Nina Hagen ist eine, Olaf Scholz ist einer, Steffi Graf ebenso und auch Hape Kerkeling. Sie alle sind sogenannte „Babyboomer”. „Zur Generation der Babyboomer – also jener, die zwischen 1955 und 1969 geboren wurden – gehören in Deutschland rund 19 Millionen Menschen. Mit dem Thema Pflegebedürftigkeit haben [sich] viele von ihnen noch nicht auseinandergesetzt.” – Das schrieb die Redaktion der Website Ärzteblatt.de im Artikel Babyboomer verdrängen Thema Pflegebedürftigkeit” (11.07.2022) und bezog sich dabei auf eine Studie, die seit Mitte 2022 hohe Wellen in der Branche schlägt. 

Die Rede ist von der Studie Babyboomer-Generation läuft blind in die Pflege-Katastrophe” von Prof. Dr. Thomas Druyen und seinem Team vom September 2022. Im Rahmen der Studie wurden 1.063 Teilnehmer*innen in Form von standardisierten Online-Interviews zu diesen Themen befragt: 

  • Pflegeerfahrung,
  • eigenes Pflegerisiko,
  • Einstellungen zur eigenen Pflege und
  • Visionen zur Pflege in der Zukunft.[1]

Die Ergebnisse der Erhebung sind vielseitig wie spannend, vor allem aber wird eines deutlich: Die geburtenstarken Jahrgänge von 1955 bis 1969[2] sind relativ unvorbereitet, was die eigene Pflegebedürftigkeit angeht bzw. stecken sie großes Vertrauen in den Staat. So sehen 79 % der Befragten den Staat in der Verpflichtung, ihre Pflege zu organisieren und auch ihre Kosten zu tragen.[3] Im Einklang mit diesem Ergebnis steht der Fakt, dass nur 22 % der Befragten einen konkreten Plan haben, wie sie versorgt werden möchten, sollten sie einmal pflegebedürftig werden. Im Umkehrschluss fand bei 78 % der Befragten zum Zeitpunkt der Erhebung noch keine konkrete Planung hinsichtlich der eigenen pflegerischen Versorgung statt.[4]

Dem entgegen steht allerdings die Problematik, dass weder das System der deutschen Rentenleistung noch das Pflegesystem der Bundesrepublik Deutschland nachhaltig tragend und bereit für die zunehmende Belastung ist. Interessierte finden in den Ausführungen von Prof. Dr. Thomas Druyen eine genaue Aufschlüsselung dieses Spannungsfeldes: 

Link zur Studie:

www.optadata-zukunfts-stiftung.de/fileadmin/Zukunfstsstiftung/zukunftsforschung
/PflegeStudie2022_Vollversion.pdf

Vollversion Begleitheft: 

https://www.prisma.de/data/file/default/4096/
40959687_caf540456077f6f9c843ecca1b9f0f95.pdf

Doch ruht der dramatischen Lage auch ein immenses Innovationspotenzial inne, die das Team um Prof. Dr. Druyen zu folgenden Clustern zusammen fasst: 

  • Revolutionäre Gestaltung der bisherigen Pflegeorganisation
  • Nachhaltige Schaffung der Aufwertung des Pflegeberufes.
  • Beitrag zur Neuplanung der Pflegefinanzierung.
  • Babyboomer for Future als Antreiber des Pflegewandels.[5]

Das Team hinter der Studie beschreibt Babyboomer als eine Generation, die neugierig ist. Und genau in dieser Offenheit für neue Konzepte und Ideen liegt wohl der Schlüssel zur (Teil-)Lösung der gesellschaftlichen Schieflage, was Pflege und Rentenleistungen betrifft. Im Rahmen der Studie wird in diesem Zusammenhang vertiefend auf Pflege-WGs, auf Pflege-Robotik, Pflegeappartements, umfassende (ECO)-Dienstleistungssysteme sowie auf neue Beschäftigungsmärkte eingegangen.[6] All das macht Hoffnung und Mut, sich den großen Herausforderungen im breiten Feld Pflege/ Betreuung/ Rente anzunehmen. Gleichzeitig wurde durch die Studie aber auch überaus deutlich, dass die Themen Altersvorsorge und Pflegeplanung deutlich stärker in den Fokus aktueller Debatten rücken müssen. 


Erhebungs-Institut der Studie: infas quo GmbH, Nürnberg (Ansprechpartner: Stephan Duttenhöfer)

Wissenschaftliche Leitung der Studie: Institut für Zukunftspsychologie und Zukunftsmanagement, Sigmund Freud Privat Universität Wien (Ansprechpartner: Prof. Dr. Thomas Druyen)

Studienmanagement: opta data Zukunfts-Stiftung gGmbH, Essen (Ansprechpartner Prof. Dr. Thomas Druyen)

Weitere interessante Persönlichkeiten, die sich dem Themenkomplex Babyboomer & Altenpflege widmen: 

www.hauptstadtkongress.de/mcon-23-session-15769-die-babyboomer-kommen-altenpflege-neu-ausrichten/


[1] https://www.optadata-zukunfts-stiftung.de/fileadmin/Zukunfstsstiftung/zukunftsforschung/PflegeStudie2022_Vollversion.pdf (S. 5), abgerufen am 20.06.2023
[2] https://www.optadata-zukunfts-stiftung.de/fileadmin/Zukunfstsstiftung/zukunftsforschung/PflegeStudie2022_Vollversion.pdf (S. 11), abgerufen am 20.06.2023
[3] https://www.optadata-zukunfts-stiftung.de/fileadmin/Zukunfstsstiftung/zukunftsforschung/PflegeStudie2022_Vollversion.pdf (S. 73), abgerufen am 20.06.2023
[4] https://www.optadata-zukunfts-stiftung.de/fileadmin/Zukunfstsstiftung/zukunftsforschung/PflegeStudie2022_Vollversion.pdf (S. 40), abgerufen am 20.06.2023
[5] https://www.optadata-zukunfts-stiftung.de/fileadmin/Zukunfstsstiftung/zukunftsforschung/PflegeStudie2022_Vollversion.pdf (S. 20), abgerufen am 20.06.2023
6] https://www.optadata-zukunfts-stiftung.de/fileadmin/Zukunfstsstiftung/zukunftsforschung/PflegeStudie2022_Vollversion.pdf (S. 80ff), abgerufen am 20.06.2023)

Foto: pixabay

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