Elke Heidenreich (geb. 1943) lebt in Köln. Sie studierte Germanistik und Theaterwissenschaft und arbeitete bei Hörfunk und Fernsehen. Für ihr Werk wurde sie mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Ernst-Johann-Literaturpreis 2021. 

Wie sind Sie zu diesem Buchthema gekommen?

Elke Heidenreich: Ehrlich: Es war eine Idee des Hanser Verlags. Hanser Berlin gibt eine Reihe heraus mit zehn Essays zu wichtigen Fragen und Themen unseres Lebens, wie Reisen, Wohnen, Lieben, Streiten – und eben auch: Altern.

Und da hat man mich gefragt, schließlich bin ich 81!

Altern wir heute eigentlich anders als früher? Wie hat sich das Altern (bzw. die Wahrnehmung des Alterns in der Gesellschaft) verändert?

Elke Heidenreich: Da hat sich sehr viel verändert.

Zum einen gesellschaftlich, wir nehmen alte Menschen anders wahr als das früher der Fall war, sie sind viel aktiver ins Leben eingebunden, und zum Teil natürlich, weil gerade in unserem Land die medizinische Versorgung sehr gut ist.

Immer mehr Menschen werden sehr alt, das ist schön, aber unter Umständen für eine Gesellschaft auch ein Problem, oder sagen wir: zumindest eine Herausforderung.

Und wie findet Altern heutzutage speziell auch in den Medien statt (mit der Zielgruppe der Silver Ager etc.)?

Elke Heidenreich: Alte tauchen auf, ältere Frauen spielen noch eine Rolle, früher verschwand man mit 50 vom Bildschirm. Ich bin über 80 und immer noch dabei.

Das Thema hat sich durchgesetzt: alt sein heißt nicht, in der Ecke sitzen und auf den Tod warten! 

Was sind für Sie die größten Herausforderungen (oder vielleicht auch Ängste?) des Alter(n)s?

Elke Heidenreich:

Ängste empfinde ich überhaupt nicht, eher eine große Dankbarkeit für ein so behütetes Leben in einem demokratischen Land ohne Krieg.

Herausforderungen? Ach ja, die Freunde sterben, das ist schlimm, die Kräfte lassen nach- aber das ist normal, mach ich eben ein bisschen langsamer! Ich finde alles in allem, dass das Alter mehr Vorteile als Nachteile hat. 

Und wie kann man diesen Herausforderungen/Ängsten begegnen?

Elke Heidenreich: Ängste nicht zulassen, die Jugend war doch viel komplizierter! 

Gut schlafen, wach am Leben teilnehmen, nicht resignieren!

Der Tod findet uns sowieso, und bis dahin wird vergnügt gelebt! 

Macht altern auch Spaß? Was sind für Sie die Vorteile des Alter(n)s?

Elke Heidenreich:

Natürlich macht es Spaß, wenn man sich nicht immer die Defizite oder Gedanken an das, was schief ging, reinzieht.

Es ist geschenkte Zeit, in der man nichts mehr beweisen muss, das ist doch wunderbar! 

Kann man Lebenszufriedenheit lernen? Haben Sie einen Tipp?

Elke Heidenreich: Nein, ich habe und gebe keine Tipps. Man sollte sich klarmachen, dass in jedem Leben Dinge schief gehen und andere Dinge wiederum wunderbar sind oder waren. Man sollte sozusagen sein Leben nicht verpassen und es annehmen, ohne dauernd zurück zu schauen und zu bedauern.

Wir haben nicht mehr viel Zukunft, also: jeden Tag nutzen. 

Wie und wo möchten Sie selbst alt werden?

Elke Heidenreich: Umgeben von Freunden in meinem Haus. Und nicht zu alt.

Mich selbst überleben will ich auch nicht …

Vielen Dank!

Porträtfoto Elke Heidenreich: © Stephan Pick

Info:

Das 112 Seiten umfassende Buch „Altern“ von Elke Heidenreich ist am 13. Mai 2024 bei Hanser Berlin erschienen und als Hardcover (ISBN 978-3446279643) oder E-Book erhältlich: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/elke-heidenreich-altern-9783446279643-t-5229

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