Wann und wie kam es zu der Idee zu Zeitsilber, gab es einen Auslöser?

Dr. Dirk Stauder und Roman Sauer (Zeitsilber-Gründer): Zuallererst, wie sind sehr stolz darauf, dass wir den Deutschen Demografiepreis 2023 in der Kategorie „Zukunft der Arbeit“ gewonnen haben. Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung. Die Idee Zeitsilber zu gründen, kam uns Ende 2020. Das war wirklich ein bisschen Schicksal. Als langjährige Freunde und nun Gründungspartner haben wir (Gründer: Roman Sauer & Dirk Stauder) uns nach einiger Zeit wieder einmal in München getroffen und gemerkt, dass wir beide einfach mal etwas anderes machen wollen als unsere bereits bestehenden Jobs. Gesagt getan. Und so haben wir die ganze Zeit in München und anschließend einige Wochen per Video-Call jeden Tag überlegt, was als Start-up in Deutschland Sinn macht, es so noch nicht gibt und zukunftsträchtig ist und zudem der ganzen Gesellschaft hilft. Natürlich wollten wir auch eine Idee realisieren, hinter der wir selbst zu 100 Prozent stehen. Wir sind dann auf das Thema des demografischen Wandels und die zahlreichen damit verbundenen Probleme gekommen, wie beispielsweise Fachkräftemangel, Arbeitseinsamkeit, Arbeitsarmut, Rentenlücken, etc. Also haben wir gedacht wir, gründen einfach eine digitale Tätigkeitsvermittlungsplattform für Menschen über 50. Das hilft der älteren Bevölkerungsgruppe, weiterhin aktiv zu bleiben, sich auch noch einmal flexibel selbst neu zu erfinden und natürlich auch Geld zu verdienen.

Und es hilft auf der anderen Seite aber auch, das ganze Fachwissen und die Erfahrung der Ü50er an die Gesellschaft weiterzugeben.

Zeitsilber ist ein richtiges sozial-gesellschaftliches Herzensprojekt für uns geworden, und wir freuen uns schon auf die nächsten Schritte.

Was sind die ausgewiesenen Ziele von Zeitsilber (auch Mehrwerte für Menschen ab 50 und Unternehmen)?

Zeitsilber-Gründer:  Wir sehen unseren Mehrwert vor allem in der digitalen Vernetzung von Unternehmen und Menschen über 50 (auch bis ins höhere Rentenalter), die noch Tätigkeiten ausüben und/oder sich neu erfinden wollen und dies dem (Arbeits-)Markt zur Verfügung stellen wollen. Wir leben in einer Zeit, in der die demografische Entwicklung jedes Jahr deutlicher wird und Menschen tendenziell älter werden. Dieser Trend hält wohl noch bis mindestens 2050 an.

Gleichzeitig ist der Tätigkeitsmarkt für über 50 Jahre alte Menschen häufig unflexibel und im Rentenalter sogar noch gar nicht erschlossen, obwohl dies die Menschen mit den meisten Berufserfahrungsjahren sind.

Der Markt ist somit wirklich groß und birgt gerade jetzt sehr viel Potenzial, da die Generation der Babyboomer nach und nach in Rente geht. Gleichzeitig suchen Unternehmen Fachkräfte, und viele Tätigkeiten werden gar nicht mehr erfüllt – von Schließungen im Einzelhandel und der Gastronomie bis hin zu öffentlicher Infrastruktur oder vor allem in ganz wichtigen Bereichen wie der Pflege. Auch aus sozial-gesellschaftlicher Sicht gibt es Engpässe, denn gerade ältere Menschen (insbesondere Rentner) leben häufig am Existenzminimum und vereinsamen. Da die Lebenserwartung steigt, kommen nun Vorschläge aus der Politik, Menschen später in Rente gehen zu lassen, beispielsweise ab 70 Jahren. Das sehen wir anders.

Wir möchten über unsere Plattform das Potenzial, die Erfahrung und die Kenntnisse älterer Menschen in die Unternehmen bringen – und das komplett flexibel, digital (wo gewünscht) und einfach.

Wir sind davon überzeugt, dass die Generation 50+ für den Arbeitsmarkt immer wichtiger wird. Und aufgrund dieser Punkte möchten wir ein Netzwerk und eine Verknüpfung mit Zeitsilber schaffen.

Daraus entstehen aus unserer Sicht ganz neue Modelle der Arbeit, die der gesamten Gesellschaft helfen sollen.

Wie funktioniert das Geschäftsmodell konkret?

Zeitsilber-Gründer: Das ist ganz einfach. Wir sind eine Plattform, die Unternehmen, die Tätigkeiten von Menschen über 50 in Anspruch nehmen möchten, digital mit diesen vernetzten. Unternehmen können sich ganz einfach registrieren, ihre Profile erstellen und die Bereiche und Inserate einstellen, für die sie Stellenangebote haben. Auf der anderen Seite können sich Menschen über 50 registrieren, die über ihr Profil teilen, welche Tätigkeitsbereiche sie noch anbieten würden. Unternehmen haben so Zugriff auf die Profile der Menschen über 50 und können auf deren Fachexpertise zugreifen und diese einstellen. Menschen über 50 haben eine digitale Plattform, um sich dem (Arbeits-)Markt noch anzubieten. Es erfolgt zudem ein Algorithmus-basiertes Matching zwischen Anbietern und Suchenden mit Vorschlägen, wer zu wem passen könnte. 

Ist Zeitsilber kostenlos beziehungsweise wie finanziert sich die Plattform?

