne Krempl vom Münchstift, in dem verschiedene Unternehmensrollen gemeinsam die Einführung neuer Technologien simulierten. Weitere Höhepunkte: das Konzept der Zorgvilla aus den Niederlanden, soziokratische Führungsmodelle aus Österreich und Führung fällt nicht vom Himmel – als passionierter Fluglehrer und Prüfer vertraut Christian Schultz, Vorstand der Diakonie Stiftung Salem, darauf, dass seine Schüler selbständig fliegen und zeigte auf, dass die Pflege etwas von der Fliegerei lernen kann. Ein Pilot hat nur eine begrenzte, oft sehr kurze Zeit, aus wildfremden Menschen ein Team zu bilden. Das gelingt, weil jede, jeder die jeweilige Rolle kennt.

Speziell diesen Workshop hat Katja Lohmann, Geschäftsführerin PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG, für sich als den bedeutendsten Impuls mitgenommen und auf die Pflege übertragen:

„Das ist ein kompetenzbasierter Ansatz. Jeder bleibt in seinem Arbeitsbereich. Das klappt im ambulanten Bereich viel besser als im stationären Setting. Examinierte Pflegefachpersonen sind nicht dafür da, um Müll zu entsorgen, Butterbrote zu schmieren oder die Spülmaschine auszuräumen.“

Pflegewirtschaft im Aufbruch

Die 6. Management Parkgespräche zeigten eindrücklich: Die Pflegewirtschaft ist bereit für neue Wege – wenn sie sich ihrer Stärke bewusst wird, ihre Innovationskraft nutzt und ihre Sinnorientierung ernst nimmt. Was bleibt, ist ein Gefühl von Aufbruch – getragen von Menschen, die nicht nur mitdenken, sondern vorangehen wollen.

Ein starkes Signal – für eine Pflege, die wirtschaftlich erfolgreich ist, weil sie menschlich bleibt.

Fotos: WiBU Gruppe

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