Zeitsilber-Gründer: Für Menschen über 50, die Tätigkeiten anbieten, kostet die Plattform erst einmal gar nichts. Vielleicht wird es zukünftig Premiummitgliedschaften geben. Für Unternehmen erheben wir eine monatliche Nutzungsgebühr, die den Zugriff auf Tätigkeiten anbietende Menschen über 50 gewährleistet. Also ganz einfach und transparent.

Was ist das Besondere an Zeitsilber im Vergleich zu anderen Plattformen für Menschen ab 50?

Zeitsilber-Gründer:

Es gibt bisher keine digitale Tätigkeitsvermittlungsplattform in Deutschland für unsere Zielgruppe und für Unternehmen.

Wir sind maximal einfach gehalten. Jeder kann sich von überall anmelden und etwas anbieten oder auf die Ü50er zugreifen. Wir sind überhaupt auch die erste Plattform, die es speziell Ü50ern erlaubt, ihre Profile und angebotenen Tätigkeiten digital und exklusiv für Unternehmen anzubieten, die gerade diese Zielgruppe und deren Erfahrung suchen.

Wie viele Nutzerinnen und Nutzer sowie Unternehmen sind schon dabei?

Zeitsilber-Gründer: Unsere erreichbare Community besteht bereits aus über 10.000 Menschen. Inbegriffen natürlich unserer Social-Media-Kanäle. Mit einigen Unternehmen arbeiten wir schon konkret zusammen, werden diesen Bereich in Zukunft verstärken. Zudem haben wir mehrere Hundert registrierte Nutzer, die bereits direkt ihre Tätigkeiten auf unserer Plattform anbieten. Wir freuen uns über jeden, der mitmacht.

Wie werden neue Nutzerinnen und Nutzer sowie Unternehmen gewonnen?

Zeitsilber-Gründer: Nutzer und Unternehmen werden über verschiedene Kanäle gewonnen. Da wir eine digitale Tätigkeitsvermittlungsplattform sind, sind wir selbst viel im Bereich Social Media aktiv und konnten hierüber viele Nutzer gewinnen. Einige Kontakte sind auch einfach direkt durch unser Netzwerk entstanden. Aktuell verstärken wir unsere Präsenz zusätzlich im Offline-Bereich, um gerade noch nicht so digital affinen Menschen zu helfen, auch mitzumachen. Nach unserem aktuell laufenden Relaunch der IT-Infrastruktur der Plattform werden wir unser Marketing und den Vertriebsbereich vergrößern und intensivieren. Wir sehen auf jeden Fall jetzt schon großes Interesse und viel Zuspruch seitens der Nutzer. Und nach dem großen Erfolg des Gewinns des Deutschen Demografiepreises sind wir umso optimistischer, dass Zeitsilber ein wichtiger Bestandteil in der zukünftigen Arbeitswelt wird.

Kann Zeitsilber auch eine Plattform werden, um dem dramatischen Fachkräftemangel entgegenzuwirken (zum Beispiel auch durch Priorisierung bestimmter Bereiche wie Pflege, Gastronomie, Handwerk usw.)? Welche nächsten Schritte sind geplant?

Zeitsilber-Gründer: Ihre letzte Frage ist super. Genau dafür wurde Zeitsilber gegründet. Fachkräftemangel ist ein Problem, welches Unternehmen teils schon zur Geschäftsaufgabe führt. Gerade im mittelständischen Bereich wie beispielsweise dem Einzelhandel, der Gastronomie, dem Handwerk oder der Pflege finden Unternehmen aus unserer Erfahrung gar keine Arbeitskräfte mehr. Genau hier hilft jede, auch temporäre Aushilfe. Unser Wunsch wäre es, dass Zeitsilber hier den Mehrwert der Generation Ü50 den Unternehmen und der Gesellschaft noch bewusster machen kann. Nicht zu vergessen die Seite der Ü50er selbst. Häufig möchte man vielleicht auch einfach flexibler arbeiten. Hinzu kommen dann insbesondere für Menschen in Rente auch die Aspekte, noch fit zu bleiben, eine erfüllende Tätigkeit anbieten zu wollen und somit auch Altersarmut und Einsamkeit entgegenzuwirken. Das sind alles Themen und Probleme, die wir mit Zeitsilber lösen wollen. Am Ende ist es für Politik Wirtschaft und jede Einzelperson (Ü50) aus unserer Sicht eine Win-win-Situation. Gastronomie, Einzelhandel, Alltagshilfe, Pflege und Handwerk sind sicherlich Bereiche die jetzt schon eine ganz wichtige Rolle spielen und bei denen wir bereits viel Nachfrage sehen. Aber wir priorisieren keine Branche explizit, sondern denken, am Ende wird Angebot und Nachfrage zeigen, wer wo für wen und wann eingesetzt wird. Der nächste wichtige Schritt ist jetzt die Verbesserung unserer Plattform selbst (www.zeitsilber.de), und dann werden wir gezielt noch mehr Unternehmen und Ü50er über unsere Vertriebskanäle zu Zeitsilber bringen. Ganz wichtig ist uns noch zum Schluss:

Wir wollen Menschen verbinden und einen Mehrwert für die Gesellschaft schaffen, keine Art der Zeitarbeit oder ähnliches sein.

Natürlich brauchen wir hierfür auch eine gewisse Finanzierung und sehen als Wertschätzung und Selbstverständnis an, dass Tätigkeiten von Menschen über 50 oder in Rente auch bezahlt werden. Denn gerade Erfahrung ist wertvoll.

Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.

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